DETTINGEN. Das war knapp: Bürgermeister Michael Hillert wollte seinen Ausführungen nach endlich einen Knopf an ein Dauerthema machen, seit 2010 wird im Gemeinderat über das Thema Bebauungsplan »Grüne Lungen« diskutiert. Doch der inzwischen vierte Auslegungsbeschluss der Bauleitplanung wäre fast wegen Beschlussunfähigkeit des Gremiums gescheitert – das hatte weder der Bürgermeister noch Mitglieder des Gemeinderats bislang erlebt. 18 Frauen und Männer gehören ihm an, drei hatten sich für die jüngste Sitzung abgemeldet.
So weit, so gut: Sieben Gemeinderäte waren jedoch befangen beim Thema innerörtliche Grünflächen und so fehlte letztlich eine Person zur Stimmabgabe. Kurze Ratlosigkeit herrschte im Sitzungssaal, Hauptamtsleiterin Stefanie Jedele machte sich mehrfach in der Gemeindeordnung sachkundig – doch an den Fakten gab’s nichts zu rütteln. Bis die Unabhängige Liste einen Versuch startete und Fraktionskollegin Elke Göhner anrief, die aus gesundheitlichen Gründen für die Sitzung abgesagt hatte. Die rappelte sich von der Couch hoch, eilte in den Sitzungssaal, stimmte ab und verabschiedete sich flugs auch wieder. Das Ergebnis fiel einstimmig aus: Der Gemeinderat fasste einen Abwägungs- und erneuten Auslegungsbeschluss des Bebauungsplans »Netzwerk Grüne Lunge« – er wird zum vierten Mal ausgelegt und laut Michael Hillert hoffentlich auch zum letzten Mal. »Ich gehe davon aus, dass das die letzte Änderung«, machte der Bürgermeister deutlich.
Dettingen hat innerstädtische Grünflächen
Dettingen hat mit den Grünen Lungen etwas, das sich andere Städte und Gemeinden im Sinne des Klimaschutzes erst wieder aufbauen müssen: innerstädtische Grünflächen. Im Zuge der im Jahr 2010 gestarteten Ortskernsanierung III hatte sich der Gemeinderat geeinigt, für diese neun Teilgebiete mit einer Fläche von rund sechs Hektar ein ökologisches Rahmenkonzept auszuarbeiten. Die Widerstände waren bei den Anwohnern zum Teil sehr groß, 2014 fand eine Bürgerinformation statt und im April 2015 wurde der Bebauungsplan erstmals ausgelegt. »Spätestens ab diesem Moment wusste man, dass die Gemeinde plant die Flächen zu schützen«, erklärte Hillert. »Wir haben das nicht aus Jux und Tollerei gemacht.« Ziel ist diese wertvollen Flächen vor Bebauung zu schützen und damit das Kleinklima zu verbessern, das Thema gewann im Lauf der Jahre immer mehr an Bedeutung.
Schutz steht im Fokus
Klaus Hirrle von den Freien Wählern sprach von den Grünen Lungen als einen Schatz mit Seltenheitswert, den es zu bewahren und zu verteidigen gelte. Auch die Unabhängige Liste, so Dr. Frank Schwaigerer, stehe hinter dem Schutz dieses historischen Ortsbildes. Das Verfahren habe laut Michael Allmendinger von der CDU in einzelnen Fällen zu Härten geführt, man habe aber mit Professorin Waltraud Pustal einen plausiblen Kriterienkatalog geschaffen: »Wir sind auf dem richtigen Weg«.
Verwaltung und Gemeinderat habe sich laut Bürgermeister Hillert »furchtbar« lange mit dem Thema befasst, es solle mit der vierten Auslegung nun endlich sein Ende finden: »Das Verfahren ist rechtens und korrekt betrieben worden«, machte er deutlich. Die Gemeinde Dettingen werde es gegebenenfalls rechtlich verteidigen. (GEA)