METZINGEN. »Es gibt so viele Akteure, die leisten Gutes ohne viel Aufhebens«, sagte Hausherr, Gastgeber und Stifter Michael Bläsius, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Reutlingen, bei der Begrüßung der Gäste im neuen Forum der Kreissparkasse Metzingen anlässlich der Verleihung des dritten Inklusionspreises des Landkreises Reutlingen »Platz für alle – Inklusion vor Ort«.
»Wir wollen mit diesem Preis Wege aufzeigen, was vor Ort möglich ist und ein Bewusstsein schaffen für Menschen mit Handicap, deshalb unterstützen wir diese Initiative sehr gern«, betonte Bläsius.
Platz ist für alle da
Landrat Ulrich Fiedler, gleichzeitig Vorsitzender der Inklusionskonferenz im Landkreis, fand es ermutigend wie viele Gäste mit und ohne Behinderung hier seien: »Dies zeigt, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind.« Sein Dank galt der Kreissparkasse für die monetäre Ausstattung des Preises: »Wir mussten Michael Bläsius und seine Vorstandskollegen nicht überzeugen, uns zu unterstützen«, sagte Fiedler. Zum dritten Mal stattet das Geldinstitut mit jeweils 6.000 Euro die Preisvergabe aus. Laut Fiedler ist mittlerweile auch die Zukunft des Inklusionspreises gesichert: »Künftig soll der Preis im zweijährigen Rhythmus vergeben werden, die Höhe des Preises bleibt jedoch gleich.«
"Ich mag in einer Welt leben, in der Platz für alle ist", sagte der Landrat, der davon sprach, dass man schon viele Schritte vorangekommen seit der Kreistag 2021 entschied, diesen Inklusionspreis zu installieren. "Wir reden von 41.000 Menschen mit anerkannter Behinderung im Landkreis.
Lob gab es aus berufenem Munde: Leonie Dirks, Amtsleiterin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration im Ländle, vertrat ihren Chef Manfred Lucha. Der Landkreis nehme in Sachen Inklusion eine herausragende Stellung innerhalb Baden-Württembergs ein und die Ideen des Landkreises reichten weit darüber hinaus.
»Für den Minister ist Inklusion eine Herzensangelegenheit«, unterstrich Dirks. »Inklusion ist gelebte Demokratie.« Das Land selbst sei dabei, 100 Stellen zu schaffen für Menschen mit Behinderung und baue ein Kompetenzzentrum für Barrierefreiheit auf – auch für mediale.
»Inklusion lebt von Engagement und innerer Haltung, es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.« Sie freute sich besonders, den Ehrenpreis an Professor Gerhard Klein und seine Nachfolger Claudia und Frank Richter vom Pfullinger Samstagstreff zu übergeben.
Von Inklusion war noch nicht die Rede erzählte Gerhard Klein, als vor 43 Jahren der Samstagstreff ins Leben gerufen wurde. Mal bleiben die mittlerweile auf 19 Personen angewachsene Gruppe in der Magdalenenkirche – das ist sozusagen der Sitz der Initiative –, aber oft sind sie unterwegs. Sie erleben zum Beispiel einen Tag bei der Polizei, bei der Feuerwehr, spielen Minigolf, kegeln oder grillen. 35 Jahre lang leitete Gerhard Klein den Treff, seit 2015 ist das Ehepaar Richter verantwortlich. "Die damals noch jungen Treffmitglieder sind inzwischen erwachsen geworden", es sind Freundschaften entstanden, und sie kommen immer noch jeden Samstag zusammen", sagte Frank Richter. Mit der finanziellen Zuwendung werde es möglich sein, die früher regelmäßigen Busausflüge wieder aufzunehmen. Wer den Treff unterstützen wolle, ist seinen Worten zufolge gerne eingeladen, vorbeizukommen und mitzuhelfen.
»Besucher sind auch erwünscht im Living Museum Alb in Buttenhausen«, so Sarah Boger, Kunsttherapeutin der Bruderhaus-Diakonie. Das Ziel dort ist ihrer Meinung nach Kunst erlebbar zu machen und das Andenken an den genialen Gustav Mesmer wach zu halten. »Es geht um kulturelle Teilhabe und gelebte Inklusion«, so Boger, die gemeinsam mit ihren Künstlerinnen und Künstlern den Preis entgegennahm. »Es ist eine Würdigung unserer Arbeit und große Ehre.«
Können unter Beweis gestellt
Der zweite Inklusionspreis ging an die Musikschule Metzingen, speziell an die dort gegründete Band »Flauto Granate & friends«. Musiklehrerin Bettina Seegers-Diez ist sozusagen das Herzstück der Band, die offen für alle sein will. »Bei uns spielen Jugendliche mit und ohne Unterstützungsbedarf und es herrscht ein besonderer Geist.« Der Bandname, so Seegers-Diez, stammt von einem Mitglied, das zu ihr gesagt habe: »Wir spielen granatenmäßig gut Flöte (Flauto Granate), die friends seien nach und nach dazu gekommen.« Das Leuchtturmprojekt, wie es Michael Bläsius bezeichnete, demonstrierte mit vier Liedern ihr Können während des Abends. »Sie verkörpern Toleranz, Respekt und Freude in Reinform«, schloss Bläsius die Ehrung ab. (ber)