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Pliezhausen ist Vorreiter bei Photovoltaik

Die Fair Netz braucht ein Umspannwerk in Pliezhausen. Dann können genug Bürger ihren durch Sonnenenergie erzeugten Strom ins Netz einspeisen.

Nicht nur auf dem Dach der Gemeinschaftsschule Pliezhausen (vorne) stehen Solarpaneelen, die Strom erzeugen. Auch auf einigen Pr
Nicht nur auf dem Dach der Gemeinschaftsschule Pliezhausen (vorne) stehen Solarpaneelen, die Strom erzeugen. Auch auf einigen Privathäusern im Hintergrund sind solche installiert. Pliezhausen ist bei der Energiewende schon recht weit. Foto: Malte Klein
Nicht nur auf dem Dach der Gemeinschaftsschule Pliezhausen (vorne) stehen Solarpaneelen, die Strom erzeugen. Auch auf einigen Privathäusern im Hintergrund sind solche installiert. Pliezhausen ist bei der Energiewende schon recht weit.
Foto: Malte Klein

PLIEZHAUSEN. Früher war es einfacher: Kraftwerke erzeugten aus Kohle oder Gas Strom. Hinzu kam noch der aus Kernenergie. Über Leitungen und Steckdosen kam die Energie zum Fernseher, zum Computer, dem Wasserkocher oder zum Herd. Strom kommt zwar immer noch aus Steckdosen. Doch mittlerweile ist es komplizierter: Strom wird immer öfter dezentraler erzeugt, wenn auf Hausdächern oder an Balkonen Photovoltaikanlagen montiert sind. Gab es früher große Produzenten und Verbraucher, können seit der Energiewende auch Privathaushalte Strom erzeugen und ins Netz einspeisen. Doch das bringt neue Herausforderungen mit sich für die Stromnetze - bis hin auf die lokale Ebene von Pliezhausen. Darauf haben der Fair Netz Geschäftsführer Klaus Saiger und seine Kollegen Mona Keller, die Leiterin Assetmanagement und Grundsatzplanung, und Alfred Bernhard als Leiter Netzleitstelle & Netzführung hingewiesen. Sie waren am Dienstag im Gemeinderat Pliezhausen zu Gast und berichteten über ihre Ausbaupläne, die ein neues Umspannwerk in Pliezhausen vorsehen.

Pliezhausen hat aus Sicht der Fair Netz den Vorteil, dass dort die Energiewende schon etwas weiter fortgeschritten ist als woanders. »Beim Ausbau der Photovoltaik-Anlagen ist Pliezhausen eine Musterkommune«, sagte Mona Keller. Die Fair Netz müsse nun für die Energiewende die Infrastruktur bereitstellen. »Ausgehend von den Klimazielen ermitteln wir die Größen, die für die Klimaneutralität nötig sind und regionalisieren die.« Für die Fair Netz bedeute das, dass sie die Bestandsinfrastruktur stark ausbauen müssten. Ein Beispiel: Aktuell gibt es in Pliezhausen 49 Umspannstationen, also Trafohäuschen. Künftig braucht es aber noch 29 weitere im Ortsnetz, sagte Alfred Bernhardt.

Mehr als das Fünffache aus regenerativen Energien

Der Fair Netz-Geschäftsführer Klaus Saiger bezifferte die Herausforderung, vor der alle Stromnetzbetreiber in Deutschland durch die Energiewende stünden. Aktuell werden 2.500 Terawattstunden Energie in Haushalten bundesweit im Jahr verbraucht. Davon sind 550 Terawattstunden Strom. Im Jahr 2045 würden auch durch Effizienzgewinne nur noch 1.900 Terawattstunden Strom benötigt. Davon werden 1.300 Terawattstunden Strom sein. Gründe für den höheren Strombedarf seien, dass aktuell 1,4 Millionen Wärmepumpen an Häusern installiert sind und es 2037 14 Millionen sein sollen. Die Zahl der Elektroautos soll Prognosen zufolge von 1,2 Millionen jetzt auf 31 Millionen im Jahr 2037 steigen. Dafür braucht es Strom, der immer mehr aus erneuerbaren Energien kommen soll. »Um die Klimaziele zu erreichen, muss die heutige regenerative Versorgung um das fünf- bis sechsfache erhöht werden«, sagte Saiger.

Sein Kollege Bernhard sagte, was das für Pliezhausen bedeutet: »Um den Ertrag der Photovoltaikanlagen dezentral ins Netz einzuspeisen, braucht es ein Umspannwerk in Pliezhausen. Nur so können wir die Spannung aufrechterhalten.« Auf einer Karte ist dies nördlich des Hauptorts eingezeichnet, es gibt aber noch keinen Standort für das 3.000 Quadratmeter große Umspannwerk. Für Bürgermeister Christof Dold war klar: »Wir brauchen ein Umspannwerk, damit unsere Bürger Strom generieren und ins Netz einspeisen können. Wir als Gemeinde sind mit im Boot und werden mithelfen, wo wir können.« Er könne sich vorstellen, dass Einwohner Befindlichkeiten gegen den Bau haben könnten. »Klar ist aber auch, dass jeder Strom haben möchte.« (GEA)