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Aktuell Tourismus

SAT-Geschäftsführer verlässt Bad Urach

»Die Zeit ist verdammt schnell rumgegangen«, sagt Louis Schumann. Die sieben Jahre und elf Monate, in denen er Geschäftsführer des Schwäbische Alb Tourismusverbandes – kurz: SAT – war, sieht man ihm kaum an. Vielleicht ein paar Fältchen und graue Härchen mehr, das Gesicht ein bisschen weniger bubenhaft, aber immer noch jugendlich frisch und voller Tatendrang. Louis Schumann ist inzwischen 41 Jahre alt. Heute dreht er zum letzten Mal den Schlüssel in seinem Büro im Haus des Tourismus in Bad Urach um. Eine gute, intensive Zeit. Zeit, eine neue Herausforderung anzupacken.

Louis Schumann vor dem Haus des Tourismus in Bad Urach. Das Büro des SAT-Geschäftsführers ist im zweiten Obergeschoss. Der 41-Jä
Louis Schumann vor dem Haus des Tourismus in Bad Urach. Das Büro des SAT-Geschäftsführers ist im zweiten Obergeschoss. Der 41-Jährige hat nach knapp acht Jahren eine neue berufliche Herausforderung gesucht. Foto: Andreas Fink
Louis Schumann vor dem Haus des Tourismus in Bad Urach. Das Büro des SAT-Geschäftsführers ist im zweiten Obergeschoss. Der 41-Jährige hat nach knapp acht Jahren eine neue berufliche Herausforderung gesucht.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH

»Die Pandemie war für den Tourismus die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg«

Intensiv, spannend und lehrreich. Mit drei Worten fasst Louis Schumann seine Zeit als SAT-Geschäftsführer zusammen. Einen großen Verband zu managen, der für ein Viertel der Landesfläche zuständig ist (vgl. Box) ist an sich schon eine Herkulesaufgabe. Dann kam Corona. »Die Pandemie war für den Tourismus die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg«, sagt der gebürtige Pforzheimer. Im Tourismus schlug Corona doppelt zu: Spätestens mit dem Lockdown brach der Umsatz fast über Nacht weg, dann kam mit der Wiederentdeckung des Tourismus im eigenen Land die Gegenbewegung. Plötzlich standen sich Wanderer auf den Füßen und drängten sich Radfahrer im Wald – oder kamen sich die beiden Fraktionen ins Gehege. »Wir mussten uns damals um die Besuchersteuerung kümmern«, sagt Louis Schumann, »das war eine ganz neue Herausforderung.« Um’s abzukürzen: »Corona hat die normale Tourismus-Welt auf den Kopf gestellt«, so der 41-Jährige, »ich glaube aber, dass ich von diesen Erfahrungen viel für mein künftiges Leben mitnehmen kann.«

»Als ich beim SAT angefangen habe, waren wir fünf Leute«, sagt der scheidende Geschäftsführer, »jetzt sind wir elf.« Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist auch das Budget um das Doppelte gewachsen – es liegt jetzt bei rund zweieinhalb Millionen Euro. Dem gegenüber stehen beeindruckende Besucher- und Übernachtungszahlen: Wie das Statistische Landesamt jetzt mitgeteilt hat, haben die Zahlen in diesem Sommer das Vor-Corona-Niveau übertroffen. »Die Schwäbische Alb profitiert vom Megatrend zum Urlaub im eigenen Land«, hatte Louis Schumann schon bei der 2022er-SAT-Hauptversammlung auf dem Hohenneuffen gesagt. Besonders stolz ist er, weil die SAT-Zahlen noch stärker als der Landesdurchschnitt gestiegen sind.

