METZINGEN. Mit Z oder mit C? Laut Duden ist der Zirkus dem Circus ebenbürtig - beides gilt. Krone hat sich für Circus entschieden. Allein schon deshalb, weil er Jahr 1905 von Carl Krone im Harz unter dem Namen Circus Charles als Tierschau gegründet wurde. Auf dem Metzinger Festplatz Bongertwasen gastiert vom 18. bis zum 21. April der nach eigenen Angaben der größte Zirkus beziehungsweise Circus der Welt. Gestern Vormittag begann der Aufbau.

Der Circus ist mit einem 60 Mann starken »Vorkommando« auf dem Metzinger Festplatz angerückt. Auf dem ganzen Gelände rammen Männer mit Presslufthämmern dicke Stahlnadeln in den Boden. Sie sind 1,20 Meter lang und sorgen dafür, dass das Zelt stabil steht. Wo welcher Anker in den Boden kommt, bestimmt Zeltmeister Anton »Toni« Kirov. Der 58-Jährige arbeitet schon 33 Jahre bei Krone, zuvor hat er in seiner Heimat auch schon in verschiedenen Circussen gearbeitet.
Er kennt das Zelt so gut wie keiner und weiß deshalb genau, wo welcher Anker sitzen muss. Toni Kirov hat jeden einzelnen auf dem Boden angezeichnet. Gestern wurden schon einige Hundert in den Boden gerammt, wenn am Montag die Zelthülle kommt, werden es noch etliche mehr sein. Am Ende werden tausend Anker im Boden stecken. Das Circuszelt ist 82 Meter lang, 64 Meter breit und 22 Meter hoch. »Das größte überhaupt«, sagt Kirov, »der Metzinger Festplatz ist dafür eigentlich zu klein, aber wir kriegen das hin.« Auf dem Bongertwasen wird schließlich nicht nur die Zirkusarena hochgezogen, sondern auch die Ställe für die Tiere aufgebaut. Ein 70 Meter langes Zelt für die Pferde, in einer anderen Ecke das Gehege für die Raubtiere.
Es ist ein babylonisches Sprachgewirr auf dem Bongertwasen. Die Elektriker sprechen Englisch, daneben unterhalten sich Ukrainer und Russen. Die Männer, die den Pferdestall aufbauen, kommen aus der Mongolei. Zeltmeister Toni Kirov ist eigentlich Bulgare, hat aber in seinem Zirkusleben fast schon alle Sprachen gehört und wechselt mitten im Satz zwischen Bulgarisch, Rumänisch und Deutsch. Das Sprachgewirr funktioniert.
Mitten im Gewusel: Martin Lacey jr. Der 46-jährige kommt aus einer englischen Zirkusfamilie und ist von Haus aus Raubtier-Dompteur. Zum Circusdirektor wurde er durch seine Hochzeit mit der Schweizer Tierlehrerin Jana Mandana Lacey-Krone, geborene Pilz. Die wurde von der kinderlosen Krone-Chefin Christel Sembach-Krone adoptiert und ist seit deren Tod 2017 Direktorin. Martin Lacey jr. versteht nicht nur viele Sprachen, sondern auch etwas von seinem Handwerk: Beim Zirkusfestival von Monte Carlo gewann der Brite als einziger Dompteur der Welt jeweils den Silbernen Clown (2000) und den Goldenen Clown (2010, 2018).
Jetzt steht er auf dem Festplatz Bongertwasen. Gestikuliert, telefoniert, dirigiert. Routine. Der 46-Jährige macht das immer, wenn sein Circus unterwegs ist. Nach zwei Stunden flitzt er schon wieder nach Landau an der Isar. Dort spielt Krone noch bis Sonntag. Gestern stand der Chef mit seinen Raubtieren zwei Mal in der Manege.
So reibungslos funktioniert der Zeltaufbau nur, weil der Circus Krone außer der Zelthülle fast alles doppelt hat. Während in Landau noch gespielt wird, wird in Metzingen schon aufgebaut. Nach der letzten Vorstellung am kommenden Sonntag wird das Zelt am Bongertwasen abgebaut, nächste Station ist in Karlsruhe. Dort hat der Voraustrupp schon angefangen.