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Aktuell LEUTE

In Glaube und Partei fest verwurzelt

WALDDORFHÄSLACH. Sie ist seit Jahren als Kirchengemeinderätin in der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus in Pliezhausen aktiv mit dabei und noch viel länger und mindestens ebenso engagiert sie sich in der SPD. »Manche Leute finden das komisch und fragen mich, ob ich denn nicht besser in die CDU passen würde«, sagt Angela Madaus und muss herzhaft lachen. »Konfession und Partei sind für mich komplementär; katholischer Glaube und sozialdemokratische Partei gehören für mich zusammen, ganz unabhängig von etwaigen zeitlichen Strömungen.«

Angela Madaus mit einem Exemplar des Buches "Für Fortschritt und Gerechtigkeit – eine Chronik der SPD". Darin findet sich als "U
Angela Madaus mit einem Exemplar des Buches »Für Fortschritt und Gerechtigkeit – eine Chronik der SPD«. Darin findet sich als »Unikat« ein Porträt des SPD-Ortsvereins Pliezhausen-Walddorfhäslach – weitere Ortsvereine sind nicht vertreten. GEA-FOTO: KELLER
Angela Madaus mit einem Exemplar des Buches »Für Fortschritt und Gerechtigkeit – eine Chronik der SPD«. Darin findet sich als »Unikat« ein Porträt des SPD-Ortsvereins Pliezhausen-Walddorfhäslach – weitere Ortsvereine sind nicht vertreten. GEA-FOTO: KELLER
Angela Madaus, studierte Historikerin und Romanistin, im früheren Brotberuf Gymnasiallehrerin und heute mit 67 Jahren umtriebig und mit ganzem Herzen bei der Sache, von Kirchengemeinderat bis SPD-Landesvorstand 60 plus und als kooptiertes Mitglied auch im Vorstand der Landes-SPD, fand 1982 zu »ihrer« Partei.

»Wir wollten dem schwarzen Walddorfhäslach etwas entgegensetzen«
Nach Häslach im Jahr 1980 zugezogen gründete sie zusammen mit Hans Mast und einigen anderen einen »verschmolzenen« SPD-Ortsverein Pliezhausen-Walddorfhäslach. Bei den Kommunalwahlen 1989 gelang es Angela Madaus für die SPD ein Gemeinderats-Mandat zu erringen.

»Damit zog zum ersten Mal eine Sozialdemokratin über eine eigene SPD-Liste in den Walddorfhäslacher Gemeinderat ein«, erinnert sie sich heute. »Wir wollten mit unserer SPD-Wahlliste dem schwarzen Walddorfhäslach etwas entgegensetzen.«

Gleich im Kommunalwahljahr 1994 gab es eine Zäsur, denn durch »geschickte Organisation der Wahlliste, SPD und Liste für Frieden und Umwelt (LFU), gelang es, die Gemeinderatsmandate zu verdreifachen«, wie es in der Chronik des SPD-Ortsvereins Pliezhausen-Walddorfhäslach heißt.

1990 hatte Angela Madaus den Vorsitz im Ortsverein übernommen und behielt dieses Amt bis 2001, als sie für einige Jahre als Auslandslehrkraft an die deutsche Schule in Budapest wechselte. Den 1994er-Erfolg bei den Kommunalwahlen kommentiert sie auch heute noch nicht ohne Stolz: »Zusammen mit den LFU-Leuten hatten wir als Einzige ein richtiges Programm.«

Es herrschte Aufbruchstimmung, der SPD-Ortsverein war im Gemeindeleben präsent, etwa durch die selbst aufgelegte und erarbeitete Ortsvereins-Zeitung »Standpunkte«.

»Zusammen mit den LFU-Leuten hatten wir als Einzige ein richtiges Programm«
Die kommunalpolitischen Themen in dieser Zeit könnten auch von heute sein: Aktionen gegen Rechts und gegen Ausländerfeindlichkeit, Vorschläge zur Verbesserung der Spielplatzsituation oder die Forderung nach Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten. In den folgenden Jahren vermochte die SPD bei den Kommunalwahlen stets drei Mandate zu erringen – und so haben aktuell Ralf-Michael Röckel, Jürgen Stoll und Hans Georg Gaiser Sitz und Stimme im Walddorfhäslacher Gemeinderat.

Die bewegte Geschichte des SPD-Ortsvereins Pliezhausen-Walddorfhäslach fand durch eine Verkettung glücklicher Umstände, die nachzuvollziehen Angela Madaus gar nicht mehr so recht gelingt, Eingang in die im SPD-eigenen Vorwärts-Verlag herausgegebene Schrift »Für Fortschritt und Gerechtigkeit – eine Chronik der SPD«, herausgegeben von Andrea Nahles und Barbara Hendricks zum 150-jährigen Bestehen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Auf fast 150 Seiten finden sich dort neben so illustren Autoren wie Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück, Gerhard Schröder, Hans-Jochen Vogel oder Günter Grass, Beiträge von Angela Madaus und Hans Mast – ein Stück Basisdemokratie.

Zurück aus Ungarn übernimmt Angela Madaus 2007 wieder den Vorsitz im SPD-Ortsverein. Gehörte bislang die Bildungspolitik zu ihren Schwerpunkten, richtet sich allmählich ihr Fokus auf das Miteinander der Generationen, nicht zuletzt durch ihre Mitarbeit im SPD-Landesvorstand, andererseits als jüngst bis 2015 wiedergewähltes Mitglied im Landesvorstand 60 plus. Ein bei der Landesdelegierten-Konferenz von Senioren 60 plus im Juli in Tübingen eingebrachter Leitantrag trägt mit ihre Handschrift: »Es geht letztlich immer um die soziale Frage, das Miteinander von Jung und Alt im Sinne von Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe«.

Daraus ergeben sich Forderungen wie die stärkere Beteiligung älterer Menschen durch die Gründung von Seniorenräten auf kommunaler Basis; es geht um altersgerechte und bezahlbare Wohnungen, Förderung der Mobilität im Alter als Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe: Ausbau des ÖPNV, barrierefreie Züge, Busse und Bahnhöfe.

»Es geht letztlich immer um die soziale Frage«
Erklärtes Ziel wie im Antrag formuliert, ist eine solidarische Bürgerversicherung in der Pflege und im Gesundheitssystem generell – eine verbesserte ambulante Pflegestruktur samt flächendeckender Pflegeberatung unter Einbeziehung existierender Pflegestützpunkte.

Schwerpunkt soll das Vorgehen gegen Altersdiskriminierung durch das Vermeiden von Altersarmut sein. Ältere dürften nicht vorzeitig aufs Altenteil abgeschoben werden, Weiterbildung in jedem Lebensalter sei ein Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung. Die Solidarrente müsse deutlich über dem Grundsicherungsniveau liegen und Kindererziehungszeiten, Pflegezeiten und ehrenamtliches Engagement besser berücksichtigen. Und weiter heißt es: »Einschränkung von Zeitarbeit, Leiharbeit, geringfügiger Beschäftigung und gleiche Entlohnung von Männern und Frauen sind die wichtigsten Voraussetzungen zur Vermeidung von Altersarmut«. (GEA)