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Aktuell Weltmusik

Vielschichtig, wechselhaft, lebendig

Der Dettinger Frank Heinkel und Yani Ait-Aoudia aus Marseille geben in der Kulturkneipe Hirsch in Glems ein ungewöhnliches Konzert

Yani Ait-Aoudia (links) und Frank Heinkel wechselten bei ihrem Auftritt im Glemser Hirsch immer wieder die Instrumente. FOTO: SP
Yani Ait-Aoudia (links) und Frank Heinkel wechselten bei ihrem Auftritt im Glemser Hirsch immer wieder die Instrumente. FOTO: SPIESS
Yani Ait-Aoudia (links) und Frank Heinkel wechselten bei ihrem Auftritt im Glemser Hirsch immer wieder die Instrumente. FOTO: SPIESS

METZINGEN-GLEMS. Westafrikanische Ngoni-Musik, flankiert von Didgeridoo-Einlagen und Obertongesang, muss kein Buch mit sieben Siegeln sein. Besonders dann nicht, wenn sie auf solch eingängig-sympathische Weise präsentiert und erklärt wird, wie an diesem Sonntagabend im Glemser Hirsch. Der Dettinger Weltmusiker und Instrumentenbauer Frank Heinkel und sein Duopartner, der Multiinstrumentalist Yani Ait-Aoudia aus Marseille, gaben eine effektvolle Ethno-Show, die sowohl musikalische als auch visuelle Höhepunkte en masse lieferte.

Auf der Bühne sind zahlreiche exotische Instrumente versammelt, die im Laufe des gut anderthalbstündigen Konzerts auch alle zum Einsatz kommen: Da wären etwa vier unterschiedlich große westafrikanische Ngoni-Harfen mit zehn-, zwölf- und 14-saitiger Bespannung. Außerdem zwei australische Didgeridoos, eine Kalebasse-Halbschalentrommel aus Mali, ein riesiger Wind-Gong aus China, ein etwas kleinerer Sonnen-Gong, ein diatonisches Akkordeon und eine indische »Shrutibox«, die einen anhaltenden Dauerton, ähnlich einem Dudelsack oder Harmonium erzeugt.

Zunächst erklingen fließende und schwingende Töne aus Heinkels zwölfsaitiger Ngoni, einem Saiteninstrument der Jägerkaste Westafrikas. Dann setzt eine Kalebasse-Trommel aus getrockneten Kürbissen ein und nimmt den Rhythmus auf. Langsam schält sich ein Pattern heraus. Die beiden Musiker singen und spielen die Ngoni und Trommel abwechselnd, tauschen ständig die Instrumente und wechseln zwischen schlank instrumentierten, in einem steten sanften Fluss stehenden Stücken und perkussiv dominierten Nummern mit moderat angezogenen Tempi.

Es sind traditionelle, fast mystische Melodien, die im Fokus stehen, die dem Gesamtsound abwechslungsreiche und nie langweilige Spannungsmomente verleihen. Afrikanische Klischees, etwa von perkussiver Unbändigkeit und instrumentalem Zauber, bedienen die Beiden nicht und dennoch tragen sie phasenweise ganz Erstaunliches zum meditativen Gruppenklang bei.

Dazu kommen französisch gefärbte Akkordeon- und Rap-Einlagen von Yani Ait-Aoudia und der zunächst fremd anmutende mongolische Obertongesang von Frank Heinkel, der seine Instrumente nicht nur virtuos spielt, sondern sie auch selber baut und ihre Funktionsweise verständlich erklärt. So wie das wirkliche Leben aus vielen Facetten und Phasen besteht, so setzt sich auch die Musik dieses deutsch-französischen Duos zusammen: Vielschichtig, wechselhaft, lebendig. (GEA)