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Aktuell Umfrage

Nicht mal nachts ist es ruhig auf den Hauptstraßen von Gniebel

Die Initiative »Lärmschutzjetzt« möchte ihr Ziel umsetzen und hat Bürger befragt. Auch die Gemeinde hätte gerne Tempo 30 in Gniebel. Doch dafür muss der Lärm laut genug sein.

Gruppenbild mit Autolärm. An der Ecke der Pliezhäuser Straße und des Erlacher Wegs stehen Richard Stasch, Rainer Schmid, Uwe Han
Gruppenbild mit Autolärm. An der Ecke der Pliezhäuser Straße und des Erlacher Wegs stehen Richard Stasch, Rainer Schmid, Uwe Hansen und Dr. Christoph Schrader (von rechts) von der Bürgerinitiative Lärmschutzjetzt. Sie besprechen die Ergebnisse der Haushaltsumfrage mit dem Bürgermeister Christof Dold (Zweiter von links) und der Gniebeler Ortsvorsteherin Kathrin Henne (links). Foto: Malte Klein
Gruppenbild mit Autolärm. An der Ecke der Pliezhäuser Straße und des Erlacher Wegs stehen Richard Stasch, Rainer Schmid, Uwe Hansen und Dr. Christoph Schrader (von rechts) von der Bürgerinitiative Lärmschutzjetzt. Sie besprechen die Ergebnisse der Haushaltsumfrage mit dem Bürgermeister Christof Dold (Zweiter von links) und der Gniebeler Ortsvorsteherin Kathrin Henne (links).
Foto: Malte Klein

PLIEZHAUSEN. Es könnte so einfach sein: Die Gemeinde Pliezhausen stellt Tempo-30-Schilder an Straßen von lärmgeplagten Anwohnern auf. Dann würden dort die Fahrzeuge langsamer fahren und die Bewohner der Häuser der Reutlinger Straße, Pliezhäuser Straße und der Walddorfer Straße in Gniebel könnten ruhiger schlafen. Auch tagsüber hätten sie weniger Lärm. Solch eine Situation hätten Bürgermeister früher mit dem bloßen Aufstellen von Tempo-30-Schildern geregelt, erzählt Dr. Christoph Schrader von der Bürgerinitiative Lärmschutzjetzt aus Gniebel. Doch so einfach sei dies heutzutage nicht mehr möglich, sagt Pliezhausens Bürgermeister Christof Dold: »Das Aufstellen eines Verkehrsschilds ist ein Rechtsakt. Wir werden nicht Tempo 30 bekommen, wenn wir jede Woche einen Brief schreiben, dass wir auf Straßen in Gniebel eine Geschwindigkeitsbegrenzung wollen.«

Christoph Schrader, Rainer Schmid, Uwe Hansen und Richard Stasch von der Bürgerinitiative haben Bürgermeister Dold und die Gniebeler Ortsvorsteherin Kathrin Henne zum Gespräch eingeladen. Sie wollen den Politikern in Staschs Haus in Gniebel die Ergebnisse einer Umfrage von Anwohnern der Pliezhäuser Straße, der Reutlinger Straße und der Walddorfer Straße vorstellen. Kurz zusammengefasst: Die Mehrheit der 46 Befragten, die Fragebögen ausgefüllt haben, fühlen sich vom Lärm vor ihren Häusern gestört und sehen die Gemeinde in der Pflicht, etwas dagegen zu tun. Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in einem eher lauten oder zu bestimmten Zeiten lauten Wohnumfeld leben. Etwa 85 Prozent fühlten sich 2023 tagsüber vom Verkehrslärm insgesamt und acht Prozent von Einzelgeräuschen gestört. Auch nachts fühlten sich 41 Prozent von Einzelgeräuschen und 39 Prozent vom Verkehrslärm insgesamt gestört und 20 Prozent gar nicht.

Kreis hat Tempolimit 2017 abgelehnt

Dold sagt, dass die Rathausverwaltung auf den Straßen kein Tempolimit umsetzen könne: »Das sind Kreis- und nicht Gemeindestraßen.« Dabei liegen er als Rathauschef und die Bürgerinitiative inhaltlich auf einer Linie: »Wir wollen Tempo 30 und werden uns nicht dagegen sperren, wenn das bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans herauskommt«, kündigt Dold an. Doch dafür müsse es so laut sein, dass Grenzwerte überschritten werden. Der bisher gültige Plan stammt von 2018. Ein Jahr zuvor hatte das Landratsamt eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Stundenkilometer in der Pliezhäuser Straße und der Dörnacher Straße abgelehnt. Diese sei nach einer Verkehrszählung rechtlich nicht erforderlich und würde die Verkehrssicherheit nicht steigern, begründete das Landratsamt damals.

Bereits seit langer Zeit verfolgt Pliezhausen das Ziel, flächendeckend ein Tempolimit von 30 einzuführen. Seit dem Jahr 2007 gilt das auf den Gemeindestraßen. Für Hauptstraßen, die nur Erschließungsfunktion haben, wie die Hauptstraße in Rübgarten, einen Teil der Dörnacher Straße in Gniebel und die Schönbuchstraße in Dörnach gilt ebenfalls Tempo 30. Für die Bachstraße, die Pliezhäuser Straße, die Reutlinger Straße, Walddorfer Straße und einen weiteren Teil der Dörnacher Straße sei das Limit aus rechtlichen Gründen nicht möglich.

Warten oder Umweg bei Tempo 50

Nichtsdestotrotz hat der Gemeinderat im September 2018 beschlossen, dass Pliezhausen am politischen Ziel von Tempo 30 festhält. Die Ortsvorsteherin Henne hätte ebenfalls gerne, dass auf den Gniebler Hauptstraßen langsamer gefahren würde. »Die alten Leute stehen hier lange, bis sie über die Straße gehen können. Sie gehen nicht die 100 Meter bis zur nächsten Ampel, wenn sie mal mit dem Nachbarn gegenüber schwätzen wollen.« Die täten Henne leid. »Und das hier auf dem Dorf.« Fünfzig Stundenkilometer seien zu schnell.

Uwe Hansen von der Initiative fragt, warum in der Verlängerung der Walddorfer Straße in Walddorf selbst Tempo 30 möglich ist: »Das gilt über das Altenheim hinaus.« Dold sagte, dass die Nachbargemeinde das nicht angeordnet haben könne. »Wenn dort Tempo 30 ist, haben wir hier keinen Rechtsanspruch, dass wir das auch bekommen«, sagte Dold und versprach, in Walddorf nach den Gründen für Tempo 30 zu fragen. (GEA)