MÜNCHEN. Who is Graciela? Sie ist eine Italo-Südamerikanerin mit dem Temperament einer echten Italienerin, allerdings gebürtige Argentinierin. Ihre Familie stammt aus Sizilien. Der Uropa ist 1888 während der großen Auswanderungswelle mit dem Schiff von Genua nach Buenos Aires gereist, und das mit erst 14 Jahren. Durch die Großeltern gibt es in Gracielas Familienchronik italienische und auch spanische Wurzeln. Sie selbst ging in Argentinien in ein von Nonnen geführtes Gymnasium, genoss dort eine musikalische Ausbildung. Neben ihrem Studium in Psychologie und Anatomie interessierte sie sich auch für Grafikdesign und Kommunikation. Später arbeitete sie in einer Agentur als Grafikerin. 1982, mit 26 Jahren, heiratet Graciela ihren Freund, Juan, auch Grafiker, und beide entscheiden sich, zusammen nach Italien zu gehen, und das, ohne ein Wort Italienisch sprechen zu können.
Als die Ehe in die Brüche geht, ist es Zeit für einen Neubeginn. Gracielas Weg führt sie nach Deutschland. Dort wohnt schon ihre Schwester mit Familie. Ein neuer Job bringt einen neuen Mann in ihr Leben. Mit ihm ist sie 17 Jahre zusammen.
Nach dem Beziehungs-Aus ist es an der Zeit, dass Graciela abermals neu beginnt. Da sie schon immer auch gern kochte, will sie einen Mix aus Werkstatt und Kochschule eröffnen. Sie sucht also in München die passende Räumlichkeit und wird fündig in einem Hinterhof. Nach viel Renovierungsarbeit ist im Jahr 2009 die Eröffnung ihrer »Kochgarage« in der Nymphenburger Straße. Das Angebot der autodidaktischen Köchin ist schnell ausgebucht. Ganz ohne Kochausbildung wird Graciela zum Kochprofi. Rezepte aus aller Welt werden gekocht. Und ihr Herz schlägt für die Mamma-Küche, die einfache Küche, in der alles frisch zubereitet wird. Dann kommt Corona – und das Aus ihrer »Kochgarage«. Nach reiflicher Überlegung setzt Graciela wieder eine Idee um. »Kochgarage zwei« heißt sie, dort im Hinterhof, ein Alimentari – Lebensmittelladen – mit italienischem Streetfood. Die Münchner lieben Gracielas »Little Italy«, wie sie es nennen.
Durch einen Anruf von Tim Mälzer landet sie dann in der Sendung »Kitchen Impossible« (2021 und 2023). So wird die Selfmade-Köchin durch eine Kochshow im Fernsehen bekannt. Ihr Buch »Mamma Mia« beschreibt ausführlich ihre Lebensgeschichte bis jetzt, 2023. Ihre 65 Gerichte beginnen mit Aperitivi, als Beispiel der Aprico Spritz, aus Aprikosenkonfitüre, Aprikosensaft, Zitronensaft, Prosecco und Orangenzesten. Alle Rezepte sind mit einem ungewöhnlichen Mix an Zutaten zu kochen, wie auch unbedingt spannend zuzubereiten. Ein weiterer Aperitiv »Vulcano« beinhaltet unter anderem Rotwein und auch Espresso, eine außergewöhnliche Kombi. Weitere Rezepte gibt’s für Antipasti, Primi, Secondi über Dolce bis zum Digestif. In dieser Reihenfolge, wie man es auch auf einer ordentlich geführten italienischen Speisekarte findet. Viel Italien für die Küche und das alles in einfachen Worten erklärt. Und dazu Tipps oder kleine Anekdoten und Hintergrundgeschichten.
Ihre Rezeptesammlung beinhaltet Gerichte und Getränke aus vielen bekannten Regionen Italiens oder auch Eigenkompositionen. Gracielas Kochbuch ist farbenfroh illustriert und heiter geschrieben, so verrückt und kunterbunt, wie auch ihr Leben verläuft. (ssc)