REUTLINGEN. Hans, der Lebenskünstler, einfältig, aber mit allem zufrieden und sein Glück findend. Die Gestalt dieses Menschen aus dem Märchen »Hans im Glück« lässt einen immer wieder schmunzeln über derart viel Naivität – und doch steckt mehr dahinter. Durch seine vielen Tauschgeschäfte steht Hans am Schluss mit nichts mehr da. Dennoch ist er heiter und lässt uns mit der These zurück, dass Materielles nicht glücklich macht. Und das Befreien von Zwängen und Besitz eine Rückkehr zu sich selbst zulässt.
Der Kinderkonzertmoderator Marko Simsa und der Komponist und Dirigent Erke Duit haben sich dieses Grimm’sche Märchen ausgesucht, um es als interaktives Konzert zu gestalten und zu vertonen. Gemeinsam mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen (WPR) wurde dies nun als Staffel der Reihe »Schüler im Studio« in Form mehrerer Vorstellungen für Grundschulkinder aufgezogen. Zweimal wurde das Programm am Sonntag auch öffentlich aufgeführt. Die zweite dieser Aufführungen kam mittels Gebärdendolmetscherinnen und einer »Deaf Performerin«, die Musik pantomimisch erfahrbar macht, auch Gehörlosen zugute.
Lauschen und mitmachen
In der ersten öffentlichen Aufführung im Studio der WPR ging es lebhaft und zugleich aufmerksam zu. Das Konzept von Lauschen und interaktivem Mitmachen nahm auch unruhige Kinder mit ins Geschehen und ließ ein fröhliches Miteinander von Orchester, Erzähler und Publikum entstehen. Durch das Voranstellen der Moral der Geschichte hatten die Kinder gleich folgendes Leitbild vor Augen: Das Glück, welches entsteht, wenn man etwas abgibt oder weiterschenkt.
Simsa brachte die Geschichte farbig, augenzwinkernd, klar formuliert, mit Gebärden und lebhafter Mimik zu Gehör. Durch seine kindlich-ungekünstelte Art nahm er die Kinder für sich und das Märchen ein und scheute auch vor dem Singen nicht zurück.
Erke Duits Musik dazu war ein Kunterbunt an lautmalerischen Einfällen und eingängigen, kindgerechten Melodien. Hans tönt unbeschwert, geradlinig und verspielt. Der kopfgroße Goldklumpen wird mächtig mit Becken untermalt, die Kuh trottet zu gemütlicher Musik und Kuhglockenklang, das Pferd kann man an Pferdegetrappel und dem eingewobenen Kinderlied »Hopp, hopp, hopp« sofort erspähen. Wenn die schweren Schleifsteine in den Brunnen fallen, brummt die Basstuba mächtig los. Die Tonmalerei der Musik lässt sicher bei manch einem Kind Bilder vor dem Auge entstehen, da braucht es keinen Fernseher.
Klatschspiel und Sprechgesang
Übermütig ging es auch bei den verschiedenen Mitmachaktionen zu. Beim Klatschspiel, welches Duit und Simsa vormachten, oder beim rhythmischen Sprechgesang, wenn Hans zu Blasmusik einkehrt und die Musiker zunächst vormachten: »Mampf, schmatz, gluck!« Und auch das wiederkehrende Lied zum Mitsingen wurde munter geschmettert.
Spaß hatten alle, sichtlich auch die schalkhaft musizierenden Orchestermitglieder. Glück kann man demnach auch woanders finden, in Musik und Gemeinschaft. Folgerichtig eine große Prise Glücksunterricht, den man an diesem Nachmittag genießen durfte. (GEA)