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Aktuell Mobilität

Das Ringen um den Verkehr der Zukunft in Bad Urach

Die Uracher Stadtverwaltung hat zu einer Bürgerinformationsveranstaltung zum Mobilitätskonzept 2035 eingeladen. Im Mittelpunkt der dreistündigen Veranstaltung stand die Mobilitätsdrehscheibe am ZOB. Hier würde die Ermstalbahn über die B 28 fahren. Die Idee ist in der Bäderstadt immer noch höchst umstritten.

Engagierte und teilweise emotionale Diskussionen bei der Bürgerinformation zum Mobilitätskonzept der Stadt Bad Urach in der Fest
Engagierte und teilweise emotionale Diskussionen bei der Bürgerinformation zum Mobilitätskonzept der Stadt Bad Urach in der Festhalle. Auf dem Bild ist eine Szene vom Thementisch Radverkehr zu sehen, das von Verkehrsplaner Andreas Weber (links) moderiert wurde. Foto: Andreas Fink
Engagierte und teilweise emotionale Diskussionen bei der Bürgerinformation zum Mobilitätskonzept der Stadt Bad Urach in der Festhalle. Auf dem Bild ist eine Szene vom Thementisch Radverkehr zu sehen, das von Verkehrsplaner Andreas Weber (links) moderiert wurde.
Foto: Andreas Fink

BAD URACH. Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus? Die Stadt Bad Urach hat am Montagabend zur Bürgerinformation in der Festhalle zum Thema »Mobilitätskonzept 2035« eingeladen. Das Interesse war groß, die Festhalle war mit 150 Menschen gut gefüllt. »Wir wollen über den ganzen bunten Strauß der Mobilität reden«, sagte Bürgermeister Elmar Rebmann. Also nicht nur über Autos und Straßen, sondern auch über Fahrräder und Radwege. Und natürlich über den ÖPNV mit Bus und Ermstalbahn. Schnell stellte sich heraus, dass es vor allem ein Thema ist, das die Menschen in Bad Urach bewegt: die Mobilitätsdrehscheibe am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an der Tiergartenkreuzung. Hier gehen die Meinungen nach wie vor weit auseinander.

Zum Hintergrund: Bis 2028 wird die Ermstalbahn im Halbstundentakt fahren und werden auf den Schienen Tram-Trains unterwegs sein, wie Professor Tobias Bernecker, seit 2021 Geschäftsführer des Zweckverbands Regionalstadtbahn versprach. Diese Fahrzeuge sind - wie der Name sagt - eine Mischung aus Zug und Straßenbahn. Der Clou dabei: Sie dürfen über Straßen fahren - wie in Heilbronn, Bad Wildbad, Stuttgart und anderen Städten. Im Fall von Bad Urach würde die Endhaltestelle auf die andere Seite der B 28 Richtung Innenstadt verlegt, der Zug würde die Straße überqueren. Zwei Mal in der Stunde, was für insgesamt vier kurze Stopps für den Auto- und LKW-Verkehr sorgen würde. Blaulichtfahrzeuge haben grundsätzlich Vorfahrt vor dem Zug.

Die Tram-Trains haben wesentlich kürzere Bremswege, was die Schließzeiten der Schranken verkürzt. Außerdem schaffen sie engere Kurvenradien. Auf der Mobilitätsdrehscheibe in der Nähe der Innenstadt könnten Menschen schneller vom Bus zur Bahn wechseln. In Bad Urach ist der Weg von der Innenstadt durch die versiffte Unterführung zur Ermstalbahn nach wie vor eine Zumutung.

Die Mobilitätsdrehscheibe war schon x-Mal Thema im Uracher Gemeinderat. In der Diskussion die rund 1,9 Millionen Euro teure Variante 1, bei der die Endhaltestelle zur Innenstadt hin verlegt wird und die Ermstalbahn die B 28 überquert. Bei Variante 2 würde die Endhaltestelle ebenfalls zur Innenstadt hin verlegt, die Bundesstraße würde hier unter den Schienen der Ermstalbahn durchgeführt werden. Kostenpunkt: rund 14 Millionen.

Der Gemeinderat hat schon mehrfach über beide Varianten diskutiert. Am 7. Dezember 2021 wurde beschlossen, Variante 1 - die Überfahrung der B 28 - weiter zu verfolgen. Mit dem Beschluss wurde die Verwaltung beauftragt, weitergehende Gespräche mit den Förderbehörden zu führen. Hier winkt eine 75-Prozent-Förderung durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG).

Zuletzt stand das Thema im Dezember 2023 auf der Tagesordnung des Uracher Gemeinderats. Hier wurde erneut der Widerspruch aus der CDU- und der FWV-Fraktion gegenüber der B-28-Querung deutlich. Bürgermeister Elmar Rebmann bekam das Thema nur vom Tisch, indem er das Wort »zustimmend« aus dem Beschlussantrag »Der Gemeinderat der Stadt Bad Urach nimmt vom Mobilitätskonzept 2035 zustimmend zur Kenntnis« herausnahm. Bei der Bürgerinfo in der Festhalle jetzt wieder fast das gleiche Bild: Bei der Mobilitätsdrehscheibe prallen Welten aufeinander.

Eine Variante 3, nachdem alles beim Alten bleibt und die Unterführung nur »aufgehübscht« wird, will Bürgermeister Elmar Rebmann gar nicht weiterverfolgen, weil sie seiner Ansicht nach - und der des Zweckverbands Regionalstadtbahn - keine Verbesserung bringt. Dass sie bei der Bürgerinfo nicht auftauchte, wurde dem Verwaltungs-Chef von Gegnern der Mobilitätsdrehscheibe prompt vorgeworfen.

Sowohl im Zusammenhang mit der Mobilitätsdrehscheibe als auch mit dem Umbau der Wasserfall- und der Hochhauskreuzung, die jetzt begonnen hat, wurde und wird in Bad Urach ein Kreisverkehr an der Tiergartenkreuzung diskutiert. Wie Verkehrsplaner Andreas Weber jetzt erläuterte, sei der an dieser Stelle nicht zu machen. Aus zwei Gründen: Zum einen sei die Verkehrsbelastung für einen Kreisel in dieser Größe an dieser Stelle - hier kommt die B 28 und die B 465 zusammen - zu groß. Zum anderen gäbe es dann Probleme, die Fußgänger von der Straßenseite (Richtung Activ-Center und Münsinger Straße) auf die andere (Richtung Innenstadt) zu kriegen. In diesem Fall wäre eine Ampel nötig, was wieder für neue Staus sorgen würde.