HÜLBEN. Auf Hülbener Gemarkung wird künftig ein 50 Meter hoher Funkmast in der Nähe des Schützenhauses außerhalb des Orts gebaut. Am Dienstagabend hat der Gemeinderat komplett dem Bauantrag zugestimmt, wie Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser auf GEA-Anfrage sagte. Bereits in früheren Sitzungen hatten die Gemeinderäte über das Thema gesprochen und einen Grundsatzbeschluss getroffen. Nun folgte noch die Baugenehmigung.
»Der Mast ist für das Behördennetz«, sagte Ganser und erklärte den Hintergrund: »Dieses 450-Megahertz-Funknetz geht auf eine Initiative nach dem Hochwasser im Ahrtal zurück, als die Kommunikation nicht funktioniert hatte, weil das Mobilfunknetz zusammengebrochen war.« Darum sollen nun im Abstand von 15 bis 20 Kilometern Funkmasten als Infrastruktur geschaffen werden. »Der Standort in Hülben passt da gut rein, weil der auch die Täler abdeckt«, sagte Ganser. Der Funkturm soll aus einem Stahlgittermast mit vier Plattformen und einer Fundamentplatte für einen Technikschrank bestehen.
Turm im Außenbereich möglich
Der Standort für den Funkmast in Hülben liegt abseits des Ortes im Außenbereich, in dem nach dem Baugesetzbuch nicht ohne weiteres gebaut werden darf. Es sei denn, die dort entstehende Infrastruktur diene der öffentlichen Versorgung mit Elektrizität, Gas, Telekommunikationsdienstleistungen, Wärme und Wasser oder aber der Abwasserwirtschaft. In der Beschlussvorlage kommt Marion Lamparter, die Leiterin des Bau- und Hauptamts zu dem Schluss: »Die Verwaltung ist der Auffassung, dass die Voraussetzungen des Paragraphs 35 des Baugesetzbuchs hier erfüllt sind und schlägt vor, das Einvernehmen der Gemeinde zu erteilen.«
Den Funkturm in Hülben lässt die Netze BW bauen. »Ein 450-Megahertz-Funkstandort wie Hülben besteht aus drei Sektorenantennen, bis zu vier Richtantennen und verfügt über eine Notstromversorgung für bis zu 72 Stunden«, berichtet Jörg Busse, ein Pressesprecher von Netze BW. Wann der Turm in Hülben gebaut werden soll und wann er in Betrieb gehen könnte, stehe noch derzeit nicht fest. Der Turm würde dann einen Umkreis von 15 Kilometern abdecken.
Sicherheitsrelevantes Netz
Wo die räumlich nächsten Funkmasten von dort stehen sollen oder bereits stehen, sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, heißt es von der Netze BW. »Da es sich um sicherheitsrelevante Angaben handelt, bitten wir um Verständnis, dass wir keine detaillierteren Angaben zu weiteren Standorten machen möchten. Wie in anderen sicherheitskritischen Funknetzen auch, werden keine zusammenhängenden Standortcluster veröffentlicht«, berichtet Busse.
Antje Schweitzer, die Pressesprecherin der Netz-Betreiberin 450connect GmbH in Köln, erklärt, was Hülben als Standort interessant macht: »Ein Standort muss die technischen Voraussetzungen erfüllen und sollte idealerweise höher gelegen sein, um eine optimale Flächenversorgung zu gewährleisten.« Schweitzer grenzt ein, wer das von 450connect betriebene Netz nutzen wird: nämlich die Energie- und Wasserwirtschaft, der Öffentliche Personennahverkehr, Transport und Logistik, die Gesundheitsversorgung und die Betreiber von Industrieanlagen. Sie alle könnten dann über das bundesweit verfügbare und ausfallsichere Netz Sprache und Daten übertragen.
Dezentrale Energieversorgung
Für die Energiewirtschaft habe das 450-Megahertz-Funknetz den Vorteil, dass so Energieerzeugungsanlagen, Netzanlagen und Messeinrichtungen sicher, zuverlässig und jederzeit verfügbar gesteuert werden könnten. Den Bedarf nach dem neuen Netz gebe es wegen der neuen Dezentralisierung und Digitalisierung der Energieversorgung. Schweitzer nennt die Vorteile dieses 450-Megahertz-Netzes gegenüber dem Mobilfunknetz: »Physikalisch bedingt hat die Frequenz sehr gute Ausbreitungseigenschaften. Das ermöglicht Betreibern kritischer Infrastrukturen eine sehr verlässliche Versorgung sowohl im ländlichen Raum als auch in Gebäuden. In beiden Fällen ist häufig keine ausreichende Mobilfunkversorgung gegeben.« Das neue Netz soll bei Stromausfällen oder Naturkatastrophen trotzdem funktionieren.
Auch die Wasserversorgung soll durch die Digitalisierung effizienter werden und so schnell und präzise auf Probleme reagieren können. Schweitzer nennt ein Beispiel, wie das Funknetz helfen kann: »Mit zunehmenden Dürre-Phasen auch in Europa und daraus abgeleitet steigendem Bedarf nach Wasser wird die Frage nach einer zuverlässigen und effizienten Wasserversorgung, einschließlich intelligenter Wasserverteilung, immer dringlicher.« Daraus folge, dass Hochbehälter, Pumpwerke und Schieber, die sich meist an entlegenen Orten befinden, über ein hochverfügbares und flächendeckendes Kommunikationsnetz wie eben das 450-Megahertz-Netz verbunden werden müssten. (GEA)