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Aktuell Geschichte

Das sind die Namensgeberinnen der Metzinger Olga- und Marienstraße

Der Metzinger Gemeinderat beschloss im Januar 2000, zwei Wege nach Metzinger Frauen zu benennen

Das inzwischen durch einen Neubau ersetzte Altenheim liegt an der Elsa-Brändström-Straße. Die Straße wurde 1968 nach der schwedi
Das inzwischen durch einen Neubau ersetzte Altenheim liegt an der Elsa-Brändström-Straße. Die Straße wurde 1968 nach der schwedischen Philanthropin benannt. FOTO: STADT
Das inzwischen durch einen Neubau ersetzte Altenheim liegt an der Elsa-Brändström-Straße. Die Straße wurde 1968 nach der schwedischen Philanthropin benannt. FOTO: STADT

METZINGEN. Die ersten Straßennamen, die in Metzingen nach Frauen benannt wurden, waren 1875 die Olgastraße und 1893 die Marien- und die Paulinenstraße. Die Olgastraße erhielt ihren Namen nach Königin Olga von Württemberg, einer russischen Prinzessin, die mit dem damals regierenden König Karl von Württemberg verheiratet war.

Die Marienstraße erinnert an Prinzessin Marie von Württemberg, geborene Prinzessin von Waldeck-Pyrmont (1857– 1882), der nach einer Geburt verstorbenen ersten Ehefrau des letzten württembergischen Königs Wilhelm II. Die Paulinenstraße hat ihren Namen nach Königin Pauline von Württemberg, der dritten Ehefrau von König Wilhelm I.

Der erste Straßenname, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Metzingen nach einer Frau benannt wurde, war im Jahr 1968 im Baugebiet Sehrwasen die Elsa-Brändström-Straße. Der Straßenbenennung ging eine längere Vorgeschichte voraus. Im März 1958 stellte Herbert Kienke für den örtlichen Verband der Heimkehrer den Antrag, in Metzingen eine Straße nach Elsa Brändström zu benennen.

Antrag vom Heimkehrerverband

Elsa Brändström (1888–1948) war eine schwedische Philanthropin und Tochter des schwedischen Militärattachés in St. Petersburg. Im Ersten Weltkrieg wurde sie als »Engel von Sibirien« bekannt, da sie sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen in den russischen Gefangenenlagern einsetzte.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie nach Deutschland und richtete hier Heime für Kriegswaisen ein. Den Antrag auf Benennung einer Straße in Metzingen nach Elsa Brändström hatte der Kreisvorsitzende des Verbandes der Heimkehrer, der Reutlinger Stadtrat Dr. Gustav Pfeiffer auf der Jahreshauptversammlung des Metzinger Verbandes gestellt. »Um dieser Frau auch in unserer Stadt für ihr Wirken und Schaffen zu danken und zu ehren und ihr Andenken für die Nachwelt zu erhalten«, bat der Ortsverband der Heimkehrer um eine Straßenbenennung. Der Gemeinderat war mit dem Antrag einverstanden »und wird zu gegebener Zeit eine Straßenbenennung vornehmen«. Allerdings ließ eine Straßenbenennung auf sich warten.

Acht Jahre später, im November 1966, brachte Herbert Kienke, nun Stadtrat, seinen Vorschlag wieder ins Gespräch, doch der Gemeinderat entschied sich bei der damals anstehenden Straßenbenennung für Senefelderstraße. Im Mai 1968 stellte Herbert Kienke, nun Kreisvorsitzender des Verbandes der Heimkehrer, erneut einen Antrag zur Benennung einer Elsa-Brändström-Straße in Metzingen.

Bürgermeister Eduard Kahl regte an, diesen Vorschlag bei der nächsten Straßenbenennung zu berücksichtigen. Und so kam es dann auch. Im November 1968 beschloss der Gemeinderat, die Ringstraße im neuen Baugebiet Sehrwasen, an der das Altenheim errichtet wurde, in Elsa-Brandström-Straße zu benennen. Die falsche Schreibweise kam dadurch zustande, da der Namen in allen Anträgen und auch in einigen Nachschlagewerken in dieser Form geschrieben worden war. Als im Dezember 1984 Kurt Siebke und im Januar 1985 Heinz Hinz auf den Fehler hinwiesen und um eine Berichtigung baten, wurde dies im Gemeinderat besprochen. Dieser war damals mehrheitlich der Auffassung, »dass wir die Änderung der Schreibweise nicht vollziehen sollten, weil sie sich allgemein eingeführt hat«. Erst nach längerem Briefwechsel mit Kurt Siebke und der Einschaltung von Landratsamt und Regierungspräsidium war die Stadt Metzingen im Februar 1986 bereit, den Straßennamen in Elsa-Bränd-ström-Straße zu ändern.

Erste Frau im Gemeinderat

1990 sollten im Baugebiet Hart Straßen nach Erfindern und Naturwissenschaftlern benannt werden. Da bei den vorgeschlagenen Straßennamen keine Frau vertreten war, erhielt die für Wernher von Braun vorgesehene Straße auf Antrag von Stadtrat Reiner Sauter ihren Namen nach der Physikerin und Chemikerin Marie Curie. Weitere Straßen und Wege nach Frauen wurden im 21. Jahrhundert benannt. Im Januar 2000 beschloss der Gemeinderat die Benennung von zwei Wegen nach Metzinger Frauen.

Ein Weg am Säbühl erhielt den Namen Martha-Renner-Weg. Martha Renner (1909–1997) war Lehrerin und in den 1960er-Jahren die erste Frau im Metzinger Gemeinderat. Am Altenheim wurde ein Weg nach Maria Schmid (1906–1991) bezeichnet. Schwester Maria hatte sich vor und nach dem Zweiten Weltkrieg als Kindergärtnerin sehr verdient gemacht.

Im Baugebiet Stauferweg wurde im September 2000 der Else-Handel-Weg angelegt. Else Handel (1903–1990) hat sich durch ihr unerschrockenes Eintreten für einen christlichen Kindergarten in der Zeit des Nationalsozialismus besondere Verdienste erworben.

2007 kamen an der Mühlwiesenstraße die Reihlen- und die Werastraße hinzu, benannt nach Charlotte Reihlen (1805– 1868) Mitbegründerin der Evangelischen Diakonissenanstalt in Stuttgart und nach Herzogin Wera von Württemberg, die sozial sehr engagiert war. Im Industriegebiet an der Nordtangente erfolgte außerdem die Benennung eine Straße nach der Kernphysikerin Lise Meitner. (eg)

 

METZINGER STRASSENNAMEN

In der Entstehung der Straßennamen in Metzingen spiegeln sich zugleich historische Entwicklungen in unserem Land und in unserer Stadt in den letzten beiden Jahrhunderten wider. Dies wurde zuletzt bei der Diskussion um die Hindenburgstraße deutlich. Die Geschichte der Metzinger Straßennamen war ein bislang unbearbeitetes Thema. Dementsprechend gibt Stadtarchivar Rolf Bidlingmaier in einer Artikel-Serie einen Überblick. (GEA)