WALDDORFHÄSLACH. Im Walddorfhäslacher Gemeinderat gibt es zwei Besonderheiten. Die Fraktion der Freien Wähler Vereinigung (FWV) stellt die Hälfte der aktuellen Kommunalpolitiker und ist damit deutlich stärker als die anderen drei. Außerdem ist die FWV die einzige bürgerliche Liste. Eine CDU-Fraktion gibt es dort aktuell nicht und tritt auch nicht zur Wahl an. Fast alle Walddorfhäslacher Räte kandidieren bei Kommunalwahl am 9. Juni wieder. Nur Alexander Armbruster und Thomas Baisch von den Freien Wählern stehen von den 2019 gewählten Räten nicht mehr auf Listen.
In den nächsten Jahren stehen in der umtriebigen Gemeinde einige Themen an, von denen einige bereits begonnen wurden. Das sind etwa der Breitbandausbau, der Bau eines Hochspannungsnetzes der TransNet BW auf Gemeindegrund, der Ausbau des Stromnetzes mit Leitungs- und Trafostationen, eine Nahwärmekonzeption für Walddorf-West und Häslach-West und der Ausbau von Photovoltaikanlagen. Um die neuen und alten Räte auf den neuesten Stand zu bringen, hat die Gemeinde bereits für den 13. und den 27. Juni zwei Gemeinderatssitzungen angekündigt. Woanders dauert es wesentlich länger, bis das Gremium nach der Wahl zusammenkommt.
FWV wollen Treffpunkt in neuer Ortsmitte
Über diese Projekte hinaus setzen die Wählervereinigungen und Parteien Schwerpunkte. Die Freien Wähler legen einen Schwerpunkt auf Bildung für ein gutes Gemeindeleben. »Darum liegt uns eine solide und zukunftsfähige Ausstattung unserer Gustav-Werner-Gemeinschaftsschule mir der Römerwegschule besonders am Herzen«, heißt es im Programm. Das neu entstandene Zentrum von Walddorf sehen sie als Treffpunkt, der noch verbessert werden soll: »Durch die Gestaltung des Molkereiplatzes mit mehr Grün und Möblierung wollen wir diesen zu einem Platz der Begegnung für alle Generationen machen.« Auch zu Flüchtlingen im Ort, zu denen es bei Bürgerinformationen gegensätzliche Positionen gab, beziehen die FWV Stellung: »Unabhängig, wie man dazu steht - es gilt die Menschen, die vor Ort sind, in das Gemeindeleben aufzunehmen und einzubinden, damit wir in Walddorfhäslach weiterhin gut zusammenleben können.«
Auch die Grünen beziehen in ihrem Programm dazu Stellung: »Es ist unsere humanitäre Verpflichtung, Menschen in Not aufzunehmen, dafür Zeit, Geld und ehrenamtliches Engagement frei zu machen, Willkommenskultur zu erhalten und zu unterstützen, kulturelle Vielfalt anzuerkennen, Rassismus und Nationalismus nicht zu tolerieren.« Sie möchten an der bisherigen dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen festhalten. Der Schlüssel zu einer klimafreundlichen und kostengünstigen Wärmeversorgung sind für die Grünen erneuerbare Energien: »Deshalb unterstützen wir die gemeindlichen Quartiersplanungen zum Ausbau eines auf Biogas und Holzhackschnitzeln basierenden Nahwärmenetzes.« Um Wohnraum zu schaffen, denken die Grünen auch an generationenübergreifende Wohnprojekte und Baugemeinschaften.
FL will Schlaglöcher ausbessern
Die SPD möchte sich für eine gute Kinderbetreuung mit einer guten Personalausstattung zu vertretbaren Kosten einsetzen: »Wir wollen, dass für alle Walddorfhäslacher Kinder das letzte Kindergartenjahr gebührenfrei wird«, heißt es im Programm. Außerdem möchten die weiter in die Schulinfrastruktur investieren. Die neu gestalteten Ortsmitten sollen zum Ort der Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität werden. Sie begrüßen die Erweiterung des Gustav-Werner-Stifs ein: »Wir wollen, dass die Einrichtung um eine Abteilung für demenzkranke Menschen sowie zusätzliche Tagespflegeplätze erweitert wird.« Einen weiteren Schwerpunkt setzen die SPD-Kandidaten bei der Verkehrspolitik: »Wir wollen weitere Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr, im Radwegenetz sowie alternative Mobilitätslösungen.«
Die Frauen Liste (FL) ist seit 1999 im Gemeinderat als Wählerinnenvereinigung. "Gleichstellung ist uns wichtig, daher braucht es Frauen und Männer, die Verantwortung übernehmen." Bekannt sind sie im Ort für den Lesetreff und den Bücherwagen Literatüüt. "Unser Motto 'Fahr nicht fort - kauf' am Ort" ist gesetzt. Wir wollen die Vielfalt an Produkten des täglichen Bedarfs durch ein buntes Angebot vor Ort erhalten", heißt es im Programm. Damit Geschäfte gut erreicht werden können, brauche es eine sichere Wege. Daher setzen sich die Kandidatinnen für Gehwege ohne Schlaglöcher und für Radstreifen ein. Wichtig ist der FL die Integration: "Niemand soll in der Gemeinde einsam sein. Dazu zählt für uns das Verständnis für Menschen, die hier im Land Zuflucht suchen, aber auch das Wissen um die eigenen historischen Wurzeln."
AfD will keine unrentablen Windkraftanlagen
Die AfD tritt mit drei Kandidaten zur Gemeinderatswahl an. Das sind der Verkaufsleiter Benjamin Hupe, die Assistentin der Geschäftsleitung Daniela Kentner und die Diplom-Kauffrau Christine Ebertin. Zu ihrem Programm gehört, dass sie keine unrentablen Windkraftanlagen auf der Gemarkung haben, sondern stattdessen "Heimat erhalten" möchten. Sie wollen "Wohnraum für die arbeitende Bevölkerung" und "keine Privilegien für Zuwanderer". Aus Sicht der AfD ist "Migration die Mutter der Wohnraumnot". Familien will die Partei stärken, indem Erziehungsarbeit belohnt werden soll. Die AfD möchte Geld für Bildung "statt für Klima-Ideologie" ausgeben und die "illegale Migration in unsere Sozialsysteme" stoppen. Ihr Ziel sind: sichere Straßen und Plätze im ganzen Landkreis". (GEA)