METZINGEN/STUTTGART. Können Fahrgäste der Neckar-Alb-Bahn Stuttgart - Tübingen, die mindestens halbstündlich auch in Metzingen hält, bald ruhigere Verhältnisse erwarten? Zum sogenannten kleinen Fahrplanwechsel am 16. Juni könnte ein neuer Betreiber die Linien MEX 18 (Tübingen - Osterburken), MEX 12 (Tübingen - Heilbronn) und IRE 6 (Tübingen - Stuttgart, die Hälfte der Züge) übernehmen - wenn es denn gut läuft. »Auf die Ausschreibung des Netzes 35 haben sich Bieter beworben«, teilt Edgar Neumann, Pressesprecher im Stuttgarter Verkehrsministerium, auf GEA-Anfrage mit.
Das war im vergangenen Jahr noch ganz anders. Bekanntlich hatte Ende 2021 die landeseigene SWEG die in Finanznot geratene Abellio Rail Baden-Württemberg übernommen, die im Juni 2020 auf der Neckar-Alb-Bahn gestartet war. Sie firmierte zur SWEG Bahn Stuttgart (SBS). Doch die Übernahme war bis Ende 2023 befristet. Allerdings fand sich auf eine Ausschreibung des Netzes 35, zu dem die stark befahrene Neckar-Alb-Bahn gehört, durch das zuständige Land zunächst offenbar kein (zuschlagsfähiger) Bieter.
Land prüft Ausschreibungs-Angebote
Die SWEG hatte ausgeschlossen, sich um einen Weiterbetrieb zu bewerben. Doch genau dieses landeseigene Unternehmen fährt trotzdem noch bis mindestens Mitte Juni weiter - nachdem das Verkehrsministerium ihm den Betrieb mittels Notvergabe weiterübertragen hatte. Das Land muss regionalen Zugverkehr anbieten, das heißt, bei Eisenbahnverkehrsunternehmen bestellen und bezahlen. Hierzu gibt es in der Regel Ausschreibungen.
Ob die Notmaßnahme über Juni hinaus verlängert wird, ist derzeit offen. »Eine Verlängerung hängt von der weiteren Entwicklung des Ausschreibungsverfahrens ab«, informiert Neumann weiter. In diesem prüft das Land erstmal die eingegangenen und womöglich noch eingehenden Angebote der interessierten Bahnbetreiber. Doch wann genau erfolgt terminlich der Zuschlag? Diese GEA-Frage ließ Neumann offen. Ebenso Einzelheiten zu den eingegangenen Bewerbungen.
SWEG Bahn Stuttgart muss übernommen werden
Die Zeit läuft. Es sind nur noch dreieinhalb Monate bis zum kleinen Fahrplanwechsel. Ein neuer Bahnbetreiber müsste sich auf die Betriebsübernahme einstellen. Er müsste die SBS übernehmen, das Zugpersonal genauso wie die vom Land zur Verfügung gestellten Elektrotriebwagen vom Typ Talent 2. Infrage kämen große Unternehmen wie die Deutsche Bahn genauso wie der private Mitbewerber Go-Ahead Baden-Württemberg, der von den Österreichischen Bundesbahnen übernommen wurde und im Großraum Stuttgart 2020 etliche Linien übernommen hat. Die DB und Go-Ahead wollen sich zu laufenden Ausschreibungen nicht äußern.
Sollten alle Stricke reißen, sich also kein leistungsfähiges Unternehmen finden, das den an allen Wochentagen dichten Regionalverkehr zwischen Tübingen und Stuttgart fährt, könnte das Land erneut sein eigenes beauftragen. Wer auch immer künftig die Neckar-Alb-Bahn befährt, hat sich mit teils zu knappen Fahrzeugkapazitäten, technischen Problemen und mindestens bis Sommer 2025 Bahnbaustellen der DB und der Erms-Neckar-Bahn AG zwischen Metzingen und Tübingen herumzuschlagen. (GEA)