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Aktuell Verkehr

Bekommt Metzingen Anschluss an einen Radschnellweg?

Soll der Radverkehr öfter Vorfahrt haben, wie hier  in Reutlingen?  Das Metzinger Zukunftsteam  Infrastruktur und Verkehr inform
Fahrradstraßen, wie hier in Reutlingen, soll es künftig häufiger geben. Foto: Norbert Leister
Fahrradstraßen, wie hier in Reutlingen, soll es künftig häufiger geben.
Foto: Norbert Leister

METZINGEN. »So was muss halt erst mal in die Köpfe rein«, sagte Udo Pasler als ehemaliger Leiter des Reutlinger Kreisstraßenbauamt im Metzinger Kulturforum. Mit »so was« meinte er Verhältnisse für Radfahrer, wie sie in Holland alltäglich sind. Und mit den »Köpfen« meinte er die deutschen. Denn in hiesigen Gefilden hat das Auto in den meisten Gedankengängen – und nicht nur dort – immer noch Vorfahrt. »Wir werden nicht drum herum kommen, den Straßenverkehr neu zu ordnen«, resümierte Pasler, der auf Einladung des Metzinger Zukunftsteams Infrastruktur und Verkehr referierte.

»In Metzingen sind die Radwege rot, in Tübingen blau«

Eine scheinbar einfache Lösung für all die Probleme auf deutschen Straßen hatte ein Besucher an diesem Abend parat: »Wir machen die Autostraßen einfach zu Fahrradstraßen.« Wenn das so einfach wäre! In seinem Vortrag hatte Udo Pasler zuvor erläutert, wie aufwendig und langwierig so ein Prozess ist, wenn es allein darum geht, einheitliche Richtlinien für den Radstraßenbau zu definieren. »In Metzingen sind die Radwege rot, in Tübingen blau, hier sind die Rad-Hinweisschilder grün, in Hessen rot.« Aber immerhin: Es gebe enorme Fördermöglichkeiten für den Bau von Radwegen, sowohl vom Land als auch vom Bund. Streng unterschieden werde allerdings zwischen Radnetz-Wegen des Landes und denen des Landkreises. Der Landkreis Reutlingen hat laut Pasler von 1 100 Kilometern Radwegen 900 Kilometer beschildert. Allein dies hat 350 000 Euro gekostet. Die Definition eines Radweges spiele natürlich eine große Rolle: Der muss nämlich asphaltiert sein, sonst darf er sich gar nicht Radweg nennen – es sei denn, er führt durch einen Wald. Dann reicht auch eine Schotterpiste aus.

Verwirklicht worden seien in den letzten Jahren etwa Radwege zwischen Bad Urach und Bleichstetten oder auch zwischen Wannweil und Reutlingen. Zwischen Betzingen und Wannweil habe es zwar schon zwei Radwege gegeben, beide seien aber nur rund einen Meter breit gewesen. Alle beide auf Maß zu bringen wäre unwirtschaftlich gewesen, also habe man sich entschieden, den an der Bahnlinie zu verbreitern und den an der Durchgangsstraße zu belassen.

»Die Umsetzung muss noch mit den Kommunen abgesprochen werden«

Ein immer bedeutenderes Thema seien auch »Radschnellverbindungen« – dabei von »Wegen« zu sprechen verbiete sich mittlerweile, sagte Pasler. Solch eine »Verbindung« müsse entsprechend der Vorgaben mindestens fünf Kilometer lang und »für den Alltagsradverkehr bedeutend« sein, der Weg müsse eine »interkommunale Verbindung« darstellen und »zukünftig mindestens 2 000 Radfahrer pro Tag« aufnehmen. Wie die letzte Bedingung erfüllt werden könnte – darauf wusste Udo Pasler auch keine Antwort. Zur Breite solch einer Verbindung: Zwei Radler müssen nebeneinander fahren können und ein dritter gar noch gefahrlos überholen können. »Und die Radverbindung muss beleuchtet sein.«

Nach einer Machbarkeitsstudie seien solche Verbindungen zwischen Reutlingen und Tübingen möglich, zwischen Reutlingen, Metzingen und Bad Urach sowie zwischen Metzingen, Eningen und Pfullingen und auch Reutlingen, Pfullingen und Lichtenstein. »Die Radschnellverbindung zwischen Reutlingen und Urach wäre 19 Kilometer lang und würde etwa 31 Millionen Euro kosten«, so Pasler. Mehrere Varianten seien da von einem Ingenieurbüro geprüft worden. Warum die Kosten so hoch seien? »Weil da einige Brücken, Unterführungen oder auch andere Bauwerke notwendig wären.« Die Verbindung Metzingen, Eningen, Pfullingen wäre da hingegen relativ kostengünstig: Für 12,5 Kilometer würden »nur« 8,6 Millionen Euro anfallen. »Da geht es die meiste Zeit über offene Felder.«

Zwar gebe es für diese Radschnellverbindungen 75 Prozent an Fördermöglichkeiten von Bund und Land – angesichts der Gesamtkosten bliebe aber immer noch einiges an der Region hängen. »Sämtliche Studien sind jetzt abgeschlossen, die Umsetzung muss mit den Kommunen noch abgesprochen werden«, betonte Udo Pasler. (GEA)