METZINGEN. Das Ganzjahresbad im Bongertwasen darf gebaut werden, geht es nach dem Votum des Metzinger Gemeinderats. Die Mehrheitsentscheidung ist zukunftsträchtig, weil das Bad das Freizeitangebot der Sieben-Keltern-Stadt deutlich attraktivieren wird. Schon jetzt sind die Bäder dort die meistbesuchten öffentlichen Einrichtungen. Das Kombibad wird weit in die Region ausstrahlen und zigtausende Besucher im Jahr auch aus anderen Kommunen anziehen.
Ein Ganzjahresbad zu bauen statt an zwei auch nur sanierten oder erweiterten jetzigen Bädern festzuhalten ist die richtige Entscheidung, weil es den Bedarf aller möglichen Nutzer abdeckt, bei jedem Wetter zugänglich ist und personellen Doppelaufwand vermeidet. Schön ist, wie schonend sich das neue Bad in die Landschaft einfügt. Im schon bestehenden Freizeitgelände Bongertwasen wird es ein Magnet sein. Suboptimal: Schwimmer und Springer könnten sich im Sportbecken ins Gehege kommen.
Verbaler Tiefschlag
Die Mehrheitsentscheidung des Rats ist aber auch risikobehaftet, weil niemand weiß, wie sich die weltweite Wirtschaft und damit auch die Finanzen der Stadt mittelfristig weiterentwickeln werden und ob aus der geplanten Übernachtungssteuer wirklich die gewünschte Million Euro pro Jahr zur Abmilderung des Kombibad-Defizit kommen wird. Nach den bisherigen Prognosen von Kämmerer Patrick Lehmann sieht die derzeit schwächelnde Finanzlage bis 2031 wieder günstiger aus, in die Zukunft blicken kann aber niemand.
Gar nicht geht, dass der in der Sache tiefschwarzmalende Grünen-Sprecher Dr. Georg Bräuchle ins Persönliche abdriftet. Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh beschreibt sich bei Entscheidungen von großer Tragweite als »akribisch und alles hinterfragend«. Ihr beim tiefgründigen Gegenargumentieren die »Manier einer Oberbuchhalterin« zu unterstellen, ist ein verbaler Tiefschlag des Ober-Grünen, der mit dem üblicherweise fairen Debattierstil des Gremiums nichts mehr zu tun hat.
Die Ökofraktion und auch der parteilose Michael Breuer haben sich mit ihrem Nein zum Kombibad gegen den Willen der Mehrheit im Bürgerentscheid 2019 gestellt, sie wirken wie verbitterte Anhänger der Ex-BI für den Erhalt der jetzigen Bäder. Wollte man wie die Bräuchle-Crew einen erneuten Bürgerentscheid, würde das Verfahren erneut in die Länge gezogen, könnten die Bau- oder Sanierungskosten weiter klettern und müsste den Ausschreibungssiegern Brodbeck und Co. eine millionenschwere Entschädigung gezahlt werden. Keine Gewinner in Sicht, nur ein latent ausfallgefährdetes Hallenbad. (GEA)