REUTLINGEN. Zunächst war Georg Philipp Telemanns »Burlesque de Quixote« zu hören, in der der Barockmeister Episoden aus Cervantes' Roman in Musik übersetzt. Leicht und beschwingt hebt die Ouvertüre an. Flotte Triller und ein gutes Zusammenspiel des Nachwuchsorchesters der Jungen Sinfonie Reutlingen lassen den Ritter von der traurigen Gestalt lebendig werden. Feinfühlig reagieren die Musiker aufeinander und auf ihre Dirigentin Maria Eiche. Die gibt dem etwas betulichen Stück eine klare Kontur, durch die Akzente, die sie setzt.
Voller Klang
Mit vollem Klang, der noch etwas durchsichtiger sein könnte, steigen sie in Beethovens erstes Klavierkonzert ein, das schon ziemlich nach dem späteren Meister klingt. Melinda Peschut am Flügel interpretiert ihre Partien mal rhythmisch, mal lyrisch aber immer passend zum Charakter des Stücks, verhalten den zweiten Satz, flott und beschwingt das Rondo. Im Solopart und im Orchester flackern wunderbare Klangfarben auf. Nicht zuletzt die Holzbläser tragen maßgeblich dazu bei.
Bizets »Arlésienne«-Suite
Mit Georges Bizets »Arlésienne«-Suiten hat das Orchester ein Zugpferd des klassischen Musikbetriebs ans Ende seines Konzerts gesetzt. Auch wenn die gleichnamige Bühnenmusik floppte, wurden die daraus zusammengestellten Suiten häufig gespielte Werke der Musikgeschichte. Verhalten steigen die Musiker in die Ouvertüre ein, die verträumte Harfe gesellt sich dazu, dann wird der Klang voller und spritziger, dann wieder ruhig fließend, so wie die Gefühle Frédéris, der »das Mädchen aus Arles« liebt, aber nicht heiraten darf, und sich schließlich verzweifelt in den Tod stürzt.
Die Crescendi kosten die jungen Musikerinnen und Musiker voll aus und machen damit das Unglück des Bauernjungen hörbar. Im Menuetto lädt die Querflöte die Harfe zu einem bezaubernden Tanz. Mit einem ganz sanften Anlaut füllt sie alleine den großen Saal, schwebend wie ein sehnsüchtiger Gedanke, dann fließt ihre Melodie in ein lebendiges Wechselspiel mit den sanft perlenden Tönen der Harfe.
Die Farandole greift am Ende der zweiten »Arlésienne«-Suite nochmal das temperamentvolle Thema der Ouvertüre der ersten Suite auf, für das sich das ganze Orchester ins Zeug legt. Dann lässt ein gelungenes Wechselspiel zwischen dem Pizzicato der Streicher und den Bläsern das Wechselbad der Gefühle Frédéris spüren. Schließlich setzen alle zusammen einen wuchtigen Schlussakzent. (GEA)