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Aktuell Konzert

Cowboy der Meere

WANNWEIL. »Tut mir leid, ich hab vergessen die Blumen zu gießen, die Katze zu füttern, mir ’ne Kugel zu geben«, singt Martin Goldenbaum unbeschwert in einen dämmrigen Musenstall 5 hinein. Vom Gewissen höre er eben nur »ein leises Rauschen.« Die Musik ist für den Rockpoeten aus Berlin etwas Essenzielles: »Die Musik ist mein Beruf – sie ist alles für mich. Die Musik ist zu meinem Leben geworden.« Mit geschätzten 90 Konzerten im Jahr begeistert Goldenbaum sein Publikum in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er ist schon vor über 2 000 Menschen aufgetreten, freut sich jedoch ebenso über die intime Atmosphäre in Wannweil.

Dynamische Gitarrenriffs und tanzbarer Rockabilly gemischt mit seinen eigenen provokanten, charmanten und witzigen Texten sind das Markenzeichen des einfühlsamen Seemanns. Seemann war Goldenbaums früherer Beruf, und wenn er so lässig mit Mundharmonika und Gitarre performt, spürt man ihn, den Cowboy der Meere. Schwermut und Sanftmut gehen Hand in Hand, wenn er »Träume in Plastiktragetaschen« verpackt. Der Cowboy unter den Seemännern »zieht mit dem Wind, mit der Sonne« und »fährt mit dem Bus ans Meer und kauft sich ein Eis.«

Punktgenau auf den Nerv

Oft trifft er mit seiner Mischung aus Wahrheit und Witz punktgenau den Nerv der Zuhörer im Musenstall, er sorgt für Jubelrufe und lautes Gelächter. Goldenbaum singt von der Beziehung zu seinem Hund, für die der ein oder andere Teppich dran glauben musste. Er singt davon, seiner Freundin die Wahrheit zu sagen, wenn sie fragt: »Schatz, was denkst du gerade?« Und dann singt er davon, wie schnell aus der Freundin die Exfreundin werden kann. Goldenbaum macht Musik für die Momente, in denen man die Welt nicht mehr versteht. Er singt von Scheinwelten, Religion und Seifenblasen – oft sind die Texte autobiografisch.

Martin Goldenbaum macht aus diesem Abend im Musenstall ein halbes Leben an Emotionen und Gedanken. Auf seine Weise beleuchtet er die Alltagssorgen und lässt dabei keine Selbstverständlichkeit unbesungen. Von den ruhigen Tagen seiner Jugend: »Rumsitzen, abhängen und Bier saufen« über »Ich schenke dir einen Ring aus meiner Lieblingsmelodie« bis hin zu »Nimm mir die Luft zum Atmen, mach mich ein bisschen tot.« (lalu)