Legendäre keltische Stadt
Der Begriff wird mit der antiken Großsiedlung »Heidengraben« gleichgesetzt, erklärt Hobbyhistoriker Beekmann. Und weiter: »Ptolemäos, ein Mathematiker, Astronom und Geograf, lebte um 150 n. Chr. in Alexandrien. Als erster hat er alle bedeutenden Städte der Antike geografisch erfasst. In seiner 'Geographia', in der er die bekannte Welt und ihre Bewohner in geografischen Koordinaten aufzeichnete, stimmten die Breitengrade recht genau.«Hier tauchte der Name »Riusiava«, als legendäre keltische Stadt, zum ersten Mal auf. Der einzige Ort, auf den die geografischen Koordinaten einigermaßen passen, ist laut Beekmann der Heidengraben. Folgerichtig trage die frischgebackene Keltengruppe auf der Vorderen Alb nun auch diesen Namen, schließt Beekmann seine Erklärung.
In Sachen Stoffauswahl nimmt man es sehr streng: Leinen ja, Baumwolle lieber nicht! »Letzteres würden die Kelten wohl eher als Frevel bezeichnen«, lacht Beekmann. »Schließlich haben sie ja nicht umsonst Unmengen an Leinen und Flachs angebaut, es ist eine der ältesten Kulturpflanzen«, bemerkt die waschechte Hülbenerin Martina Welsch und sticht mit ihrer dünnen Nähnadel beherzt in den festen, rot gefärbten Leinenstoff, der schon bald ihr Gewand für das kommende Keltenfest in Hülben geben soll. Nähmaschinen hatten die Kelten schließlich auch keine.
Das Thema rund um den Heidengraben fasziniert die Krankenschwester schon immer. »Schade nur, dass die Kelten uns nichts Schriftliches hinterlassen haben«, bedauert sie. Anleitung erhält die Gruppe von keiner Unbekannten. Die Musikerin Sigrid Kasparian kennt sich vor allem mit altem Handwerk und nicht nur dem »Brettchen weben« bestens aus. Den »Schärbrief«, das Muster, entwirft sie dafür selbst.
»Gürtel und Bordüren sind das Aufwendigste an allem«, bestätigen die Frauen und Männer am Nähtisch. Für ein Gewand müssen rund zehn Meter mühevoll und in Kleinstarbeit gewebt werden. »Wer schnell ist, schafft etwa einen Meter in der Stunde«, muntert Kasparian lachend auf, während die emsigen Näherinnen aufstöhnen.
Handgenähte Lederschuhe
Die Stoffe hat die Gewandgruppe nicht selbst eingefärbt, die Kelten freilich schon. »Wurzeln, Blüten, Blätter und Schildläuse wurden damals dafür verwendet«, wie Welsch erklärt. Auch eine junge, ausgelernte Modistin (Hutmacherin), hat sich der Gruppe angeschlossen. Die 20-jährige Hannah Hekel aus Erkenbrechtsweiler, die derzeit in einem Betrieb im Allgäu arbeitet, setzt hierfür authentisches (Kelten-)Design in Sachen Kopfbedeckung um und näht, natürlich von Hand, »flache Scheiben aus Wollstoff« - Baretts für Männer.»Die Keltendamen haben dagegen ganz wenig auf dem Kopf getragen«, sagt sie. »Oft waren es die Kapuzen ihrer Gewänder.« Glasschmuck und handgenähte Leder-Schuhe werden das selbst gemachte Kelten-Outfit schließlich rund machen, erzählen die »Riusiaver«, die beim großen Keltenfest in Hülben ihr Kelten-Outfit vorführen werden. (GEA)