BAD URACH. Klein, fein und – im positiven Sinne – überschaubar: Die Live-Musiknacht rund um den Bad Uracher Marktplatz lebt von einem einzigartigen Flair, Veranstalter Sebastian Hauenstein spricht sogar von einer Familienfest-Atmosphäre. Das locker-entspannte Zusammensein unter Musikfreunden ist aber einmal mehr recht groß ausgefallen: Rund 750 Besucher zogen von einer der sieben Kneipen zur nächsten, ließen sich auf die unterschiedlichsten Musikstile ein. Das sind zwar etwas weniger als im vergangenen Jahr, Hauenstein ist dennoch sehr zufrieden mit der Resonanz: »Der Regen hat zum Glück rechtzeitig aufgehört«, resümiert er noch während der Veranstaltung selbst.
Das Prinzip ist einfach und kommt an: Wer möchte, kann sich die Bands häppchenweise anhören und sich je nach Gusto länger oder nur auf wenige Lieder einlassen. Zuhören oder ausgiebig tanzen, bekannte Songs mitgrölen oder sich entspannt zurücklehnen: Die musikalische Bandbreite war wieder einmal groß und reichte von Solisten wie Lokalmatador Mort im Wirtshaus Laurentia über ein Singer-Songwriter-Duo wie Bab&Gal in Franks Bar&Lounge bis zur bewährten sechsköpfigen Partyband »fuenfkommanull« im Bräustüble – da war die Stimmung am Überkochen und kaum ein Durchkommen mehr möglich.
Schlager, Soul, Dance, Rock
Das war indes bei der Premieren-Kneipe »Löwen« nicht anders, auch wenn’s dort musikalisch in einer ganz anderen Richtung abging: Entertainer Hans Werner Rieck sorgte mit seinen Schlagern und der Volksmusik für allerbeste Stimmung unter den doch eher älteren Zuschauern. »Toll, dass es auch für uns etwas gibt«, meinte eine Jungseniorin begeistert, die zum ersten Mal die Musiknacht besuchte. Die wird dem Bad Uracher Sebastian Hauenstein organisiert für Menschen aus der Region und damit lockt er auch viele Besucher nach Bad Urach, die sonst nicht unbedingt bei den Konzerten in der Umgebung zu sehen sind.
»Ich kenne hier viele Gesichter, aber die meisten von ihnen habe ich noch nie bei einer Musikveranstaltung gesehen«, bilanziert ein Dauergast und wippt bei den Rock ’n’ Roll-Songs von Pigg-Ass and the Hoodlums mit. Wie bereits in den Jahren 2015 und 2016 brachten sie die Ratsstube regelrecht zum Beben. »We will rock Urach«, heizte Sänger Dietmar Krigar dem begeisterten Publikum ein, da wurden auch die letzten Beine munter.
Bei den Vielfach-Besuchern haben sich zwei Bands inzwischen einen regelrechten Kult-Status erarbeitet: Vor allem die Frauenwelt – aber nicht nur die – brachte das eritreisch-französische Duo The Madisons auf die Tanzfläche. Die beiden Musiker spielen in den an angesagtesten Live-Locations in Stuttgart querbeet alles von Soul und Disco, Dance und Rock aus alten und ganz neuen Zeiten. Das Café Ruf steht seit vielen Jahren für astreinen Soul und Funk, der Schlagzeuger Elmar Federkeil hat erneut für die Bad Uracher Musiknacht eine exzellente Band zusammengestellt. Von der Körpergröße gehört Sängerin Noreda Graves eher klein, ihre Stimme ist aber eine Granate. Ein Bär von Mann ist dagegen der Bassist, der überrascht aber mit einer groovig-sanften Stimme. Die Musik machte Lust zum Tanzen, da hinderte auch der Teppichboden nicht daran.
Die Bad Uracher Musiknacht ist sicher eine der kleinsten im Land, aber stimmungsmäßig kann sie sich mit den größten messen – die Besucher jedenfalls freuen sich auf eine Neuauflage im nächsten Jahr. (oech)