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Wiener Schwof im Retro-Look: Buntspecht im Tübinger Sudhaus

Die neueste Wiener Partyband ist im Sudhaus angekommen: Buntspecht können vieles und machen Laune.

Buntspecht kamen mit vielen Instrumenten ins Sudhaus.
Buntspecht kamen mit vielen Instrumenten ins Sudhaus. Foto: Thomas Morawitzky
Buntspecht kamen mit vielen Instrumenten ins Sudhaus.
Foto: Thomas Morawitzky

TÜBINGEN. Ein Buntspecht ist ein Vogel, der auffällt, mit kontrastreichem Gefieder. Buntspecht ist aber auch eine Band – eine, die aus Wien kommt, viele Instrumente kann, große Party macht, sich einen ungewöhnlichen Stil erschaffen hat und vom jungen Publikum umjubelt wird. Zum Beispiel am Dienstagabend im Sudhaus. Dort findet man an diesem Abend bequem einen Parkplatz, was daran liegen mag, dass ein Teil des Publikums noch keinen Führerschein hat, ein anderer Teil des Publikums nicht nüchtern bleiben möchte.

Gruß an Mr. Morrison

Lukas Klein, der singt, Keyboard und Gitarre spielt, hat über das Thema ein Lied geschrieben. »Mojo Risin‘« heißt es, mit diskretem Zaunpfahlwink in Richtung von Jim Morrison, dem Sänger der Doors, der vor mehr als 50 Jahren ähnliche Zeilen schrieb. »Mr. Mojo Risin‘ ich hab keinen Führerschein / Ah, Mr. Mojo Risin‘ lass mich in dein Auto ein«, singt Lukas Klein.

Buntspecht sind eine seltsame Kreuzung. Sie haben ein Bein in der Vergangenheit, wirken ausgeflippt und hochmusikalisch wie Hippie-Wiedergänger. Aber sie sind doch daheim in Wien, in der Gegenwart. Singen Lieder, die mit existenzialistischem Pathos die Welt aus jungerwachsener Perspektive beklagen. Die das Tag- und Nachtleben mit abgeklärter Hysterie studieren, alles hin und wieder auf den Kopf stellen.

»Ich hab heute Lust, jedem Verlangen ohne zu zögern nachzugehen«, so beginnt eines der Lieder. »Benutz mich« heißt ein anderes: »Drück mich aus wie den dreckigen Schwamm, mit dem du dein Geschirr wäschst.« Ein Wiener Spagat zwischen Bill Withers und Led Zeppelin.

Look und Instrumente: Bunt

Musikalisch bleiben Buntspecht zwischen Jazz und Folklore, rumpeliger Polka und Wienerlied. Die Band besteht aus jungen Menschen, die hervorragend musizieren können und dies auch gerne zeigen, aber nicht zu aufdringlich. Da gibt es immer wieder Momente, in denen der wilde Independent-Pop aufbricht für einen fein gesetzten Dialog der Instrumente.

Florian Röthel, frisch promoviert, sitzt hinter einem sparsamen Drumset. Roman Geßler spielt Saxofon und Flöte, Florentin Scheicher Trompete und Melodica, Antonia Luksch das Cello, Jakob Lang E-Bass und Kontrabass. Oft kreuzen mächtige Bläsersätze durchs schwermütige Stück, Streicherfarben fahren darüber, manchmal klingt das geradezu progressiv. Lukas Klein schlendert in weiten roten Hosen umher, gleicht fast dem jungen Joe Cocker; Jakob Lang, teils mit schwerem, tiefem Baritonsaxofon, trägt einen türkisfarbenen Leinenrock und klobige Sneakers. Buntspecht sind ein bunter Haufen. Ihre Fans sind außer sich und sehen ihnen ähnlich. (GEA)