»Die neue Formation sollte kompakt und transportabel sein«Dieses Jahr hat die Formation, deren Markenzeichen neben treibender Rhythmik ihr kraftvoll mehrstimmiger Gesang ist, ihr viertes Album vorgelegt. »Straßenstaub« ist nach Ansicht der drei die bisher beste Scheibe. Die Songs aus der Feder von Simon Madaus passen, finden sie. Tim Birgel ergänzt: »Ich finde schön, wie sich der Titel ›Straßenstaub‹ als Thema durchzieht.« Das Rausgehen, das Auftreten, der direkte Kontakt zum Publikum, das ist es, was die drei infiziert hat. Dafür nehmen sie gerne den einen oder anderen Asphaltkilometer unter die Räder und schlucken »Straßenstaub«. »Uns zieht’s raus«, betont Madaus.
Sechs der Acht Songs hat Madaus auf Deutsch getextet – ein Schwenk gegenüber seinen früher meist englischen Lyrics. Es geht um durchsungene Nächte, erfüllte und enttäuschte Liebe, um eine Hommage an den US-Countrysänger Hank Williams. Und um das Kopfkino, das sich nachts immer weiter dreht: »Die Nacht wird zum Tag auf dem Gedankenfloß«, heißt es da. Melancholie und Optimismus halten sich die Waage. Es gibt ruhige Lieder, aber insgesamt sind Rocksongs in akustischer Version das Ziel.
Mit 34 (Strohmaier) und 40 Jahren (Birgel, Madaus) gehören die Musiker zu den Erfahrenen in der Szene. In dieser Form ist das Trio erst seit 2011 aktiv. Zusammen musiziert haben Madaus und Birgel jedoch bereits in der Grundschule in Walddorfhäslach – auf der Blockflöte. Madaus’ Popkarriere begann denn auch damit, dass er als Knirps TV-Melodien auf der Flöte blies. Mit elf sattelte er auf Schlagzeug um, mit 16 kam die Gitarre dazu. Birgel, gelernter Mediengestalter, aktuell im Hauptberuf Weinverkäufer in Pfullingen, kaum über die Dorfdisco eines Onkels in Altenriet zur Popmusik. Die Eltern halfen dort immer wieder aus, »und wir Kinder waren einfach mit dabei«. Sein Instrument war das Keyboard.
Mit 14 gründeten Madaus und Birgel mit Kumpels die Gruppe Ozonic, mit der sie dann 1992 zum ersten Mal auftraten – in der Alten Turnhalle in Walddorfhäslach. Um experimentellen Krautrock mit eigenen Songs ging es. Weil es für so was kein Forum gab, trat man bei Grunge-Festivals auf – wo man die Fans etwas verstörte, wie Madaus sich erinnert.
Irgendwann drängte es Madaus zu etwas Intimerem. »Ich wollte einfachere Sachen machen, mehr in die Singer-Songwriter-Richtung.« Also nahm er eine Solo-CD mit Gitarre und Gesang auf und bewarb sich für einen Wettbewerb von Antenne 1 im SI-Centrum in Stuttgart. Dort sprang zwar kein Preis heraus, aber es bestärkte ihn, weiterzumachen. Eine zweite Solo-CD entstand. »Da waren gute Songs dabei, mit denen ich auch auftreten wollte«, erzählt er.
Weil bei Ozonic nicht alle den Schwenk mitmachten, musste eine neue Kombo her. Tim Birgel war der erste Mitstreiter, inzwischen zum Bassisten mutiert. Und mit Benny Strohmaier hatte Madaus den dritten im Bunde gefunden. Dessen Talent war ihm als Kollege in der Musikwerkstatt aufgefallen.
»In den Spielpausen sind wir ins Becken gehüpft«Strohmaier, in Ofterdingen aufgewachsen, später nach Dußlingen gezogen, hatte ebenfalls mit der Blockflöte musikalischen Erstkontakt, ehe Keyboard und Klavier kamen. Seine erste Gruppe war die Abiband am Mössinger Quenstedt-Gymnasium, wo man vor versammelter Schüler-Eltern-Lehrerschaft »Narcotic« von Liquido schmetterte. Das Bandprojekt »mit großen Plänen und wenig Plan« (Strohmaier) hielt erwartungsgemäß nur kurz. Eine Nachfolgeband namens Braintool ging nach zwei Jahren im Chaos unter. Aus der Restmasse erstand das Trio Delta B, das mit Klassikern der Rock- und Bluesgeschichte bis heute aktiv ist, mit Strohmaier als Leadsänger.
In Madaus’ Trio brachte Strohmaier nicht nur das Cajón mit ein, sondern auch sein ehemaliges Jugendzimmer in Ofterdingen, das er zum Tonstudio ausgebaut hatte. Auf diese Weise entstehen nicht nur die Songs komplett in Eigenregie, sondern auch alle Aufnahmen.
Die neue Formation sollte kompakt und transportabel sein, mit eigenen Songs und ein paar netten Covers, um für alle Gelegenheiten gerüstet zu sein. Das Konzept ging auf: Von Geburtstagen über Hochzeiten, von Cafés, Kulturkneipen bis hin zu Mediotheken sind die drei bei allen möglichen Anlässen aktiv geworden. Sie haben im Sudhaus und im franz.K gespielt. Man hat sie für einen Gig auf einem Stocherkahn in Rottenburg gebucht. Sie haben die Kaiserhalle in Reutlingen und einen Plattenladen in Stuttgart beschallt. Einen Auftritt absolvierten sie am Beckenrand des Uracher Thermalbads – in Badehosen! »Anders ging’s nicht, es war einfach zu heiß dort«, lacht Birgel. »Und in den Spielpausen sind wir ins Becken gehüpft«, grinst Madaus. »Da war Stagediving tatsächlich möglich«, sinniert Strohmaier.
Wer Madaus & Band in nächster Zeit live erleben will, muss ein paar Kilometer fahren, bekommt dafür aber eine der schönsten Landschaften gratis dazu: Am 30. Juli spielt das Trio im Fabrikle in Hausen im Donautal. Und zwar ausschließlich eigene Songs. (GEA)
Madaus & Band: 30. Juli, 20 Uhr, Fabrikle, Hausen im Donautal