METZINGEN. Zwischen großen Kunstmappen, Bildern und Büchern tief im Inneren des Metzinger Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums steht eine mittelgroße Hundebox. Darin sitzt ein mittelgroßer Hund und blickt mit wachen Knopfaugen nach draußen. Die Schulglocke läutet, gleich beginnt der Unterricht. Der Hund wird aufgeregter und gibt einen kurzen Laut von sich. Das Tier scheint zu wissen, gleich passiert was, gleich darf es raus aus der Box, gleich folgt sein Einsatz.
»Das ist meine Hündin Jumy. Sie ist ein Shetland-Shepdog und ich bringe sie jetzt regelmäßig mit in die Schule«, sagt Stefanie Grauer ganz gelassen. Sie ist Kunstlehrerin und sie bringt ihre einjährige Hündin seit Kurzem mit in ihre Schule und nimmt Jumy auch nach Feierabend wieder mit nach Hause.
»Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund«
Und die aufgeweckte und quirlige Jumy wuselt um die Beine von Stefanie Grauer, die jetzt zielstrebig in den Klassenraum geht. Jumy weicht ihr kaum von der Seite. Der Klassenraum füllt sich. Die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse nehmen schnell ihre Plätze ein. »Kein hektisches Aufstehen und Hinsetzen. Ihr wisst, dass irritiert Jumy«, lautet gleich die Ansage von Lehrerin Grauer. Es wird schnell ruhig im Klassenraum. Wahrscheinlich schneller als sonst üblich.
Damit hat Jumy bereits eine ihrer zentralen Aufgaben als Schulhund erledigt: Sie ist Lärmdämpfer. So steht es unter anderem auch im elfseitigen Konzept für den Schulhund am Metzinger Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium. Im Konzept steht außerdem: Ein Schulhund kann auch noch beispielsweise als Seelentröster, Mutmacher oder Stimmungsaufheller wirken. Und dann noch der Satz: »Gib dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund« – ein Zitat von Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), der bekannten Universalgelehrten aus dem Mittelalter.
Jumy bewegt sich frei im Klassenzimmer hin und her, die Kinder dürfen sie streicheln, lassen sie auch mal Sitz machen und dafür gibt’s zu Belohnung Hundeleckerli. Die entsprechende Box mit dem Trockenfutter steht auf dem Lehrertisch. »Jumy bewegt sich aber auch im Schulgebäude und die Schüler freuen sich über sie genauso, wie sich Jumy über sie freut. Dabei bleibt sie an der Leine und die Schüler müssen sie richtig behandeln«, erklärt Stefanie Grauer. Das heißt, vorsichtig nähern, keine hektischen Bewegungen und auf keine Fall soll das Tier grob behandelt werden. Die einzelnen Verhaltensregeln stehen auch im Schulhundkonzept. »Kinder lernen diese Verhaltensregeln viel schneller als Erwachsene«, so Grauer.
»Das sind dann die Gänsehautmomente, wenn das passiert«
»Der Hund hat gleichzeitig positive Aspekte. Er kann beispielsweise das Lernklima verbessern, er baut Hemmungen ab und die Schüler werden offener und entwickeln eine höhere Achtsamkeit«, erläutert die Lehrerin. Sie habe es selbst erlebt, wie schüchterne Schüler durch ihre Hündin aus sich herauskommen: »Das sind dann die Gänsehautmomente, wenn das passiert.«
Jumy hat bereits eine knapp einjährige Ausbildung in der Hundeschule hinter sich und: »Ihre Weiterbildung läuft, damit es hier an der Schule so prima mit ihr weitergehen kann.« (GEA)