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Kirche zieht sich aus Dettinger Kinderbetreuung zurück

Bis zum neuen Kindergartenjahr muss die Gemeinde Dettingen Verwaltungsstrukturen für die Kindergartenarbeit aufbauen. Bürgermeister Michael Hillert spricht von einer Ausnahmesituation für das Rathausteam.

Da geht's hin: Die bürgerliche Gemeinde muss in kürzester Zeit die Trägerschaft für die Kinderbetreuung übernehmen, auch der Nat
Da geht's hin: Die bürgerliche Gemeinde muss in kürzester Zeit die Trägerschaft für die Kinderbetreuung übernehmen, auch der Naturkindergarten Waldwichtel gehört dazu. Foto: Kirsten Oechsner
Da geht's hin: Die bürgerliche Gemeinde muss in kürzester Zeit die Trägerschaft für die Kinderbetreuung übernehmen, auch der Naturkindergarten Waldwichtel gehört dazu.
Foto: Kirsten Oechsner

DETTINGEN. Die bürgerliche Gemeinde muss bis zum kommenden Kindergartenjahr in Kürze das umsetzen, wofür die kirchliche seit 1866 Zeit hatte: Verlässliche Verwaltungsstrukturen für die Kinderbetreuung aufbauen, um deren Fortführung garantieren zu können. Nachdem der Kirchengemeinderat vor etwas mehr als zwei Wochen entschieden hat, aus Personalmangel die Trägerschaft der Kindergärten an die Kommune zu übergeben, geht’s im Rathaus rund. Bürgermeister Michael Hillert sprach in der Gemeinderatssitzung von einer Ausnahmesituation: »Wir müssen alle an einem Strang ziehen und keine Nebenkriegsschauplätze aufmachen«, machte er deutlich. »Wir sind ja nicht zu der Entscheidung gekommen, wir machen das, sondern es gab keine Alternative.« Oberstes Ziel müsse sein, die Betriebserlaubnis für die sechs Einrichtungen zu erhalten: »Das wird ein gewaltiger Kraftakt bis September.«

Dabei sei das gesamte Rathausteam gefordert, speziell aber Hauptamtsleiterin Stefanie Jedele und Mitarbeiterin Vera Dobberstein. Aber auch auf Personalleiterin Jasmin Götz kommt jede Menge Arbeit zu, denn der Mitarbeiterstab wächst um einen Schlag um 100 Erzieherinnen. Zeitnah benötigt die Gemeinde unbedingt zudem eine pädagogische Leitung, neues Personal ist unter anderem auch für die Kasse und die EDV-Abteilung notwendig. Um diese Mitarbeiter finden zu können, müsse auch das Marketing intensiviert werden: »Wir müssen Vollgas geben und sind bereit zusammen zu rutschen«, machte Stefanie Jedele deutlich, das Team nehme die Herausforderung an. Bereits ab Mai übernimmt die bürgerliche Gemeinde die sogenannten Gewährleistungsaufgaben, dazu zählen das Platzmanagement, die Platzvergabe und die Bedarfsplanung. Die Übernahme dieser Aufgaben war bereits in Vorbereitung, kommt indes auch schneller als ursprünglich erwartet.

Viele neue Aufgaben für die Verwaltung

Für eine solch einschneidende Veränderung der Trägerschaft für die Kindergärten müsse laut Jochen Rehm eigentlich viel mehr Zeit eingeplant werden, jetzt komme alles geballt: »Das wird ein harter Brocken, wir schaffen es«, zeigte sich der CDU-Gemeinderat zuversichtlich. Dem konnte FWV-Fraktionschef Dr. Rolf Hägele nur zustimmen: »Eine Alternative gibt es sowieso nicht«, die vielfältigen Aufgaben müssen im Sinne der Verlässlichkeit getan werden. Die Fülle der Aufgaben sei laut Stefanie Jedele tatsächlich enorm, immer wieder falle dem Team eine neue auf.

Die technischen Dinge rund um die Übernahme der Trägerschaft per Abstimmung zu regeln sei die eine Seite, machte Gemeinderat Archibald Fritz von der Unabhängigen Liste klar. Die emotionale sei eine andere: »Eine lange Tradition geht zu Ende, das ist für viele Dettinger eine Umstellung.« Viele Bewohner des Ortes und auch die Mitglieder des Gemeinderats seien im Ort in den Kindergarten gegangen, der immer von der evangelischen Kirche geführt worden sei. Das Bewusstsein für diese gravierende Veränderung müsse noch wachsen.

Flexiblere Öffnungszeiten geplant

Schlag auf Schlag hatte das Gremium Entscheidungen rund um die Kinderbetreuung zu fällen. Unter anderem stimmten die Gemeinderäte einem flexibleren Öffnungszeitenmodell und der möglichen Buchung von verschiedenen Modulen zu. Für dieses Kindergartenjahr waren die Öffnungszeiten drastisch gekürzt worden, eine Ganztagsbetreuung wird derzeit mit maximal 32 Stunden pro Woche angeboten – das hatte zu erheblichen Protesten der Eltern geführt. In die Gestaltung des neuen Betreuungsangebots wurden Elternvertreter im Rahmen von zwei Workshops mit einbezogen. Für jedes der sechs Häuser wurde ein passendes Modell gesucht und gefunden. Gemeinderat Martin Salzer von der Freien Wählervereinigung sprach von positiv verlaufenden Veranstaltungen. »Wir haben das Paket so geschnürt, dass Wunsch und Realität abgebildet sind«, fasste Dr. Hägele das Ergebnis zusammen. Bislang hat die Gemeinde die Kindergartenarbeit bereits jährlich mit rund fünf Millionen Euro finanziert, nun muss sie sich um den Bedarfsplan kümmern: Im Ü3-Bereich kann laut Vera Dobberstein der Bedarf gedeckt werden: 404 Plätze stehen zur Verfügung, 402 werden laut aktueller Planung benötigt. Im Krippenbereich könnten die Plätz indes knapp werden und zu Wartezeiten kommen. (GEA)