METZINGEN. Beim Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) in Metzingen steht eine große bauliche Veränderung an. Die Stadtverwaltung sieht einen großen Sanierungsbedarf im Hauptgebäude. Allerdings ist unklar, ob dieses wirklich saniert wird. Möglich wäre auch ein Neubau. Dann gibt es noch eine dritte Variante, nämlich die Sanierung des Hauptgebäudes und einen Anbau für die Oberstufe. Um diese drei Varianten ging es in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend, die wegen dieses Themas in die Neue Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums verlegt wurde. Die Entscheidung, welche Variante vertieft geplant werden soll, trifft der Gemeinderat aber erst am 20. Juni.
Metzingens Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh ordnete das Thema ein: »Für uns ist das ein Meilenstein und die größte Investition im Zeitablauf. Wir investieren 22 Millionen in den neuen NWT-Trakt und zusammen mit dem Bestandsgebäude sind es 55 Millionen Investitionen in den Schulstandort.« Das sei sehr gut investiertes Geld. »Wir erfahren täglich, was für ein wahnsinnsgroßer Standortfaktor G9 ist.« In Metzingen gehen Schüler neun Jahre aufs Gymnasium, während sie an anderen Schulen im Kreis Reutlingen ihr Abitur nach acht Jahren machen können. Metzingens Erster Bürgermeister Patrick Hubertz sprach von 28 Prozent Schülern, die in anderen Städten und Gemeinden wohnen und in Metzingen aufs Gymnasium gehen.
Raum für die nächsten Jahrzehnte schaffen
Haberstroh betonte die Tragweite der Entscheidung für eine der Varianten: »Wir haben uns viel Zeit genommen, alle Belange für die Schule sorgfältig zu prüfen.« Schließlich gehe es darum, welche Anforderungen sich an Bildung in den nächsten 30 bis 40 Jahren stellen.
Der Architekt Matthias Breithack stellte als Partner des Kölner Architekturbüros Trint + Kreuder d.n.a. die drei Varianten vor: Alle haben gemein, dass ein Schulboulevard alle Gebäudeteile verbindet. Das aktuelle Hauptgebäude müsse generalsaniert werden, sprach er von der ersten Variante. »Das bekommen wir aber gut hin und kriegen es wieder fit.« Wenn pro Etage ein Klassenzimmer geopfert würde für einen Aufenthaltsbereich, würde der Flur insgesamt heller. Bei einem Neubau wären die Räume als Cluster um eine Lernzone mit Loggia im Kreis angeordnet. Im Obergeschoß wäre eine große Dachterrasse für die Schüler der Oberstufe möglich.
Schulleiterin sieht dringenden Handlungsbedarf
Die Schulleiterin Ulrike Fetzer betonte die Dringlichkeit einer Sanierung oder eines von ihr eher favorisierten Neubaus. »Wir haben dann keine Altlasten und müssen keine Kompromisse eingehen. Wir können so Schule neu denken.« Für eine Sanierung spreche, dass die Schulgemeinschaft vor allem an der Aula hänge. Klar sei aber, dass die Sanitäreinrichtungen und die Elektronik marode seien. Fetzer nannte ein Beispiel: »Wenn ein Lehrer im Klassenzimmer den Beamer einschaltet, geht hinten im Flur das Licht aus.« Sie brachte den Handlungsbedarf auf den Punkt: »Wir warten schon fast zehn Jahre. Die Substanz ist marode und es ist den Schülern nicht zuzumuten, diese so noch länger zu nutzen.« Das spreche gegen die Sanierung und den Neubau des Oberstufenzentrums, die später fertig würden. Aus Sicht der Pädagogik und nach dem Baubeginn und damit auch der Fertigstellung sei ein Neubau die bessere Variante. Ein Kriterium für die Entscheidung sei die Zahl der Unterrichtsräume, in denen die Schüler untergebracht werden müssen. Das wären bei einem Umzug von Klassen in den gerade im Bau befindlichen NWT-Trakt plus saniertes Hauptgebäude 55 Unterrichträume, bei einem Neubau 57 und beim sanierten Hauptgebäude plus neuem Oberstufenzentrum 65 Räume.
Je nach Variante unterscheiden sich nicht nur die Kosten, sondern auch die Zeitpläne stark. Die Generalsanierung würde 33 Millionen Euro kosten und wäre im Januar 2030 fertig. Ein Neubau würde 54 Millionen Euro kosten und wäre im Juni 2030 fertig. Und die Generalsanierung plus Neubau eines Oberstufenzentrums würde 42 Millionen Euro kosten, wäre aber erst im Januar 2032 fertig. Bürgermeister Hubertz zog eine Bilanz der Kosten, der nötigen Klassenzimmer in einem Interimsbau, des Raumkonzepts, der energetischen Sanierung, der Bauzeit und des Erweiterungspotenzials. Ohne Gewichtung schneidet die Generalsanierung dabei am besten ab und der Abriss und Neubau am schlechtesten. (GEA)