WANNWEIL. Der Wannweiler Rathausbrunnen ist noch nicht mal ansatzweise so alt wie die Schlangensage, die er darstellt. Trotzdem nagt an ihm ganz erheblich der Zahn der Zeit. Wie Ortsbaumeister Carsten Göhner in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats berichtete, ist er derzeit abgebaut. Der Brunnentrog muss ebenso repariert werden wie die Skulptur. Im Mai soll alles fertig sein und wiederaufgebaut werden.
Schon vor einiger Zeit wurde im Rahmen der regelmäßigen Instandhaltungsprüfungen festgestellt, dass das bestehende Brunnenbecken undicht ist, was dafür gesorgt hat, dass Wasser ins Untergeschoss eingedrungen ist, wo sich die Pumpen und der Geräteraum befinden. Die Bronzefigur mit der Schlange und dem Mädchen hat zudem seit längerer Zeit Schäden bei den Wasserleitungen im Inneren.
Brunnen maroder als gedacht
Das war's noch nicht: »Die Verrohrung für den Wasserzu- und ablauf zeigt ebenfalls Mängel und bedarf einer Erneuerung«, schreibt Christian Thumm vom Ortsbauamt in der Sitzungsvorlage. Der Rathausbrunnen ist noch maroder, als man ahnen konnte: Auch die Befestigung der Skulptur in der Beckensohle ist mangelhaft, weiß Christian Thumm. Das bedeutet, dass die Skulptur mit der Schlange und dem Mädchen nicht nur einigermaßen unsicher dasteht, also theoretisch irgendwann einfach mal umfallen könnte, sondern auch »eine potenzielle Gefahr« für Passanten darstellt.
Deshalb wurde die Skulptur jetzt abgebaut und die Natursteinplatten der Brunnensohle demontiert. Im gleichen Zug wurde der durch Frost zerstörte Mörtel rausgebrochen. »Dabei haben wir gemerkt, dass beim Bau der Brunneneinfassung wohl keine Abdichtung vorgenommen wurde«, sagte jetzt Ortsbaumeister Carsten Göhner im Gemeinderat.
Das soll im nächsten Schritt eine Fachfirma für Bauwerksabdichtungen machen. Eine Sanitärfachfirma wird die Zu- und Ablaufrohre erneuern. Der örtliche Bauhof wird abschließend den Natursteinplattenbelag und die instandgesetzte Skulptur wieder wie gehabt montieren.
Im Mai soll der Brunnen wieder plätschern
Zu den Kosten: Im aktuellen Haushaltsplan sind für die Instandhaltung des Rathausbrunnens nur 7.300 Euro eingestellt. Wie schlecht es um den Rathausbrunnen steht, wurde erst ersichtlich, als er demontiert wurde. Die Angebote der Fachfirmen sind deshalb noch nicht da. Sicher ist aber, dass das Ganze um Einiges teurer als die eingeplanten 7.300 Euro werden dürfte. Geld, das die Gemeinde »gern« ausgibt, geht es doch um ein symbolträchtiges Wannweiler Denkmal. In der Sitzungsvorlage liest sich das folgendermaßen: »In diesem Sinne sollte die Sanierung des Rathausbrunnens als eine Investition in die Kultur und des Wohlbefindens der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde betrachtet werden.«
Im Mai soll der Brunnen wieder wie in seinen besten Tagen plätschern. BiWa-Gemeinderätin Barbara Kasper wies darauf hin, dass am Samstag, 4. Mai, rund ums Rathaus wohl einiger Trubel herrschen könnte. Die Wannweiler Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins lädt zu der Aktion »Spielen wie die Kinder früher« ein. Zwischen der Bücherei und dem Gemeindehaus Einfahrtstraße sind 14 Stationen mit Spielen von anno dazumal aufgebaut, »die heute noch toll sind«, wie die Veranstalter werben. Bürgermeister Christian Majer und Ortsbaumeister Carsten Göhner haben versprochen, die Veranstaltung im Blick zu haben und Sorge dafür zu tragen, dass die Kinder nicht durch Baumaschinen und Baumaterial gestört werden.
Die Wannweiler Schlangensage
Der Rathausbrunnen zeigt ein Mädchen mit Kleid und Zöpfen, das einer Schlange mit einer Krone auf dem Kopf eine Schale hinhält und sie füttert. Was es mit der Wannweiler Schlangensage auf sich hat, kann man auf dem Blog der Geschichtswerkstatt Wannweil ( www.geschichtswerkstatt.wannweil.de) erfahren:
"In Wannweil lag eines mitten im Fluss ein Felsen. An heißen Sommertagen sonnte sich eine Schlange auf dem Stein, die goldenes Krönlein trug. Das Tier stand bei den Leuten in hohem Ansehen. Niemand störte sie, und wenn man ihr begegnete, wich man ihr aus.
Das seltsame Tier hauste in einer Höhle mitten im Burghaus, einem Hügel, auf dem einst ein Schloss gestanden haben soll. Durch einen bösen Zauber sei die Schlossherrin in eine Schlange verwandelt und in den Berg verbannt worden sein. Ein schwarzer Pudel mit feurigen Augen bewachte die unermesslichen Schätze in der einstigen Burg.
Weil die Schlange seit Menschengedenken in Wannweil bekannt war, hieß man sie »d´Uhleahne«, also die Huhleahne oder Höhlenahne. Wenn Kinder zur Betglockenzeit nicht heimgehen wollten, schreckte man sie mit der Drohung: »D´Uhleahne kommt ond nemmt de mit en ihr Höhle!«
Nach dem verborgenen Schatz ist oft schon gegraben worden. Als einmal um Mitternacht ein paar Burschen in die Höhle stiegen und das Gestein wegzuräumen versuchten, flogen ihnen bei jedem Hieb die Hacken über den Kopf. Da merkten sie, dass es an dem Ort nicht mit rechten Dingen zuging, und gaben auf.
Das verwunschene Burgfräulein soll aber alle hundert Jahre seine ursprüngliche Gestalt annehmen dürfen. Dann erscheint es den Menschen in einem schneeweißen Kleid mit einem goldenen Gürtel, an dem ein großer Schlüsselbund hängt. Wer es in dieser Zeit erlöst, bekommt auch den Schütz in der Höhle. Aber das ist noch keinem geglückt."