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Kunstfilmdreh in der Falkensteiner Höhle bei Grabenstetten

Das Team VestAndPage dreht mit der Künstlerin Francesca Fini in der Höhle bei Grabenstetten einen Kunstfilm.

Eine dunkle Welt tief unten im Berg, in der Falkensteiner Höhle, ist der Ort für das Filmprojekt »Strata« der Künstler Vest (Ver
Eine dunkle Welt tief unten im Berg, in der Falkensteiner Höhle, ist der Ort für das Filmprojekt »Strata« der Künstler Vest (Verena Stenke) and Page (Andrea Pagnes) zusammen mit anderen Künstlerkollegen. Szenen und Perspektiven , die von der Welt entrückt wirken. Eine Geschichte, die vom besonderen Ort inspiriert sein soll. Foto: Marcel Sparmann/Jochen Hintz
Eine dunkle Welt tief unten im Berg, in der Falkensteiner Höhle, ist der Ort für das Filmprojekt »Strata« der Künstler Vest (Verena Stenke) and Page (Andrea Pagnes) zusammen mit anderen Künstlerkollegen. Szenen und Perspektiven , die von der Welt entrückt wirken. Eine Geschichte, die vom besonderen Ort inspiriert sein soll.
Foto: Marcel Sparmann/Jochen Hintz

GRABENSTETTEN. An einem Hochzeitstag vor ein paar Jahren haben die beiden miteinander verheirateten Künstler Verena Stenke und Andrea Pagnes die Höhle Geißenklösterle bei Blaubeuren besucht. Sie gilt als zweitwichtigste Station für die früheste Kunst der Menschheit nach dem Vogelherd und ist seit 2017 Weltkulturerbe der Unesco. Dort hatte Stenke die Idee zu ihrem neuen Projekt: »Mir ist dort aufgefallen, was diese Höhlen als Orte zu bieten haben«, erzählt Stenke und ergänzt: »Wir mussten dann noch konkrete Örtlichkeiten dafür finden.« Erst sollten es ausschließlich urgeschichtliche Höhlen sein. »Aber dann hätten alle Drehorte ähnlich ausgesehen.«

An diesem kalten, aber sonnigen Donnerstagmorgen in dieser Woche steht Stenke vor dem Portal der Falkensteiner Höhle und erzählt von ihrem neuen Projekt »Strata«, einem Kunstfilm, den sie und ihr Partner Pagnes als Künstlerduo VestAndPage zusammen mit andere Künstlern in der dunklen Welt tief unten im Berg drehen werden. Aber erst mal müssen sie den Drehort inspizieren, die Perspektiven festlegen und weitere Vorarbeiten leisten.

Das tun sie an diesem Vormittag und tragen schon Neoprenanzüge zum Schutz vor der Kälte in der Höhle. Dabei werden sie von Constanze Krauß von der Bad Uracher Firma Cojote Outdoor Events begleitet, die sich in der Höhle auskennt.

Kein vorgefertigtes Konzept

Stenke bringt ihre Arbeitsweise auf den Punkt: »Wir möchten nicht eine Geschichte über den Ort erzählen, sondern eine Geschichte finden durch den Ort.« Darum lassen sie die Höhle auf sich wirken. Ein Storyboard mit vorher überlegten Szenen, das sie in der Falkensteiner Höhle und der Gustav-Jakob-Höhle abarbeiten, haben sie bewusst nicht. »Wir wissen nicht, wohin uns unser Filmprojekt führt«, sagt Stenke. Noch bis zum August drehen sie und Pagnes mit ihrem Team und werden im Winter den Film schneiden und zusammen mit Soundkünstlern aufbereiten. »Dann wählen wir die Teile aus, die uns inspirieren.«