Brauchen kein  Fernrohr, um Weitsicht zu zeigen: Louis Schumann (links), der Geschäftsführer des Schwäbische Alb Tourismusverban
Brauchen kein Fernrohr, um Weitsicht zu zeigen: Louis Schumann (links), der Geschäftsführer des Schwäbische Alb Tourismusverbands (SAT), mit dem Vorsitzenden Mike Münzing. Das Bild entstand bei der SAT-Hauptversammlung vor 13 Monaten auf dem Hohenneuffen. Foto: Andreas Fink
Brauchen kein Fernrohr, um Weitsicht zu zeigen: Louis Schumann (links), der Geschäftsführer des Schwäbische Alb Tourismusverbands (SAT), mit dem Vorsitzenden Mike Münzing. Das Bild entstand bei der SAT-Hauptversammlung vor 13 Monaten auf dem Hohenneuffen.
Foto: Andreas Fink

Einen guten Anteil an den guten Zahlen hat die Alb-Card, die den Schlüssel zu mehr als 150 Attraktionen im SAT-Gebiet darstellt und für Urlauber nach Auskunft vieler Gastgeber ein schlagendes Argument für eine Buchung ist. Ganz nebenbei steht sie für freie Fahrt im ÖPNV auf einem Viertel der Fläche Baden-Württembergs – so groß ist das SAT-Gebiet. »Grandios«, sagt Louis Schumann über die Alb-Card, verschweigt aber nicht, wie herausfordernd der Weg zu dem Erfolgsmodell war. Weil die Alb-Card über die Gastgeber finanziert wird, musste er viel Überzeugungsarbeit leisten. Die Entwicklung der Gästekarte war für ihn mit sehr viel Klingelputzen verbunden. Ganz nebenbei musste er noch sieben Verkehrsverbünde und die Baden-Württemberg-Tarif GmbH unter einen Hut bringen. »Wir sind bei der Alb-Card mit knapp hundert Leistungen gestartet«, sagt Louis Schumann, »jetzt liegen wir bei 170.« Ihm selbst sei am Anfang noch nicht klar gewesen, welche Dimension die Alb-Card annehmen würde, sagt er. »In dieser Form ist sie jetzt die einzige Gästekarte in Deutschland, die diese große Fläche abdeckt.«

»Die Schwäbische Alb profitiert vom Megatrend zum Urlaub im eigenen Land«

Mit der Alb-Card hat Louis Schumann beim SAT sein Meisterstück abgeliefert. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin tritt bei einem Tourismusverband an, der sich sehen lassen kann. Nicht nur, weil Ministerpräsident Wilfried Kretschmann 2022 beim Deutschen Wandertag in Fellbach als Schirmherr das »100%-Alb«-T-Shirt trug, sondern auch, weil die Schwäbische Alb von allen Tourismusdestinationen die höchste Dichte an zertifizierten Radwegen hat und auch mit knapp 80 zertifizierten Tages- oder Mehrtageswandertouren deutschlandweit weit vorne liegt, wie Schumann betont.

Dass der studierte BWLer was kann, hat er schon vor seiner Zeit beim SAT bewiesen: Fast sieben Jahre leitete er bei der Schweizer »IMG«, einer führenden Agentur für die Vermarktung von Sport-, Entertainment- und Medienrechten, diverse Projekte wie den Schweizer Cup und das Radsport-Mega-Event »Tour de Suisse«. Beim SAT war er in unruhigen Zeiten angetreten: Der Tourismusverband hatte sich 14 Monate zuvor von seinem Geschäftsführer Jürgen Steiner getrennt. Der SAT-Vorsitzende Mike Münzing sprang neben seinem Beruf als Münsinger Bürgermeister ehrenamtlich als Geschäftsführer ein. Jetzt redet er in den höchsten Tönen von dem scheidenden Geschäftsführer. »Louis ist ein Löwenmensch, der für den Tourismus brennt«, sagt der Münsinger Bürgermeister, »er ist maßgeblich für den Erfolg der letzten Jahre verantwortlich.« Der Noch-Geschäftsführer gibt die Blumen zurück: »Die Zusammenarbeit mit Mike war sicher einer der Erfolgsgaranten des SAT in den letzten Jahren.« Hier sind zwei zusammengekommen, die Lust haben, etwas zusammen aufzubauen. Zwei, die sich blind aufeinander verlassen können, weil sie für die gleiche Sache brennen und sich richtig gut leiden können. (GEA)

SAT

Der Schwäbische Alb Tourismusverband (SAT) ist die zentrale Dachorganisation für die gesamte Reise- und Ferienlandschaft Schwäbische Alb. Der Verband umfasst zehn Landkreise und den Stadtkreis Ulm sowie rund 150 Städte und Gemeinden. Das Gebiet umfasst rund 8 000 Quadratkilometer – ein Viertel der Landesfläche. (GEA)