Schon bevor es losgeht, fungieren die Bühnen-Leinwände als klappernde Flughafen-Anzeigetafel, und Beatrice Egli meldet sich als Flugkapitän aus dem Off: »Um Ihnen einen turbulenten Flug zu garantieren, bitten wir Sie nun, sämtliche Hemmungen restlos abzulegen.«
Hemmungen? Gut, dass sie es selbst anspricht. Tatsächlich ist die Liederhalle an diesem Abend ziemlich voll mit Menschen, die offenkundig die Liedtexte auch des neuesten Albums schon brav gebüffelt haben. Vorbereitet wurden zudem Rosen in Zellophanpapier, sie dämmern unter den Sitzen vor sich hin, mit Küchenrollen-Alufolien-Wickeltechnik liebevoll zwischenbewässert.
Doch diese gut präparierten Leute bleiben eisern sitzen, mit bierernster Miene und lächelfrei, immerhin emsig mitdeklamierend und rhythmisch mitklatschend. Einzelne Herren, die es im Überschwang mal von ihren Sitzen reißt, werden von ihren Begleiterinnen unsanft wieder nach unten gezerrt. Selbst Schlager-Kundige im Publikum sind erstaunt, dass die sonst schlagerhandelsübliche Stimmung sich nicht recht einstellen will, dass keiner tanzt und niemand vor der Bühne jauchzt. Zur Ehrenrettung aller Anwesenden sei gesagt, dass sich das zumindest im letzten Drittel des Konzerts allmählich bessert.
Aber für ihre Gäste kann Beatrice Egli nichts – und es liegt auch nicht an ihr. Was sie vorbereitet hat, ist eine rundum gefällige Schlagerparade nach allen Regeln dieser Kunst. Dank Moderation und Einspielfilmchen werden auch aus textlich versatzstückhaften Schlagern kleine Geschichten, die sich brav in die Rahmenhandlung einer Weltreise einschmiegen. Pyrotechnik und Konfetti-Kanone, alles da.
Singen kann sie ziemlich tadellos, die Band ist ein bestens geöltes Uhrwerk, der Kostümwechsel gelingt ihr vier Mal in Rekordzeit, und der Großteil ihrer körpernahen Outfits muss für Männer vermutlich atemberaubend sein. Ein Sonderlob hat sich jener Tänzer verdient, der sie nach einer Dirty-Dancing-würdigen Hebefigur nicht nur sehr sanft zu Boden stellt, sondern dann auch noch das während der Luftnummer hochgerutschte kurze Röckchen der Sängerin sittsam wieder runter zupft. Beidhändig, resolut, routiniert.
Sie ist bei all dem durchaus auch sympathisch. Ihr Umgang mit einem Texthänger kriegt das zweite Sonderlob. Ihre dauerstrahlelächelnde Selbstinszenierung als Mädchen von nebenan, das seinen Traumprinzen leider noch nicht gefunden hat, hmja, also die eher nicht. Etwas zu anbiedernd kommt es daher, dieses »ich bin ja auch nur eine Frau wie jede andere«-Thema mitsamt den dafür wohldosiert erwähnten Dunkelpunkten aus ihrem Leben. »Auch wenn man mal traurig ist«, seufz, natürlich gibt es dazu das passende Lied.
Sie kann Balladen, sie kann es beim Nachsingen fremder Songs richtig rockig krachen lassen (todsichere Nummern: 1001 Nacht und 99 Luftballons), und sie bekommt ihr Publikum dazu, Hits auch ohne sie zu singen.
In der Kategorie Schlager kann hierfür getrost die Gesamtnote eins vergeben werden. Und über die Qualität der Texte in dieser Kategorie sollte man ja prinzipiell elegant schweigen. (GEA)