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2500 Kilometer zu Fuß bis zum Nordkap

WALDDORFHÄSLACH. »Ich hab's geschafft!«, schreibt Markus Heim in seinem Blog. Bei schönstem Frühlingswetter ist der Walddorfhäslacher nach 127 Tagen und 2 470 Kilometer am Ziel seiner Träume angelangt, in Vardø östlich des Nordkaps. Seit Neujahr war er vier Monate mit Skiern und seiner Pulka unterwegs über Schneefelder und Seen. Am Ende hat ihn der Frühling eingeholt und Heim »tuckerte« mit Rucksack und Rollbrett auf der Landstraße Richtung Vardø, dem Schlusspunkt seiner Unternehmung. Per Schiff und Zug reiste er zurück in Richtung Heimat.

»Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich«: Markus Heim in Vardø. Jetzt ist er wieder zu Hause. FOTO: PRIVAT
»Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich«: Markus Heim in Vardø. Jetzt ist er wieder zu Hause. FOTO: PRIVAT
»Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich«: Markus Heim in Vardø. Jetzt ist er wieder zu Hause. FOTO: PRIVAT
»Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich«, lautete Heims Motto für seine ungewöhnliche Reise in dem doch nicht ewigen Schnee im Norden Europas. Am Ziel in Vardø hat ihn ein Reporter vom norwegischen Fernsehsender NRK gefilmt und ein Redakteur der lokalen Zeitung interviewt.

Reise um fünf Tage verlängert

Heims Tour erregte auch in Skandinavien für Aufsehen. Weil er die anvisierten 2 500 Kilometer noch nicht erreicht hatte, bog er vor dem Nordkap in Richtung Nordosten ab und verlängerte seine Reise um fünf Tage.

Um die 2 500 Kilometer zu Fuß auf sein Konto zu bringen, stieg er auf der Rückreise in Herrenberg aus dem Zug. Per Pedes zog er seine Pulka mit Gepäck und Skiern über Tübingen durch den Schönbuch bis vor die Haustür nach Walddorfhäslach.

Am Mittwochabend kurz vor acht: Es war kalt, als Markus Heim seine Pulka in die heimische Garage schob. Ein herzlicher Empfang ließ die niederen Temperaturen vergessen, dafür war viel innere Wärme spürbar. Aus seinem spärlichen Gepäck zog der Asket ein eng gepacktes weißes Rentierfell heraus und hängte es zum Lüften über den Anhänger.

»Das war eine lange Zeit, Markus«, schloss Mutter Margret ihren Sohn nach 133 Tagen überglücklich in die Arme und servierte dem hungrigen Heimkehrer den lang versprochenen Kopfsalat aus dem eigenen Garten zu Saitenwürsten und Brezeln. Vater Eugen ließ zum Begrüßungsvesper dann den Verschluss einer Flasche Bier knallen. Das Familienglück war perfekt. »Ich habe manche Nacht nicht geschlafen«, gestand Mutter Margret Heim, zumal ihr Mann für einen sechswöchigen Einsatz in Äthiopien zur gleichen Zeit auf Weltreise war. Genau 15 Kilo hatte Heim auf seiner Tour abgenommen, ein Vollbart überdeckt das hager gewordene Gesicht. Doch das Erlebte überwiegt alle temporären körperlichen Spuren. Markus Heim hat alles in sein Tagebuch eingetragen. »Es hat viel Neuschnee. Es kostet viel Kraft. Da stehe ich an einem Hang und frage mich: Wie soll ich da raufkommen?«, steht dort im Februar. Fast euphorisch schreibt er Ende April: »Am Start ist es sehr kalt. Es herrschen super Schneebedingungen. Ich mache eine tolle Abfahrt und eine Seeüberquerung«. Einen kritischen Moment erlebte der Abenteurer, als er sich bei schlechter Sicht plötzlich in einem Lawinenhang wiederfindet.

Das Vertrauen auf GPS, das Handy und sein Spot, mit dem er jederzeit eine Rettungsaktion auslösen könnte, gibt ihm Sicherheit. Sein Ausstieg auf Zeit aus der Zivilisation hat ihm viel Möglichkeit gegeben nachzudenken, über grundsätzliche Fragen, beispielsweise auf was es eigentlich ankomme im Leben. Seine Mutter hat ihm eine kleine Bibel mitgegeben, »obwohl sie mein Gepäck gewichtsmäßig eigentlich belastet hat«. Darin hat er eine Antwort gefunden. »Es ist alles ganz eitel, was hat der Mensch für einen Gewinn für alle seine Mühe unter der Sonne?«, hat er im Prediger gefunden.

Markus Heim hat zu Fuß mit Hilfe von Skiern eine Zeit lang seine Illusion gelebt. Würde er diese Tour noch einmal machen? Der 38-Jährige nickt sofort. Gleich am Montag geht der Maschinenbauer zurück in seine Firma. Zurück in die Realität. Er ist dann um eine große Erfahrung reicher. (GEA)