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»Promillesteige« zwischen Dettingen und Hülben bleibt bis Jahresende gesperrt

Dettingens Bürgermeister Michael Hillert zu Gast im Hülbener Gemeinderat: Die Gemeinde kann sich den kleinen, aber beliebten Albaufstieg nicht mehr leisten. Eine Sanierung kostet 18 Millionen Euro, das Geld hat Dettingen nicht, und der Kreis zeigt kein Interesse an einer Beteiligung.

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Der Gemeindeverbindungsweg zwischen Dettingen und Hülben bleibt bis Ende des Jahres zu. Was danach kommt, ist noch nicht klar: Der Dettinger Gemeinderat entscheidet, ob 18 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt werden sollen. Das Bild ist aus Richtung Dettingen aufgenommen, betroffen von der Sperrung sind allerdings vor allem die Älbler, die ins Tal fahren wollen. Foto: Kirsten Oechsner
Der Gemeindeverbindungsweg zwischen Dettingen und Hülben bleibt bis Ende des Jahres zu. Was danach kommt, ist noch nicht klar: Der Dettinger Gemeinderat entscheidet, ob 18 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt werden sollen. Das Bild ist aus Richtung Dettingen aufgenommen, betroffen von der Sperrung sind allerdings vor allem die Älbler, die ins Tal fahren wollen.
Foto: Kirsten Oechsner

DETTINGEN/HÜLBEN. Schon oft hat Dettingens Bürgermeister eines klar und deutlich gemacht: Die Gemeinde könne sich eine Sanierung der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Dettingen und Hülben nicht leisten, laut Kostenschätzung müssten dafür rund 18 Millionen Euro veranschlagt werden. Die Aussage bekräftigte Michael Hillert am Montag im Hülbener Gemeinderat: Vorerst bleibe die sogenannte »Promillesteige« aus Sicherheitsgründen laut einer verkehrsrechtlichen Anordnung der Dettinger Verwaltung bis mindestens 31. Dezember geschlossen. Wie es danach weitergehe, entscheide laut Hillert der Gemeinderat.

Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser hatte seinen Amtskollegen zur Sitzung eingeladen, um im Gemeinderat der einzigen direkten Anliegergemeinde die Fakten zu präsentieren – die Gemeindegrenzen verlaufen am Albtrauf: »Es sind viele Emotionen mit im Spiel«, machte er deutlich, »es liegt an uns, sachlich zu bleiben.« Man wolle den Ist-Zustand darstellen und nicht in einen offenen Schlagabtausch miteinander treten, sondern informiert das Thema diskutieren und so die Entscheidung nachvollziehbar machen. Denn Verständnis habe er durchaus für Dettingens Haltung, so Ganser.

Auch Hülbens Kasse ist leer

Andersherum würde Hülben genauso reagieren, aber die Forderung nach einer finanziellen Beteiligung an einer Sanierung könne er nicht erfüllen: Auch Hülbens Kasse sei leer, der Haushalt angespannt. 50.000 Euro würden ebenso wenig helfen wie eine Summe von drei oder vier Millionen Euro angesichts der geschätzten Kosten: »Eine Finanzierung ist nicht möglich«, unterstrich Ganser - auch nicht über eine Erhöhung von Steuern oder Gebühren.

Man könne über ein Notopfer der Hülbener nachdenken, eine Summe von rund 1.200 Euro pro Einwohner stünde im Raum: Wolle man das, fragte Ganser mit Blick auf die dicht gefüllten Zuschauerreihen. Und wenn eine finanzielle Beteiligung anderer Kommunen im Raum stehe, über welche Gemeinden müsse man laut Ganser dann reden: »Wo fangen wird an, wo hören wir auf.« Bad Urach werde bei Gedankenspielen beispielsweise mit in die Pflicht genommen, aber: Die Stadt sei von der Sperrung der Gemeindeverbindungsstraße nicht direkt betroffen, leide aber wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens.

Die von Bewohnern der Albdörfer gerne genutzte »Promillesteige« sei laut Michael Hillert ein wichtiger Albaufstieg, dessen Unterhaltung allein bei der Gemeinde Dettingen liege. Er müsse seinem Kollegen Ganser Recht geben: »Dettingen wird allein gelassen.« Bekräftigt wurde dies durch ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim: Es handele sich nicht um eine überörtliche Straße. Der Landkreis wurde damit aus der Pflicht für eine Unterhaltung genommen, möchte sie laut Hillert auch nicht übernehmen – das habe Landrat Dr. Ulrich Fiedler erst jüngst wieder signalisiert.

Dennoch habe sich der Dettinger Gemeinderat nach dem Urteil 2017 entschlossen, die Verbindungsstraße weiterzuunterhalten und für die Verkehrssicherheit zu sorgen. Die sei nun nicht mehr garantiert, deshalb habe die kommunale Verkehrsbehörde die Schließung angeordnet. Kurzzeitig sei eine Hoffnung aufgeflammt, dass sich das Land an einem Komplettausbau finanziell beteiligen könnte – der sei jedoch angesichts möglicher Kosten unrealistisch: Gefordert sei allein eine Straßenbreite von sechs Metern, das sei angesichts der Topografie kaum möglich. Und, so Hillert weiter: Die Straße liege in einem ökologisch wertvollen Gebiet.

Stilllegung der Straße möglich

Dettingen habe um den Gemeindeverbindungsweg gekämpft: »Wir werden aber als Kommune nicht in der Lage sein, sie zu erhalten.« Man habe Fakten gesammelt und sich auch juristische Hilfe geholt, was ein Nein des Dettinger Gemeinderats zu einer weiteren Finanzierung bedeuten könne. Ein mögliches Szenario: Man trete in das Verfahren einer vollständigen »Einziehung« ein - was bedeutet, dass die Straße komplett stillgelegt würde. An diesem Prozess werde auch Hülben als Anliegergemeinde beteiligt. Hier komme dann auch der Hülbener Gemeinderat erstmals ins Spiel.

Noch philosophiere man über die Zukunft der kleinen Albsteige mit großen Auswirkungen auf den Verkehr im Ermstal. In einem nächsten Schritt sei laut Hillert nun der Dettinger Gemeinderat gefordert. »Ich bin froh, dass Hülben diese Entscheidung nicht treffen muss«, erklärte Siegmund Ganser zum Abschluss der Inforunde.