WALDDORFHÄSLACH. »Die Kommunalpolitik war schon immer meine große Leidenschaft«, sagt Ralf Michael Röckel. Der Walddorfhäslacher Schulleiter war lange Gemeinderat in seinem Ort und dazu genau zwanzig Jahre im Reutlinger Kreistag. Doch jetzt will er kürzer treten. Das Gemeinderatsmandat gab er schon 2016 ab. Jetzt ist auch im Kreistag Schluss. Bei der Kreistagswahl am 9. Juni tritt der sozialdemokratische Kommunalpolitiker nicht mehr an.
Ein bisschen Wehmut hört man in seinem Gespräch mit dem Reutlinger General-Anzeiger schon heraus. Aber vielmehr, so betont er, »erfülle ihn Stolz und Dankbarkeit, dass ich dabei sein durfte«. Er habe »viel lernen können von den altgedienten Kommunalpolitikern«. Und der Umgang miteinander sei immer sehr freundschaftlich und wertschätzend gewesen.
Röckel wollte 2004 eigentlich »nur die Liste voll machen«
Im Jahr 2004 trat Röckel zum ersten Mal für die SPD im Wahlkreis 4 für den Kreistag an. »Ich kann mich noch gut erinnern, ich war eigentlich dazu da, um die Liste voll zu machen.« Mit 41 Jahren war Röckel der Zweitjüngste auf der Liste »und ich wurde tatsächlich gewählt«. Bei jeder weiteren Wahl wurde er wieder von den Wählern in den Kreistag geschickt. Insgesamt viermal. Röckel: »Das hat mich schon sehr gefreut, dass meine Arbeit so gewürdigt wurde.«
Die ganzen Jahre saß Röckel immer im Sozial-, Schul- und Kulturausschuss. Kein Wunder als Schulleiter der Gustav-Werner-Schule in Walddorfhäslach, die er inzwischen mit seinem Team von einer Grund- und Hauptschule zur erfolgreichen Gesamtschule umgewandelt hat.
Kein Kirchturmdenken und parteiliche Ideologie
Es sei im Kreistag immer »spannend gewesen, zu sehen, wie um die beste Lösung diskutiert wird«, erzählt Röckel. Es sei eine »gelebte Partnerschaft zwischen dem Kreis und den Kommunen gewesen«, weg vom Kirchturmdenken und parteilicher Ideologie. Es sei darum gegangen, »für die Menschen im Landkreis da zu sein«. Es habe »viele sehr interessante Dinge im Kreistag zu verhandeln gegeben«, so Röckel weiter in seiner Rückschau. Wie viel sich über die Jahre verändert habe, sehe man auch an den Zahlen. So habe das Haushaltsvolumen des Kreises 2005 bei 210 Millionen Euro gelegen. Jetzt erreiche es die Summe von rund 550 Millionen Euro. Im kommenden Jahr seien es fast 600 Millionen Euro.
Ein großer Schwerpunkt für Röckel bei den Diskussionen im Kreistag war die Daseinsvorsorge. Als Beispiele nennt er den Neubau für die Kreiskliniken oder die Stärkung des beruflichen Schulsystems im Landkreis. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Frage gewesen: »Kann sich der Kreis leisten, dass die Abteilungen des Landratsamts auf verschiedene Häuser verteilt sind«. Die Antwort: Nein. Deshalb habe sich der Kreis ja auch entschlossen ein neues Landratsamt zu bauen. Vor drei Wochen war Richtfest und Röckel bedauert schon etwas, »dass ich nun leider nicht mehr dabei bin, das ist ein wirklich tolles Gebäude«.
Drei Landräte miterlebt
In den zwanzig Jahren hat Röckel drei verschiedene Landräte miterlebt: Edgar Weiß, Thomas Reumann und Ulrich Fiedler. »Von allen dreien habe ich viel lernen können«, sagt Röckel. Vor allem auch für seine Position als Schulleiter, »wie man Konferenzen leitet, wie man zu Kompromissen kommt, wie man Lösungen findet, mit denen jeder zufrieden sein kann und keiner auf der Strecke bleibt.«
Die Kommunalpolitik sei für ihn immer sehr spannend gewesen, aber jetzt sei es an der Zeit aufzuhören. »Es sollen nun Jüngere ran und neue Ideen reinbringen«, stellt Röckel klar. Sicherlich hätte er gerne noch, wie er sagt, die Entwicklung der Stadtbahn begleitet oder an Sitzungen des Kreistags im neuen Landratsamt teilgenommen, aber »jetzt ist genug, jetzt sollen andere das machen«.
Mehr Zeit für die Bienen
Langweilig wird es dem Schulleiter Röckel sicher nicht. »Ich möchte natürlich auch noch meine Schule ein bisschen voranbringen.« Aber jetzt habe er dann auch mehr Zeit für Hobbys. Für Sport zum Beispiel oder »für meine Imkerei«. Beides sei in der Vergangenheit schon etwas in den Hintergrund geraten.
Röckel ist außerdem noch Vorsitzender des Reutlinger Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine. »Hier liegen noch große Aufgaben vor uns«, berichtet Röckel. Dazu zählt er das Eduard-Lucas Haus an der Pomologie in Reutlingen, das er mit seinen Mitstreitern gerne zu einer Begegnungs- und Fortbildungsstätte umwandeln würde. (GEA)