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Aktuell Einsatz

Hilfsorganisationen aus der Region fordern schnelle Entlastung

Ein Problem stellen die Fehlfahrten dar. Dabei weist der Patient keine lebensbedrohliche Verletzung auf

Rettungswagen
Ein Rettungswagen. Foto: Boris Roessler
Ein Rettungswagen.
Foto: Boris Roessler

NÜRTINGEN/REUTLINGEN. Die Rettungsdienste sind am Anschlag – auch in der Region Neckar-Alb. Die Malteser luden daher gemeinsam mit Vertretern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Johanniter Unfallhilfe (JUH) zu einem politischen Gespräch über die aktuelle Situation ein. Ein großes Problem stellen die Fehlfahrten dar. In diesen Fällen schickt die Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst einen Rettungswagen los, obwohl der Patient eigentlich keine lebensbedrohliche Erkrankung oder Verletzung aufweist. »Bis zu 30 Prozent der Einsätze erfolgen inzwischen, ohne dass es zu einem Transport ins Krankenhaus kommt«, schilderte etwa Michael Wucherer, Rettungsdienstleiter beim DRK Esslingen-Nürtingen. Ebenso eindrücklich sind Zahlen, die Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Neckar-Alb, am Beispiel des Klinikums Esslingen präsentierte. Im Jahr 2019 wurden demnach rund 3 800 Patienten von den Maltesern in die Esslinger Klinik transportiert, wovon 500 nach einer kurzen Behandlung noch am selben Tag entlassen wurden. Im Jahr 2022 wurden ebenfalls annähernd 3 800 Patienten in die Klinik gebracht – wovon mehr als 1 500 nach ärztlicher Behandlung noch am selben Tag entlassen wurden. »Diese Patienten sind eigentlich keine Fälle für das Krankenhaus. Und auch nicht für den Rettungsdienst«, macht Lippe deutlich.

Doch eben diese Menschen, bei denen eigentlich kein akuter medizinischer Notfall vorliegt, belasten das System des Rettungsdienstes, der seine Rettungswagen (RTW) und Notarzt-Einsatzfahrzeuge (NEF) eigentlich vorhält, um Menschen bei lebensbedrohlichen Situationen schnellstmöglich helfen zu können. Doch allzu oft sind diese lebensrettenden Fahrzeuge mit hochmoderner Technik und hoch qualifizierten Notfallsanitätern, Rettungssanitätern und Notärzten zu Patienten unterwegs, denen eigentlich klassische Hausmittel oder der Gang zum Hausarzt genauso gut helfen könnten. Es seien Bagatellfälle, in denen sich zu viele Menschen allerdings nicht mehr zu helfen wissen, wenn etwa das Kind fiebert oder der hartnäckige Husten ihnen den Schlaf raubt. »Es gibt in der Gesellschaft ein zunehmendes Versorgungsproblem. Und wenn die Menschen nicht mehr klarkommen, rufen sie den Rettungsdienst«, sagt Lippe. »Wir beobachten diese Entwicklung tagtäglich.« (pm)