METZINGEN/PLIEZHAUSEN/WALDDORFHÄSLACH. Vor gut vier Jahren ging dann plötzlich nichts mehr. An diese Zeit können sich wohl noch die meisten Menschen erinnern. Schulen waren geschlossen, und auch Vereine mussten mit ihren Angeboten und Kursen erstmal pausieren. Doch wie geht es den Vereinen in der Region heute vier Jahre später?
Der TSV Pliezhausen scheint die schwierigen Jahre der Corona-Pandemie gut weggesteckt zu haben. »In allen Bereichen gibt es Mitgliederzuwachs«, verrät Vorstand Klaus Katolla. Im Jahr 2023 traten 49 Mitglieder in den Verein ein. Vor allem am Basketball sei das Interesse extrem gestiegen, sagt er weiter. Katolla weiß auch warum: Wegen des deutschen WM Siegs. »Die Basketballabteilung war schon fast tot«. Nun sei der TSV wieder Mitglied im Basketballverband Baden-Württemberg (BBW) und könne einen Spielbetrieb ermöglichen.
Aber auch Turnen sei stark nachgefragt:»Die Leute kommen von überall her, da es Turnen sonst nur vereinzelt in der Region gibt.« Die Fechtabteilung hatte mit vielen Austritten und geringen Teilnehmerzahlen zu kämpfen. Gerade sei sie aber dabei, sich neu auszurichten. Im vergangenen Jahr konnten neun Mitglieder der Fechtgruppe zu den deutschen Meisterschaften geschickt werden. Ein Erfolg, wie Katolla es nennt. Obwohl der Sportverein fast keine Trainer und Übungsleiter während der Corona-Pandemie verloren habe, werden immer Trainer gesucht. Ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden sei gar nicht so einfach, sagt Katolla. Ohne Unterstützung gehe eben auch nichts im TSV Pliezhausen.
Begrenzte Kapazitäten
Ausbilder braucht auch die Metzinger Ortsgruppe der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Aktuell gebe es zwar ausreichend Ausbilder, um das Kursangebot zu stemmen, sagt Felix Schiffner, der Vorsitzende der DLRG Metzingen. Doch das Interesse an Schwimmkursen und der Rettungsschwimmausbildung sei ungebrochen groß. Während der Pandemie seien die Mitgliederzahlen leicht gesunken, danach aber wieder gestiegen. »Wir können nicht alle Interessenten aufnehmen, da unsere Kapazitäten ausgeschöpft sind«, sagt Schiffner.
Im Gegensatz zur DLRG Metzingen und zum TSV Pliezhausen sind die Mitgliederzahlen im Schwäbischen Albverein stark rückläufig. Im Jahr 2020 waren 945 Mitglieder im Verein gemeldet. »Bis Ende 2023 sind wir unter die 750 Mitglieder-Marke gerutscht«, sagt Michael Hauser, der Vorsitzende des Vereins. Der Rückgang habe sich aber schon vor Corona angedeutet. Wandern habe während der Pandemie zwar eine neue Beliebtheit erlangt, allerdings eher als Individualsport und nicht als geführte Gruppenwanderungen, so der Vorsitzende. »Mit der Zeit hat sich aber bei vielen die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine organisierte Wanderung mit einem ortskundigen Führer und einer guten Gruppe eine ganz andere Sache ist«, sagt Hauser.
Jugendarbeit unerlässlich
Auch die Skizunft Metzingen, die organisatorisch zum Schwäbischen Albverein gehört, kämpfte mit den Pandemie-Einschränkungen. Skiausfahrten waren schwierig zu organisieren oder mussten komplett abgesagt werden. Die Angebote seien mittlerweile aber wieder auf dem Niveau vor Corona, berichtet Hauser. Jugendarbeit sei ein wichtiger Schlüssel, um potenzielle Mitglieder zu erreichen. Kletterangebote am Fels oder in der Halle, Hochgebirgstouren, Skikurse- und lager binden die Jugendlichen.
Dass Jugendarbeit unerlässlich ist, weiß auch Claudia Krohmer-Rebmann, die Dirigentin des Musikvereins Walddorfhäslach. »Während Corona hatten wir keine Möglichkeit, Kinder und Jugendliche einzuwerben oder für die Musik zu begeistern«, sagt die Dirigentin. Das habe langfristige Folgen für den Verein. Blockflötenschüler steigen oft nach einigen Jahren auf ein anderes Blasinstrument um und spielen dann in der Jugendkapelle und im besten Fall auch im Blasorchester.
Während Corona konnte der Verein aber keine Neuzugänge gewinnen. Keine Jugendlichen in der Jugendkapelle bedeutet auch, einige Zeit später keine Neuzugänge beim Blasorchester. Auch in einigen Jahren werden die Folgen noch spürbar sein. »Die Jugendlichen fehlen nicht nur jetzt, sondern dauerhaft«, sagt sie weiter. Folglich fehlen dann auch junge Erwachsene, die sich im Verein ehrenamtlich im Ausschuss oder den Ressorts engagieren.
Nachfrage nach Ausgleich groß
Dennoch habe die Corona-Zeit gezeigt, wie wichtig ein Ausgleich zu schulischen oder beruflichen Aktivitäten ist, erzählt Krohmer-Rebmann. Und das generelle Interesse am Musizieren ist nach ihren Beobachtungen groß. Doch es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Folgen der Pandemie vollständig aufgeholt sind. Wenn das überhaupt möglich sein wird. (GEA)