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Nächste Ausstellung schon gesichert

PLIEZHAUSEN. Es war alles ein großer Zufall. Die Grundschule Gniebel-Dörnach organisierte vor ein paar Wochen einen Flohmarkt und bot alte Schulutensilien, Landkarten, Schautafeln und anderes mehr, was in den Klassenzimmern in früheren Zeiten so im pädagogischen Einsatz war, zum Verkauf an.

Doris Schuster im Pliezhäuser Dorfmuseum bei der Sichtung der vielen Schautafeln mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.
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Doris Schuster im Pliezhäuser Dorfmuseum bei der Sichtung der vielen Schautafeln mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. GEA-FOTO: KELLER
Doris Schuster im Pliezhäuser Dorfmuseum bei der Sichtung der vielen Schautafeln mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. GEA-FOTO: KELLER
Weil der eher schleppend lief, wandte sich die Schule an den Arbeitskreis Dorfmuseum, ob dort vielleicht Interesse an dem einen oder anderen guten alten Stück bestünde. »Wir fielen aus allen Wolken, als wir dies sahen«, sagt Doris Schuster. »Dass dies alles noch so kompakt vorhanden ist, das kommt für uns einer echten Sensation gleich«, ergänzen Heiderose Tiefenbach und Angelika Lindauer.

Für sie steht schon heute fest: Was da an alten Lehrmitteln, teilweise noch ungesichtet und natürlich auch noch nicht archiviert, im Dorfmuseum im Pliezhäuser Entenhof lagert, das bildet die Grundlage für die nächste Ausstellung im kommenden Jahr - Arbeitstitel könnte sein: Wie's früher in der Schule zuging.

Bis es soweit ist, muss Karl Ebinger den Ausstellungsmacherinnen allerdings noch vieles erzählen. Der 68-Jährige war von 1963 bis 1970 Lehrer an der Grundschule Gniebel-Dörnach und dann bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2004 Grundschullehrer in Altenriet.

»Wir fielen aus allen Wolken, als wir das sahen«

Er kann die auf Schautafeln festgehaltenen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament mühelos erläutern; hat im eigenen Unterricht auch Modelle, die die Funktionsweise von Ottomotor oder Dampfmaschine veranschaulichen, noch eingesetzt. »Sehen Sie, das kleine Lämpchen? Wenn das aufleuchtete, so hieß das, dass die Zündung erfolgt war.«

Eine sehr gut erhaltene Landkarte zum Thema »Südwestdeutschland« fällt einem bei näherer Betrachtung des großen Fundus an Schulutensilien bald ins Auge. Herstellungsdatum unbekannt. »Auch mit solchen Landkarten habe ich im Unterricht gearbeitet«, erinnert sich Ebinger.

Da sind Städte wie Reutlingen oder Nürtingen noch als große Zentren der Textilindustrie verzeichnet. Längst vergangene Zeiten.

Überaus sehenswert auch Bildtafeln für den Biologieunterricht: Ob Hase oder Buntspecht, Elefant, Tiger und Dromedar - Tiere, die angeblich in Russland beheimatet sein sollen, oder auch die Fische heimischer Gewässer - all dies ist beim Blättern im stattlichen Berg der Schautafeln zu entdecken. Von längst vergangener Unterrichtsmethodik kündet eine Flusskarte im Maßstab 1:300 000. Nur der Lauf der einzelnen Flüsse im Südwesten Deutschlands ist da eingezeichnet. »Der Lehrer konnte früher die Tafel rausklappen und dann diese Flusskarte unter ein raues Mattglas einschieben«, erzählt Karl Ebinger.

»Die Karte war so für die Schüler sichtbar und der Lehrer konnte die einzelnen Flussnamen dann auf die Glasscheibe schreiben.« Und später wieder abwischen.

Hochinteressant sind Bildtafeln zum historischen Geschehen im vergangenen Jahrhundert - sorgsam gemalte Geschichtsblätter, von denen nicht bekannt ist, ob sie in größerem Umfang im Unterricht eingesetzt wurden: »Potsdam 1933 - Hitler kommt an die Macht« heißt da ein Titel. Und ein anderer: »Ende des Grauens - KZ-Häftlinge nach der Befreiung«. (GEA)