DETTINGEN. Wer einmal drin ist und in der Kommunalpolitik Fuß gefasst hat, bleibt in Dettingen wohl auch dabei: Lediglich zwei der 18 amtierenden Gemeinderäte lassen sich nicht für eine weitere Legislaturperiode aufstellen. Nach 30 Jahren hört Wolfram Beck auf, Katharina Beutler gehört dem Gremium seit 2019 an – beide sitzen noch für die Freie Wählervereinigung (FWV) im Gremium. Auch wenn die Fluktuation gering ist, haben die drei Fraktionen viel Energie in die Suche nach Kandidaten gesteckt. FWV, Unabhängige Liste (UL) und CDU sind sich in einem einig: Das sei keine leichte Aufgabe gewesen, aber mit dem Ergebnis sind die Kommunalpolitiker aller drei Gruppierungen mehr als zufrieden. Wie groß das Stühlerücken auch sein wird und ob altgediente Gemeinderäte neuen Bewerbern im Rat Platz machen müssen, ein zentrales Thema wird die Räte beschäftigen: die Kinderbetreuung. Die bürgerliche Gemeinde muss innerhalb weniger Monate die Kindergartenarbeit auf die Beine stellen, nachdem die Kirche die Trägerschaft im April beendet hat.
FWV: Hägele seit 40 Jahren im Gremium
Die FWV hat mit Dr. Rolf Hägele den dienstältesten Gemeinderat in ihren Reihen, 1984 wurde der inzwischen 73-Jährige erstmals ins Gremium gewählt. In den vergangenen 40 Jahren hat er die Geschicke der 10.000-Einwohner Gemeinde mitgeprägt – seine Erfahrung ist immens, das Wissen groß. 18 Personen umfasst die FWV-Kandidatenliste um den Grand Seigneur der Dettinger Kommunalpolitik, darunter fünf Frauen und zwei Kandidaten unter 30 Jahren. Es wird ein breites Berufsfeld mit unterschiedlichen Sichtweisen abgedeckt, bei der Arbeit stehe laut Hägele der Mensch und der gesunde Menschenverstand im Vordergrund – die FWV folge keinem Parteiprogramm, öffne sich allen Themen ohne Ideologie und verstehe Kommunalpolitik als Dienstleistung für die Bürger und die Gemeinschaft. Gerade bei der Kinderbetreuung und Bildung stehe Dettingen vor großen Herausforderungen, aber auch Zukunftsthemen wie Mobilität wolle die FWV laut Hägele in den Blick nehmen. Als stärkste Fraktion im Gemeinderat mit neun Sitzen wolle man das Gremium nicht dominieren, es gehe grundsätzlich immer um die Sache. Aber, das gibt er auch zu: Die Größe wolle man gerne halten.
UL: Das Team zählt
Die Unabhängige Liste ist 2009 erstmals angetreten und hat gleich vier Sitze geholt, inzwischen sie mit vier Männern und einer Frau im Gemeinderat vertreten. Es sollen noch mehr werden, wie Dr. Frank Schwaigerer unterstreicht: Erklärtes Ziel der UL sei, die Demokratie im Gemeinderat zu stärken und für andere Mehrheitsverhältnisse zu sorgen – die Mehrheit der FWV soll durchbrochen werden. Den einen Spitzenkandidaten gibt es bei der UL nicht: Das Team stehe im Fokus, es werde grundsätzlich viel kommuniziert und Hand in Hand gearbeitet. Dennoch sei Archibald Fritz mit seiner 25-jährigen Erfahrung als Gemeinderat wichtig für die Arbeit in der Fraktion. 18 Kandidaten stehen auf der UL-Liste, die ein breites Spektrum an Berufen und Alter abdeckt – der jüngste Kandidat ist 25 Jahre. Die UL habe laut Schwaigerer die Kandidaten durchaus nach Schwerpunkten gesucht, um die Themen der Zukunft wie Kinderbetreuung, Schule und Energie kompetent besetzen zu können. Die UL bleibe bei der Ansicht, die Kindergartenarbeit nicht wie geplant in einem großen Kinderhaus zu zentralisieren und fordert auf, anders zu denken – es handele sich um eine Entscheidung für Generationen.
CDU: Nicht bei vier Räten bleiben
Drei Männer und eine Frau bilden die CDU-Fraktion im Dettinger Gemeinderat, dabei soll es laut Christine Weible nicht bleiben: Die Liste mit 17 Kandidaten sei hervorragend, berge viel Potenzial. Die Mischung sei bunt, was das Alter von 25 bis 64 Jahre wie auch die Berufe und Interessengebiete betreffe – vier Frauen haben sich für die Christdemokraten aufstellen lassen. Für die Arbeit im Gemeinderat interessieren sich alteingesessene und bestens im Ort sowie in den Vereinen vernetzte Dettinger ebenso wie Zugezogene. Diese seien laut Weible wichtig für den Blick von außen, alle Kandidaten eine eines: Sie seien motiviert in Dettingen etwas zu bewegen und würden gerne ihre Ideen in vielen Themenbereichen einbringen. Das herausfordernde Thema der Kinderbetreuung müssten Verwaltung und Gemeinderat gemeinsam schaffen, wobei die CDU eines wertschätze: Die Rathaus-Mitarbeiter würden eine hervorragende Arbeit machen – ihnen komme jede Unterstützung aus dem Gremium zu. Wieder aufnehmen will die CDU die Idee eines fraktionsübergreifenden Beirats, der je nach Thema Akteure der Betroffene langfristig und vorausschauend mit ins Boot nimmt. (GEA)