DETTINGEN. Ein Erfolgsmodell schwächelt, auch wenn Schulsozialarbeiterin Christel Bahnmüller-Luft in Bezug auf das jährliche Sommerferienprogramm der Gemeinde noch nicht von einer Krise sprechen möchte. Bevor es so weit kommt, wolle sie im Verwaltungsausschuss die Ist-Situation darstellen und mit den Ratsmitgliedern über eine perspektivische Neuausrichtung diskutieren.
Drei Trends zeichnen sich seit Jahren ab und das nicht nur in Dettingen: Es gibt immer weniger Anbieter und Teilnehmer, außerdem sinkt die Verbindlichkeit. Das heißt in der Praxis: Zugesagte Termine wie auch Zahlungsverpflichtungen werden nicht eingehalten. Erfahrungen, die von den Gemeinderäten als Anbieter von Veranstaltungen geteilt werden: Von 15 zum Schach angemeldeten Kindern seien vergangenes Jahr nur acht gekommen, berichtet Dr. Frank Schwaigerer von der Unabhängigen Liste (UL) – das sei demotivierend.
»Was nichts kostet, ist nichts«
Katharina Beutler berichtet von ähnlichen Zahlen: Mit zwölf Kindern hatte der Freundeskreis Calverbühl gerechnet, drei erschienen nicht. Mit ihnen habe man aber kalkuliert, bleibe also auf den Unkosten sitzen. Zwischenzeitlich wurden sogar am Vortrag einer Veranstaltung Erinnerungsanrufe gestartet, das koste laut Christel Bahnmüller-Luft jedoch sehr viel Zeit. Eine mögliche Lösung: Vorab eine Anmeldegebühr kassieren, auch wenn die gering sei. Christdemokrat Jochen Rehm verwies hier auf die sicherlich immer noch gültige Denkweise: »Was nichts kostet, ist nichts.«
Mit der abnehmenden Verbindlichkeit geht auf der anderen Seite die Abnahme der Angebote einher. Um die 70 waren es zu Hochzeiten: »Vergangenes Jahr waren es noch 35 Programmpunkte, davon kam die Hälfte von der Schulsozialarbeit«, machte Bahnmüller-Luft deutlich. Die Gründe mögen vielfältig sein, liegen unter anderem auch an zu vielen und komplizierten Vorschriften für ehrenamtlich Engagierte. Es werde zunehmend anstrengender, Kinder für mehrere Stunden oder einen ganzen Tag lang zu betreuen.
»Vieles funktioniert nicht mehr so wie früher«
»Vieles funktioniert leider nicht mehr so wie früher«, bedauerte Bürgermeister Michael Hillert und äußerte seine Hochachtung für jeden, der beim Sommerferienprogramm mitmacht. Geändert hat sich im Lauf der Jahre auch der Anspruch der Eltern von einem reinen Bespaßungsprogramm hin zu einem verlässlichen Angebot über einen gewissen Zeitraum. Das bestätigte Elke Göhner (UL): Die jeweils einwöchigen Tenniscamps zu Beginn und am Ende der Ferien laufen gut. Extrem gefragt sei das laut Klaus Hirrle von der Freien Wählervereinigung einwöchige Ferienprogramm des CVJM, 80 Helfer seien dafür im Einsatz. Von solchen Voraussetzungen könne sie nur träumen, meinte Christel Bahnmüller-Luft: »Wenn mir gesagt wird, dass ich das Rathaus lahmlegen darf, mache ich das. Ideen habe ich genug«, meint sie.
Eine Anregung aus dem Gremium werde sie für die künftige Planung des Ferienprogramms auf jeden Fall mitnehmen: Bislang legten die Vereine oder anderen Anbieter die Termine so fest, wie es ihnen passt. Es soll versucht werden, die Angebote in bestimmten Wochen zusammenzufassen: »Das würde den Eltern helfen«, erklärte der Lehrer Frank Schwaigerer; sechs Wochen Ferien sei eine lange Zeit. In einem sind sich die Mitglieder des Verwaltungsausschusses einig, wie es FWV-Fraktionsvorsitzender Dr. Rolf Hägele unterstrich: Es wäre schade, wenn es das Sommerferienprogramm nicht mehr geben würde. (GEA)