Logo
Aktuell Lichtverschmutzung

Leuchtende Sterne über der Schwäbischen Alb

BAD URACH. Bereits Anfang der 80er- Jahre wurde der »Sternenhimmel« im Zug der Neuen Deutschen Welle sehnsüchtig besungen und auch sonst gilt er mit klaren, hell leuchtenden Sternen als Symbol für romantische Momente. Eben diese romantischen Momente sind heutzutage jedoch nur noch selten zu finden und wenn, dann nur an speziellen Orten. Der Grund dafür ist die Lichtverschmutzung. Unter ihr wird unnötig in die Umwelt abgestrahltes Licht verstanden, das den Nachthimmel erhellt. Negative Auswirkungen auf den Menschen, die Pflanzen und die Tierwelt sind die Folge.

Sie wollen aus der Schwäbischen Alb einen Dark-Sky-Park machen: Dr. An- dreas Hänel (links) und Matthias Engel in der Ausstellun
Sie wollen aus der Schwäbischen Alb einen Dark-Sky-Park machen: Dr. An- dreas Hänel (links) und Matthias Engel in der Ausstellung, die derzeit im Bad Uracher Rathaus zu sehen ist. Foto: Till Börner
Sie wollen aus der Schwäbischen Alb einen Dark-Sky-Park machen: Dr. An- dreas Hänel (links) und Matthias Engel in der Ausstellung, die derzeit im Bad Uracher Rathaus zu sehen ist.
Foto: Till Börner

Zu viele Scheinwerfer

Die Ausstellung »Lichtverschmutzung - was ist das?«, die am Freitagabend im Bad Uracher Rathaus eröffnet wurde, zeigt aktuelle Beispiele dieser Problematik auf und gibt Tipps, wie diese gelöst werden kann. »Menschen, die in der Wüste waren, berichten gerne von dem tollen Sternenhimmel, den sie dort gesehen haben. Das ist aber der gleiche, den sie auch daheim haben. Der Unterschied ist, die Lichtverschmutzung«, veranschaulichte Dr. Andreas Hänel das Thema.

Der Astrophysiker, der am Planetarium in Osnabrück arbeitet und Sprecher der Fachgruppe Dark Sky der »Vereinigung der Sternfreunde e. V.« ist, machte das mit nächtlichen Satellitenbildern deutlich: War das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 1992 noch ein dunkler Fleck, ist es zwanzig Jahre später, als hell gepunktete Fläche zu sehen. Da die Leuchtdichte des Nachthimmels viel schwächer ist als die der künstlichen Lichtquellen, können Sterne kaum noch wahrgenommen werden. Daher appellierte Andreas Hänel, das Licht nur noch dorthin zu lenken, wo es wirklich gebraucht wird.

Bäume und Pflanzen wachsen oder blühen viel zu früh, da sie unbeabsichtigt von Scheinwerfern angestrahlt werden, Vögel werden in ihrem Zugverhalten abgelenkt, verfangen sich in Lichtkegeln, kollidieren mit hell bestrahlten Hochhäusern und erleiden mehr Fehlbruten. Außerdem kostet sinnlos verbrauchte Energie Geld und Ressourcen. Zu häufig gerät unnötige Fläche in das Feld der Scheinwerfer. So sind Pilzleuchten bei Straßenlaternen besonders ineffektiv. »Eine bedarfsorientierte Beleuchtung wäre gut«, so Hänel, der auf das erfolgreich erprobte Beispiel einer Kleinstadt verwies, die ihre Gehwege mit LED-Laternen ausgestattet hat, die über einen Bewegungsmelder verfügen.

Dark-Sky-Park

Die Ausstellung, die noch bis zum 31. Mai im Rathaus zu sehen ist, gibt Beispiele für den richtigen Umgang mit Licht, zeigt die Probleme der Lichtverschmutzung sowie beeindruckende Aufnahmen vom Sternenhimmel über der Schwäbischen Alb. Dort ist der Himmel nämlich noch größtenteils in Ordnung.

Matthias Engel stellte die Interessengemeinschaft »Projekt Sternenpark Schwäbischen Alb« vor. In einigen Gebieten auf der Albhochfläche möchte die Gruppe aus Hobbyastronomen und Naturfreunden einen Dark-Sky-Park, ein Schutzgebiet der Dunkelheit, einrichten. In den USA und anderen europäischen Ländern gibt es solche Parks bereits. Durch gezielte Beleuchtungsplanung kann dort die Lichtverschmutzung weiter reduziert werden.

Der klare Sternenhimmel könnte somit zum Touristenmagnet in Deutschland werden. Eine Vorstellung, mit der sich viele Besucher der Ausstellung im Uracher Rathaus wohl gern anfreunden würden. (tbö)