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Wetterkapriolen und starke Frauen beim inter:Komm!-Festival

Das reizvoll besetzte inter:Komm!-Festival musste am Freitag in den franz.K-Saal verlegt werden

Die südafrikanische Sängerin Thabilé beim inter:Komm!-Festival des franz.K. FOTO: SPIESS
Die südafrikanische Sängerin Thabilé beim inter:Komm!-Festival des franz.K Foto: Jürgen Spieß
Die südafrikanische Sängerin Thabilé beim inter:Komm!-Festival des franz.K
Foto: Jürgen Spieß

REUTLINGEN. Mal wieder hatten die franz.K-Veranstalter Pech mit dem Wetter: Pünktlich zum Start des inter:Komm!-Festivals gingen am Freitag heftige Gewitter über das Openair-Gelände vor dem franz.K nieder. So mussten alle vier Auftritte in den Saal verlegt werden. Gut 500 Besucher ließen sich die Stimmung jedoch nicht vermiesen und feierten vor allem die Hauptacts Emel Mathlouthi und Thabilé.

Lange haben die Veranstalter mit sich gerungen, ob sie die Openair-Bühne bespielen oder angesichts der unsicheren Wetterlage ganz in den Saal umziehen sollen. Schließlich entscheiden sie sich für die sichere Variante, auch, »weil weitere Regenschauer angesagt waren«, so Geschäftsführer Andreas Roth. Der Stimmung tut das jedoch keinen Abbruch.

Während sich die bunt gemischte Besucherschar im Freien austauscht oder internationale Speisen und Cocktails zu sich nimmt, heizen im Saal die Bands Emel Mathlouthi, Thabilé, Karla Lara und Kupayaku die Stimmung an. Der Abend ist geprägt von starken Stimmen und kritischen Texten, die die Ursachen für Rassismus, Missbrauch und die Not von Menschen, insbesondere Frauen anprangern und auf eine neue musikalische Weltoffenheit bauen.

Vor allem die zum Schluss auftretende Band um die aus Südafrika stammende Sängerin Thabilé werkelt an einem furiosen Mischmasch zwischen afrikanischer Folklore und funkigen Afrobeats und kombiniert hochansteckende Grooves mit nachdenklichen Texten. Mal singt die seit 2015 in Stuttgart lebende Sängerin auf Englisch, mal in den afrikanischen Sprachen Xhosa, Zulu oder Lingála. Titel wie »Be the Water«, »Black and White Rainbow« oder »Malaika« klingen wie spirituelle Gute-Laune-Lieder, doch gleichzeitig sind sie ein Weckruf für ein selbstbewusstes Frauenbild.

Bereits die ersten Minuten ihres Konzerts sind vielversprechend. Wie Thabilé da auf die Bühne tänzelt, gut gelaunt, mit gelber Blume im Haar und einem gewinnenden Lächeln im Gesicht. Wie sie den voll besetzten Saal umarmt und in ihren Bann zieht. Wie sie alle Statik aufbricht und dem Konzert Bewegung schenkt. Es sind vor allem ihre warme Stimme und das verbindliche Auftreten der Sängerin, die den atmosphärischen Reiz dieses Auftritts ausmachen.

Ungleich düsterer und elektronischer gibt sich die Formation um die als »Stimme des Arabischen Frühlings« bekannt gewordene Sängerin Emel Mathlouthi. Tunesischer Folk und arabische Elemente treffen hier auf meditative Trip-Hop-Elemente. Dazu ruckartige Bewegungen und die hohe Stimme von Emel Mathlouthi, die die Grundlage für kontrollierte Ekstase bieten.

Von allem ist etwas dabei, Langeweile kommt bei diesem ungewöhnlichen Stilmix zwischen klaustrophobischen Sounds und pumpenden Beats zu keiner Sekunde auf. Nichts für Groove-Puristen, dagegen ein Ereignis für alle, die offen für neue Sounds und ungewöhnliche Einflüsse sind.

Eröffnet wird der interkulturelle Konzertreigen mit zwei Stunden Verspätung und den Auftritten der Nürtinger Multi-Kulti-Band Kupayaku und Sängerin Karla Lara aus Honduras, die nur mit Klavierbegleitung und guter Stimme das Publikum zunehmend in den Saal lockt. (GEA)