REUTLINGEN. Raus aus dem Konzertsaal und rein ins pralle Leben will die Württembergische Philharmonie mit ihrem neu angeschafften Orchestermobil »Philmo«. Das Gefährt in Gestalt eines Kleintransporters wurde am Montagabend im Vorfeld des Sinfoniekonzerts vor der Stadthalle enthüllt. Zunächst bedeckte ein großes Tuch das Objekt. Eine Fanfare der WPR-Blechbläser, ein entschlossener Ruck - und das Gefährt bot sich dem Anblick. Chefdirigentin Ariane Matiakh hatte persönlich mit Hand angelegt, zudem Intendant Cornelius Grube und Kulturamtsleiterin Anke Bächtiger. Letztere brachte von der Stadt einen 50-Euro-Benzin-Gutschein mit, was allerdings für die erste Tankladung kaum reichen dürfte.
Finanziert wird das Ganze vom Bund. Der hat über das Förderprogramm »Exzellente Orchesterlandschaft« 400.000 Euro springen lassen, verteilt auf zwei Jahre. Bezahlt wurden damit nicht nur das Fahrzeug sowie zwei Musikvermittler-Stellen, sondern auch Kopfhörer und VR-Brillen.
Die Idee: Die WPR-Musikvermittler fahren mit dem Mobil dorthin, wo das Orchester selbst nicht hinkommt. Aufs Land zum Beispiel. Neben Instrumenten zum Ausprobieren verschafft VR-Technik (»Virtual Reality«) das Erlebnis, mitten im spielenden Orchester zu sitzen. Mit einem Trailer konnten Besucher das bei der Philmo-Taufe gleich ausprobieren. Noch waren die Konzert-Locations leer, in die der Blick durch die VR-Brille schweifte: Stadthalle, Heimatmuseumsgarten, Marienkirche, Metzinger Motorworld - die Szenen mit dem Orchester sollen dieser Tage eingespielt werden.
»Das Philmo ist ein Türöffner«, begeisterte sich Chefdirigentin Matiakh. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene werde das ansprechen. Entwickelt hatte man das Konzept mit dem »Netzwerk Junge Ohren«, dessen Repräsentant Alexander von Nell auch da war. In nächster Zeit soll das Philmo Grube zufolge in Tübingen oder am Stuttgarter Flughafen auftauchen. Herausforderung sei die Weiterfinanzierung der neu geschaffenen Musikvermittlerstellen, wenn die Bundesförderung nach zwei Jahren ausläuft. (GEA)