DETTINGEN. Die schöne neue Welt endet im Mischgebiet Lehen und am Freibad. »Nächste Station: Dettingen - Lehen«, verkündet die sonore Männerstimme aus dem Zuglautsprecher, »Ausstieg in Fahrtrichtung links«. Der automatisch sprechende Mann ist neu auf der Ermstalbahn, die Züge sind halbneu: modernisierte Elektrotriebzüge der DB Regio, flüsterleise bis auf den GPS-gesteuerten Haltestellen-Ansager.
Der ist bei der DB zwar bundesweit derselbe, aber hält seiner neuen Strecke zwischen Metzingen und Bad Urach nicht immer die Stange. Ausgerechnet am zentralen Haltepunkt Dettingens und der ganzen zehn Kilometer langen Strecke streicht er häufig die Segel. Dann meldet sich entweder der nicht ganz so markante Lokführer von seinem Mikro aus: »Dettingen-Mitte, Ausstieg links«. Oder es herrscht entspannte Stille und die Fahrgäste, die mitten im Ermstal rauswollen, müssen selber aufpassen, wann sie ihr Ziel erreicht haben.
Dasselbe Phänomen ereilt Leute, die in Dettingen-Gsaidt aussteigen wollen, nah beim Groß-Arbeitgeber Elring Klinger. Ausgerechnet dort dürfte eigentlich kein GPS-Funkloch gähnen, denn hier zeigt nicht nur der Global Player Flagge, sondern stellen in einem Neubau am Bahnsteig auch die Fahrdienstleiter der Erms-Neckar-Bahn AG (ENAG) Signale und Weichen. Zwar noch nicht für die Ermstalbahn, aber schon für die im Ammertal zwischen Tübingen und Herrenberg.
Der ENAG fehlt Personal, weshalb im Ammertal abends und nachts Busse statt Zügen fahren. Die neue Stellwerkstechnik tut dagegen in der Regel ihren Dienst. Doch das ist eine andere Baustelle und ein anderer Betreiber. Die DB indes ist für die Ansagen in ihren Zügen verantwortlich. Zum Glück springt der Mensch ab und zu noch für Kollege Computer ein. Und das ganz nah vor Ort und ohne Umweg übers All.