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Aktuell Kriminalität

»Man lebt in Wannweil sehr gut und sehr sicher«

Ein sicheres Pflaster war Wannweil immer schon. Gerade sieht's besonders gut aus, wie im Kriminalitätslagebericht deutlich wurde, der jetzt im Gemeinderat vorgelegt wurde: 2023 gab's noch weniger Straftaten als im Vorjahr.

Symbolbild Polizei
Symbolbild Polizei Foto: Soeren Stache/dpa/dpa
Symbolbild Polizei
Foto: Soeren Stache/dpa/dpa

WANNWEIL. Die heile Welt gibt es nicht, und jede Straftat ist eine zu viel. Eine banale Erkenntnis, die sich aber in einer Gemeinde wie Wannweil noch besser anhört als anderswo. Der Grund: Es gibt im Landkreis Reutlingen nur ganz wenige Kommunen, in denen die Polizei so wenige Straftaten verzeichnet hat wie in Wannweil. In der Statistik haben sich 76 niedergeschlagen. Nur in Pfronstetten und Walddorfhäslach gab's 2023 weniger. Frank Assfalg, der Leiter des Polizeipostens Reutlingen-West in Betzingen informierte jetzt im Wannweiler Gemeinderat über die Kriminalitätslage der Gemeinde.

»Hey, guten Morgen, wie geht es Dir?« So heißt der Roman von Martina Hefter, mit dem die Leipziger Autorin am Montag dieser Woche den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Frank Assfalg war nicht in den Wannweiler Gemeinderat gekommen, um über Literatur zu dozieren - der Erste Polizeihauptkommissar hatte den Roman als Einstieg in den Kriminalitätslagebericht gewählt. In dem Roman schreibt die Autorin über Juno, die ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei hilft, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Nachts chattet sie mit Love-Scammern im Internet. Love-Scammer sind Männer, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, spielt die Roman-Heldin mit ihnen. »Sie betrügt die Betrüger«, sagt Frank Assfalg.

Dass jemand den Spieß rumdreht, passiert nicht allzu oft. Der Polizist hat es in seinem Berufsalltag allzu oft mit Menschen zu tun, die im Internet auf alle möglichen Arten gelinkt und um ihr Geld gebracht werden (vergl. nebenstehenden Artikel). Assfalg weiß, dass in diesem Bereich viele Straftaten nicht angezeigt werden - aus Scham. Weil vor allem Ältere über den Tisch gezogen werden, empfiehlt er den Gemeinderäten, auf sie zuzugehen, um sie aufzuklären. Dem Tipp des neuen GAL-Rats Valentin Paal stimmt er zu, der empfiehlt, in Familien eine Art »Codewort« auszumachen. Heißt: Bei einem dubiosen Anruf, bei dem jemand ganz dringend um Geld oder Wertgegenstände bittet oder sie gar fordert, fragt man erst mal nach dem vereinbarten Codewort, dass nur die nächsten Verwandten kennen. Ein grundsätzliches Problem von Straftaten, die sich im Umfeld des Internets abspielen: Sie werden häufig vom Ausland aus begangen - die Opfer sitzen aber hier. »Deshalb taucht nicht alles in unserer Statistik auf«, bedauert Frank Assfalg.

Warum die Straftaten 2023 im Vergleich zum Vorjahr abgenommen haben, kann Frank Assfalg auch nicht erklären. Zurückgegangen sind auch die Rohheitsdelikte. Weil die sich in aller Regel im persönlichen Bereich abspielen und nicht auf öffentlichen Plätzen, »machen sie nicht so viel Wind«, so Assfalg, sie spielen also im Sicherheitsbewusstsein der Bevölkerung nicht die große Rolle. Im privaten Bereich spielen sich auch Wohnungseinbrüche ab. Die sorgen bei den Betroffenen teilweise für schlimme Folgen, weil die Täter in den ganz privaten Bereich eindringen. »Viele benötigen danach psychologische Hilfe«, weiß Frank Assfalg. »Jetzt geht's wieder los«, sagt der Polizist. Die früher einbrechenden Dunkelheit macht es Gaunern leichter. »Wir haben wieder begonnen, Wohnungsgebiete zu bestreifen«, sagt der Leiter des Polizeipostens Reutlingen-West.

»Es hilft sehr viel, aufmerksam zu sein«, gibt Frank Assfalg den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten mit auf den Weg, »der Täter geht weg, wenn er merkt, dass der Nachbar aufmerksam ist.« Was rein gar nichts damit zu tun habe, die Nachbarn zu überwachen. Assfalg: »Lassen Sie den Unbekannten wissen: 'Ich seh Dich!'«