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Aktuell Neckar/Erms

Das Krokodil gab sich die Ehre

METZINGEN. Eine industrielle Lebensader für die Region feierte gestern Geburtstag: Auf den Tag genau vor 150 Jahren fuhr der erste Zug auf der Strecke Plochingen-Metzingen-Ulm, und dieses Ereignis wurde mit einem Festakt am Bahnhof Metzingen mit Reden und viel historischem Eisenbahnbetrieb gebührend gefeiert.

Zugegeben: Ganz fahrplanmäßig klappte es nicht mit dem Jubiläumsprogramm zum 150-jährigen Bestehen der Bahnstrecke, die als wichtige Transportachse der Region zwischen Plochingen und Reutlingen zu industrieller Blüte verholfen hatte.

»Württemberg Zug« fiel aus

Denn der eigentlich als Hauptattraktion vorgesehene »Württemberg Zug«, der frisch restauriert und unter Dampf um 11.30 Uhr in den Metzinger Bahnhof zu den Klängen der Jugend der Stadtkapelle einrollen sollte, er war nicht rechtzeitig fertig geworden.

Für die wohl gestern noch reparierenden Eisenbahnfreunde vom Verein Schwäbische Alb-Bahn sprangen jedoch kurzfristig die Ulmer Eisenbahnfreunde mit einem historischen Zug ein, der die rund 700 Bahnfans am Metzinger Bahnhof mindestens genauso begeisterte.

OB Fiedler mit Sportsgeist

Und nicht nur die 88 Jahre alte »58 311« sorgte mit zischendem Dampf und schrillem Pfiff für Aufsehen an den Gleisen, sondern es rollten auch historische E-Loks ein, so etwa der »Rote Heuler«, der Metzingens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Fiedler während seiner Festansprache ein wenig die Show stahl - nicht zuletzt schon alleine durch seine Geräuschkulisse, die klar über die Lautsprecheranlage auf Gleis 1 siegte.

Fiedler zeigte indes Sportsgeist und unterbrach kurz seine Ausführungen, in denen er auf die wirtschaftliche Bedeutung verwies, welche die vor 150 Jahren in Betrieb gegangene Bahnstrecke für Metzingen hatte: Ohne diese Anbindung ans Eisenbahnnetz wäre die Entwicklung Metzingens und anderer Kommunen entlang der Strecke zwischen Plochingen und Reutlingen nicht denkbar gewesen.

Dass auch heute der Schienenverkehr Metzingen nach wie vor zu einem Verkehrsknotenpunkt mache, das zeigte als Vertreter der Bahn AG Hans-Albrecht Krause auf.

Er schilderte die Vorzüge der heute eingesetzten Doppelstockzüge mit moderner Technik und viel Komfort für die Fahrgäste - als Beweis rollte einer der von ihm beschriebenen Züge ein.

Für Carsten Strähle von der Erms-Neckar-Bahn AG war der Festtag nicht nur mit dem 150-jährigen Bestehen der Bahnstrecke verbunden, sondern auch mit der Wiederaufnahme des Zugverkehrs vor zehn Jahren zwischen Metzingen und Bad Urach durch sein Unternehmen. Für den Personennahverkehr in der Region sei mit der Ermstalbahn ein wichtiges Element wiederbelebt worden, das sich auch in privatwirtschaftlicher Regie bewähre.

Ohne die Unterstützung des Landratsamts wäre das nicht möglich gewesen, so Strähle an die Adresse des ebenfalls anwesenden Reutlinger Landrats Thomas Reumann.

Für die zahlreichen Besucher des Fests rund um den Bahnhof zählten solche Überlegungen allerdings eher an zweiter Stelle: Die großen und kleinen Eisenbahnfans waren begeistert von der imposanten historischen Technik auf Schienen, nutzten auch die Gelegenheit, sich an Ständen der Bahn AG und des Verkehrsclubs Deutschland Informationen zu den Vorteilen des Bahnreisens zu holen, oder sie erfreuten sich einfach an den unterhaltsamen Angeboten im Rahmen des Jubiläumsfests.

Erfolgsgeschichte Ermstalbahn

Eine Attraktion für die kleinen Gäste war etwa auch ein Minibus, der den vom Bahnhofsplatz startenden großen Vorbildern nachgebildet wurde. Für die großen Bahnfans gab es Leckeres aus dem Keller des Förderkreises Metzinger Keltern, der auf Gleis 1 mit seinem Weinausschank neben den Musikern der Jugend der Stadtkapelle für überaus gelöste Stimmung sorgte.

Gegen 12 Uhr entließ Oberbürgermeister Ulrich Fiedler den historischen Dampfzug dann per Kellensignal wieder aus dem Metzinger Bahnhof - mit voll besetzten Waggons dampfte die altehrwürdige »58 311« wieder ab in Richtung Bad Urach. (GEA)