PLIEZHAUSEN. Während im September 2023 etwa 45 Mütter und Väter die Ratssitzung über steigende Elternbeiträge verfolgten, hat am Dienstagabend niemand von ihnen auf den Zuschauerstühlen gesessen. Dabei ging es an dem Tag ebenfalls um steigende Beiträge für die Kinderbetreuung. Während diese Anfang dieses Jahres um 8,3 Prozent stiegen, haben die Kommunalpolitiker nun einstimmig für Anfang 2025 und Anfang 2026 weitere Erhöhungen um 7,5 und um 7,3 Prozent beschlossen. »Wir bekommen jedes Jahr die Verbändeempfehlung und liegen darunter. Es werden in Pliezhausen weniger als 20 Prozent durch Elternbeiträge gedeckt«, sagte der Kämmerer Markus Hillenbrand.
Mit seinem Beschluss über die Erhöhung folgt der Gemeinderat der Empfehlung der kommunalen Spitzenverbände und der Landeskirchen, bleibt aber unter deren Zielwert von 20 Prozent des Deckungsgrads. Somit kommen auch nach der Erhöhung alle Steuerzahler für mehr als 80 Prozent der Kinderbetreuungskosten auf, während die Eltern weniger als woanders üblich zahlen. »Auch wenn die 7,5 und 7,3 Prozent eine deutliche Erhöhung sind, erreichen wir die 20 Prozent-Marke nicht. Aktuell sind es nur etwa 15 Prozent«, ordnete Hillenbrand ein. Die Kosten für die - in den vergangenen Jahren stark ausgebaute - Kinderbetreuung betragen in Pliezhausen 2024 knapp 9,3 Millionen Euro.
Deutliche Steigerung
Die Elternbeiträge betragen 1,3 Millionen Euro, hinzu kommen noch Landeszuschüsse. Unter dem Strich muss die Gemeinde also etwa 6,1 Millionen Euro für die Kinderbetreuung zahlen. Das ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren, denn 2022 musste die Gemeinde für 4,6 Millionen Euro und 2023 für 5,2 Millionen Euro aufkommen. Aus der Beschlussvorlage geht hervor, dass Tarifabschlüsse die Personalkosten »kräftig gesteigert« haben.
Hillenbrand wies auf die schwierige Haushaltslage der Gemeinde hin. In diesem Jahr übersteigen die Ausgaben die Einnahmen deutlich. »Wenn wir die Elternbeiträge nicht erhöhen würden, müssten wir die 100.000 Euro woanders einsparen.« Um die Folgen der Erhöhung abzumildern, soll es diese nicht zum Beginn des neuen Kindergartenjahres im Herbst, sondern erst zum 1. Januar geben. Außerdem sollen die Schwellenwerte der Beitragsstufen jeweils um zehn Prozent angehoben werden. »So wollen wir vermeiden, dass jemand wegen der Lohnerhöhung durch die Inflation in eine höhere Stufe der Beiträge kommt«, sagte Hillenbrand. Die Gemeinde habe die Beitragserhöhung bereits mit den Elternvertretern abgestimmt und in einem Elternbrief angekündigt. »Wir waren dabei transparent. Es gab keine Widerstände«, sagte der Kämmerer.
Überrascht von Elternschaft
Die Gemeinderätin Susanne Stetter (SPD) bemerkte, dass sie einer Erhöhung um 15 Prozent in zwei Jahren nicht gerne zustimmen würde. »Wir haben aber keine andere Möglichkeit.« Die Erhöhung der Schwellenwerte bei den Beitragsstufen um zehn Prozent würden diese aber abmildern. »Der Zeitversatz hilft auch. Das ist zusammen eine kleine Kompensation«, sagte Bürgermeister Christof Dold.
Die Gniebeler Ortsvorsteherin Kathrin Henne sagte, sie sei positiv überrascht, dass die Elternschaft den Weg der Beitragserhöhung mitgeht. »Es ist viel Aufklärungsarbeit geleistet worden. Darum freue ich mich darüber. Das gab es schon mal ganz anders.« Was die Erhöhung betreffe, bliebe den Gemeinderäten nichts anderes übrig. (GEA)