PLIEZHAUSEN. Das Leichtathletik-Kreisfinale im Schulsportwettbewerb »Jugend trainiert für Olympia« im Schönbuchstadion ist bundesweit die größte Schulsportveranstaltung ihrer Art. Und das schon seit 50 Jahren. Gestern, am ersten Wettkampftag maßen sich rund tausend Grundschülerinnen und Grundschüler im 50-Meter-Sprint, im Weitsprung und im Ballweitwurf. Höhepunkt und Schluss des Wettkampftags bei den Jüngsten ist die 8x50-Meter-Pendelstaffel.
Zahlen. Gestern maßen sich rund tausend Jungen und Mädchen aus den Landkreisen Reutlingen und Tübingen, die sich in 97 Mannschaften zusammengeschlossen haben. An allen drei Tagen kommen mehr als zweitausend Schülerinnen und Schüler aus hundert Schulen. »Jugend trainiert« hat mit und nach Corona einen gewissen Einbruch erlebt. Und jetzt: Es läuft wieder. »Wir sind so langsam an den Grenzen angelangt«, sagt Doris Völter, die im Orga-Team zusammen mit Uli Singer, Martin Beck und Susanne Sterr Verantwortung trägt.
Helfer. Das Pädagogen-Viererteam hat zwar insgesamt hundert Jahre Organisations-Erfahrung, kann aber eine Großveranstaltung wie die im Pliezhäuser Schönbuchstadion nur so gut hinkriegen, weil es auf viele hundert helfende Hände zurückgreifen kann. Gestern waren allein 197 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Pliezhausen im Einsatz. Als »Flizzys«, Ordner, Verkehrsregler, Aufräumer … überall schauen sie nach dem Rechten und helfen aus. Bei Auf- und Abbau müssen auch 18 Kolleginnen und Kollegen ran. Im Schönbuchstadion schauen mehr als 60 Kampfrichterinnen und Kampfrichter nach dem Rechten. Nicht nur aus den Schulen – viele Ehrenamtliche mit einem sportlichen Hintergrund helfen schon eine kleine Ewigkeit mit. Manche weit mehr als 20 Jahre. Auch der Förderverein der Pliezhäuser Gemeinschaftsschule spielt eine wichtige Rolle. Er sorgt dafür, dass niemand verhungert oder verdurstet, die Schlange vor der Eistruhe war teilweise gefühlt so lang wie die 50-Meter-Bahn.

Erste Hilfe. Die war gestern nur im kleinen Rahmen gefordert. Schürfwunden, Zerrungen, vielleicht mal ein Bienenstich: »Nichts Großes heute«, sagt Andreas Kresse, der Bereitschaftsleiter des DRK-Ortsvereins Pliezhausen. Am zweiten und dritten Wettkampftag, an denen sich die Größeren messen, könnte es ernster werden. Aus zwei Gründen: Ein 800-Meter-Lauf ist etwas anderes als ein 50-Meter-Sprint. Und: Etliche von denen, die sich am Mittwoch und Donnerstag im Schneller-Weiter-Höher messen, sind in Leichtathletikvereinen und treiben in ihrer Freizeit fast schon Leistungssport. »Die gehen deutlich ehrgeiziger an die Sache ran«, weiß der DRK-Mann aus langer Jugend-trainiert-für-Olympia-Erfahrung. Da kann’s schon mal sein, dass bei der Backofenhitze jemand kollabiert und sich im Zelt erst mal ausruhen muss. Andreas Kresse ist ein alter Hase und als solcher tiefenentspannt: »Wir sind für alles gewappnet.«
Offenheit. Der Verein »Behinderte helfen Nichtbehinderten« (BhN) ist eine feste Größe bei »Jugend trainiert«. Er ist in ganz Baden-Württemberg mit 15 ehrenamtlichen Referentinnen und Referenten unterwegs. Alle haben ein körperliches Handicap, die meisten sind querschnittsgelähmt und deshalb im Rollstuhl unterwegs. Im Schönbuchstadion bauen die Vereinsmitglieder – selbst national und international sportlich höchst erfolgreich – einen Rolli-Parcours auf. Die Grundschüler stehen Schlange. »Der Tag ist ganz toll«, sagt BhN-Referent Reiner Schneider, der gestern mit seinem Vereinskollegen Max Weber vor Ort war, »die Kinder haben überhaupt keine Scheu und fragen absolut alles. Das ist das Beste.« Die Älteren tun sich erfahrungsgemäß schwerer, die Rollstuhlfahrer haben aber so viel Erfahrung, dass sie über kurz oder lang auch zu denen einen Draht finden. (GEA)