Beim Filmdreh. Foto: Privat
Beim Filmdreh.
Foto: Privat

Zum Team gehört an diesem Tag die italienische Performancekünstlerin Francesca Fini. »Ich werde heute das erste Mal in der Höhle sein und entscheiden, an welchen Stellen wir morgen drehen«, erzählt sie. Sie wird am Freitag ein Kostüm mit vielen einzelnen Spiegeln tragen. »Ich stelle einen Hasen aus dem All dar, der einen Stuhl in die Höhle bringt.« Sie möchte in ihrer Rolle in der Umgebung der Höhle Präsenz zeigen, aber auch durch die Enge nicht so viel aktiv darstellen. Stenke ordnet den Part ein: »Es geht ihr mit dem Kosmoshasen um zeitunabhängige Archäologie.« Also letztlich solle aus der Zukunft die Situation der Gegenwart beleuchtet werden.

Weitere Künstler machen mit

Auch weitere Künstler werden zum Team dazustoßen und mit Stenke und Pagnes drehen. So wollen sie neben Finis Performancekunst Theater, Tanz, bildende Kunst und Musik in Höhlen der menschlichen Vorgeschichte aufeinandertreffen lassen. Doch auch Forscher der Geistes-, Sozial- und Geisteswissenschaften kommen im Film zu Wort.

Stenke und Pagnes haben sich 2006 in Berlin kennengelernt, sind seitdem ein Paar und arbeiten zusammen. Beide sind für ihre Arbeit mit vielfältigen Preisen ausgezeichnet worden. Zuletzt erhielten sie 2018 beim Berlin Independent Film Festival den Preis Bester Film und in diesem Jahr den Preis Bester Experimentalfilm des Pixelgarage Award of Excellence.

Gleich geht es in die Falkensteiner Höhle für Andrea Pagnes (links) und Verena Stenke (rechts) von VestAndPage. Sie erkunden die
Gleich geht es in die Falkensteiner Höhle für Andrea Pagnes (links) und Verena Stenke (rechts) von VestAndPage. Sie erkunden die Höhle bei Grabenstetten für Dreharbeiten ihres Films Strata. Mit dabei sind die Künstlerin Francesca Fini (Mitte). Constanze Krauß von Cojote Outdoor Events (Zweite von rechts) begleitet das Team als Höhlenguide. Foto: Malte Klein
Gleich geht es in die Falkensteiner Höhle für Andrea Pagnes (links) und Verena Stenke (rechts) von VestAndPage. Sie erkunden die Höhle bei Grabenstetten für Dreharbeiten ihres Films Strata. Mit dabei sind die Künstlerin Francesca Fini (Mitte). Constanze Krauß von Cojote Outdoor Events (Zweite von rechts) begleitet das Team als Höhlenguide.
Foto: Malte Klein

Die 1981 geborene Stenke hat zuvor Bildende Kunst und Maskenbild, Soziales und Orientalisches Theater, Zeitgenössischen Tanz und Kampfkunst studiert. Ihr 1962 geborener Ehemann Pagnes studierte Philosophie, Moderne Literatur, Museologie, Kunstkritik und Kreatives Schreiben. Er arbeitete als freier Kurator, Glasbildhauer, Schriftsteller und Schauspieler sowie als Künstler und Koordinator für die Biennale in Venedig. Beide leben heute zusammen nahe Neckarsulm. Von dort führen sie ihre Filmreisen an ungewöhnliche Orte – bis in die Antarktis und nun in die Falkensteiner Höhle.

Premiere bei Filmfestival

Pagnes beschreibt ihre Kunst als experimentelles Kino, in dem es nicht nur eine Bühne gibt, sondern das auch in städtischen Räumen und der Natur spielt. In der Dunkelheit der Höhle zu drehen, sei eine Herausforderung: »Wir haben aber Kameras, die sehr lichtempfindlich sind und verwenden Kunstlicht«, sagt Pagnes.

Ihr Film Strata soll anderthalb bis zwei Stunden lang sein und bei einem Filmfestival zu sehen sein. »Es geht uns um die Verbindung der Menschen als Lebewesen zur Höhle und um deren Schutz«, formuliert Andrea Pagnes ihr gemeinsames filmisches Ziel. (GEA)