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Die frühere Wannweiler Rektorin radelt nach Berlin

Beatrice Bantlin geht mit dem Ende des Schuljahres als Leiterin der Uhland-Schule in Wannweil in den Ruhestand. Nun hat sie einen besonderen Plan.

Fahrrad
Ein Radfahrer fährt bei Regen über eine Straße. Foto: Jasper Jacobs/DPA
Ein Radfahrer fährt bei Regen über eine Straße.
Foto: Jasper Jacobs/DPA

WANNWEIL. Im Treppenhaus an der Wand der Uhland-Schule in Wannweil sind bunte Wesen hinter einem Bilderrahmen zu sehen. Von der Statur her erinnern sie an Elefanten. Doch sie sind gar nicht grau, sondern bunt gestreift. Und es sind auch keine Elefanten, sondern Bantlifanten. So steht es auf dem Bild hinter dem Rahmen. Beide, die Elefanten und die Bantlifanten, sind die Lieblingstiere der Schulleiterin Beatrice Bantlin. Das zeigen an dem Tag auch ihre Ohrhänger in Elefantenform. »Elefanten haben eine dicke Haut. Die brauchte ich auch manchmal als Schulleiterin«, sagt Bantlin. Sie spricht in der Vergangenheit, weil dieser Tag, als der GEA-Reporter zu Gast ist, ihr letzter Tag vor den Ferien ist. Aber nicht ihr letzter Arbeitstag vor ihrem Ruhestand.

Bantlin wird noch ihr Büro ausräumen und sich dann mit ihrer Nachfolgerin Katharina Falkenburger austauschen. »Ich möchte ihr sagen, welche Themenfelder mir am Herzen gelegen haben«, sagt Bantlin. Damit spricht sie die Theaterpädagogik an. »Theaterspielen gibt Raum, sich auszudrücken und zu gestalten.« Gerade für die Selbstfindung der Schüler sei es eine schöne Gelegenheit. »Sie merken: 'Ich bin jemand und kann in eine andere Rolle schlüpfen'«, sagte Bantlin. Gerade unauffällige und ruhige Schüler entdeckten durchs Theaterspielen neue Seiten an sich.

»Die damalige Entscheidung war alternativlos«

Zwanzig Jahre lang leitete Bantlin die Uhlandschule, die zunächst Grund-, Haupt- und Werkrealschule war. Als sie diese als Rektorin übernahm, gab es dort noch 220 Schüler. Immer wieder änderte sich etwas. »Im Jahr 2009 begann der Prozess zum Standort der Hauptschule in Wannweil.« Im Jahr 2012 wurde die Uhlandschule zur reinen Grundschule. »Die damalige Entscheidung der Schulträger und des Regierungspräsidiums kann ich nicht bewerten. Sie war alternativlos.« Dabei hatte Bantlin damals schon ein Konzept erarbeitet, wie eine Hauptschule in Wannweil erhalten bleiben kann. »Ich habe es nie aus der Schublade geholt, weil in Wannweil immer weniger Kinder nach der Grundschule an unserer Schule bleiben wollten und die Hauptschule nicht akzeptiert wurde.« Zum Ende wurden die Schüler noch drei Jahre lang mal in Wannweil, Kusterdingen und Kirchentellinsfurt beschult.

Beatrice Bantlin geht als Rektorin der Uhlandschule in Wannweil in den Ruhestand. Fuhr sie sonst mit dem Rad zur Schule, radelt
Beatrice Bantlin geht als Rektorin der Uhlandschule in Wannweil in den Ruhestand. Fuhr sie sonst mit dem Rad zur Schule, radelt sie nun erstmal nach Berlin. Foto: Malte Klein
Beatrice Bantlin geht als Rektorin der Uhlandschule in Wannweil in den Ruhestand. Fuhr sie sonst mit dem Rad zur Schule, radelt sie nun erstmal nach Berlin.
Foto: Malte Klein

Bantlin hatte ursprünglich Sport- und Französisch auf Lehramt für Gymnasien studiert. Doch nach einem Bänderriss riet ihr der Operateur von der Arbeit als Sportlehrerin ab. Und noch etwas kam hinzu: »Meine Freundin hat begeistert von den Schulpraktika mit den Grundschulkindern erzählt, während ich im Hörsaal etwas über Leib haben und Leib sein oder französische Literatur des 19. Jahrhunderts hörte.« Also wechselte Bantlin von der Universität Tübingen an die Pädagogische Hochschule in Reutlingen.

»Der Schulweg ist auch ein Lern- und Entwicklungsraum«

Heute sagt sie, ihre Schüler seien ihr richtig ans Herz gewachsen. Manche Kinder von früher sah sie wieder, als die längst erwachsen waren und ihre Kinder einschulten. Was Bantlin nicht mochte, waren Elterntaxis. »Ich habe den Eltern gesagt, dass sie ihre Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule schicken sollen. Der Schulweg ist auch ein Lern- und Entwicklungsraum.«

In der nächsten Zeit möchte Beatrice Bantlin vor allem ruhen. »Ich habe wortwörtlich im Rektoriat gewohnt«, beschreibt sie ihre Arbeitsintensität. Es gab aber gerade morgens etwas, was ihren Weg zur Uhlandschule besonders gemacht hat. »Wenn ich mit dem Fahrrad durch die Felder bei Degerschlacht gefahren bin, hatte ich den Blick auf meine Alb und meine Achalm. Wenn ich das gesehen habe, wurde ich frei und habe unendliche Energie tanken können.« Gerade das Radeln behält sie auch im Ruhestand bei. »Ich fahre von hier mit dem Fahrrad nach Berlin über Leipzig. Ich mache das bewusst alleine, damit ich alles verarbeiten kann.« Dort trifft sie ihre Familie und fährt später mit ihrem Mann im Wohnmobil zurück in den Süden.

»Die Schule hat mir viel gegeben«

So richtig realisieren, dass sie nicht mehr Schulleiterin ist, wird sie es erst später, vermutet Bantlin. Nämlich am Montag, 11. September, wenn das neue Schuljahr beginnt. »Dann wird meine Nachfolgerin da sein. Ich freue mich, dass ich die Schule in gute Hände geben kann«, sagt die 61-jährige Bantlin und zieht ein Resumée: »Die Schule hat mir viel gegeben.« (GEA)