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Sinfonisches Landleben: Das Martinskollegium und Thomas Haas in den Pfullinger Hallen

Das Martinskollegium Pfullingen präsentierte mit dem begabten jungen Solisten Thomas Haas Schumanns Cello-Konzert sowie Beethovens Pastoralsinfonie. Ob es den Musikern gelang, Natur und Landleben in Klänge zu fassen?

Thomas Haas als Solist in Schumanns Cello-Konzert beim Auftritt mit dem Martinskollegium.
Thomas Haas als Solist in Schumanns Cello-Konzert beim Auftritt mit dem Martinskollegium. Foto: Lorenz Adamer
Thomas Haas als Solist in Schumanns Cello-Konzert beim Auftritt mit dem Martinskollegium.
Foto: Lorenz Adamer

PFULLINGEN. Das Winterkonzert in den Pfullinger Hallen war mit Robert Schumanns Cellokonzert a-Moll ganz auf den gebürtigen Reutlinger Thomas Haas ausgerichtet, der an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Professor Sebastian Klinger studiert. Komponiert im Jahr 1850 – als es Schumann durch seine Anstellung in Düsseldorf gesundheitlich etwas besser ging und er vorerst nicht mehr durch Angstattacken und Existenzängste geplagt war – ist es das Ergebnis eines fruchtbaren Jahres. Seit der Uraufführung 1860 erfreut es sich trotz der hohen Anforderungen großer Beliebtheit.

Zur Freude des Publikums haben sich nun Thomas Haas und das Martinskollegium unter der Leitung von Stefan Bornscheuer diesem Werk angenommen. Passioniert glänzte der 21-jährige Solist durch seine beseelte Interpretation, welche die getragenen, melancholischen Passagen als auch die impulsiven Stellen zur fulminanten Höhe brachte.

Direkter Zugang

Zeitweise wählte Haas einen klanglich sehr direkten Zugang, der die Saiten etwas schnarren ließ; aber er zeigte die vielfachen Schattierungen seines Cellospiels, auf das auch in Zukunft gespannt zu blicken bleibt. Der Applaus des Publikums forderte noch eine Zugabe, nämlich das (Volks- und Weihnachts-) »Lied der Vögel« von Pablo Casals, das durch die Celloversion des spanischen Komponisten zu Berühmtheit gelangte.

Dieses »Lied der Vögel« bot gleichzeitig einen guten programmatischen Übergang zum zweiten Teil des Konzerts, das mit Beethovens Sinfonie Nr. 6 »Pastorale« ebenso Vogelstimmen und das Landleben klanglich aufgriff. Das berühmte Werk ist zwischen Programmmusik und absoluter Musik einzustufen. Die fünf Sätze der Sinfonie meisterte das Martinskollegium unter Leitung von Stefan Bornscheuer, der bereits in den letzten Jahren immer wieder als Gastdirigent mit dem Klangkörper zusammengearbeitet hatte, bravourös.

Fundierte Streicher und Bläser

Sowohl in den Bläser- als auch in den Streicherstimmen zeigten sich viele bemerkenswerte Ansätze und Feinheiten: Die fundierte melodische und klangfarbenreiche Arbeit in den Streichern, auf die der Violinist Bornscheuer viel Wert legte, fügte sich wunderbar zu den vielen Soli der Holz- und Blechbläser der ersten drei Sätze und bezeugte eine ebenso hohe Qualität bei den eindrucksvollen Gewitterpassagen. In den Wiederholungen und Reprisen schärfte der Dirigent meist etwas in der klanglichen und rhythmischen Qualität nach und holte damit Bestleistungen aus dem Klangkörper heraus.

Selbst wenn kleine rhythmische oder intonatorische Unsicherheiten bei diesem allseits bekannten Meisterwerk hervortraten, blieb so das musikalische Prunkstück gewahrt. In bewährter Manier musizierte das Martinskollegium auf hohem Niveau und zehrte zudem vom Elan des jungen Cellisten Thomas Haas. Wer den Weg durch die verschneite Landschaft in die Pfullinger Hallen gefunden hatte, wurde mit einem tollen Programm und musikalischem Esprit belohnt. (GEA)