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Premiere im LTT: »Annette, ein Heldinnenepos«

Das LTT bringt Anne Webers »Annette, ein Heldinnenepos« mit einem Tübinger Bürgerchor heraus.

Franziska Angerer hat am LTT bereits »Der Gute Gott von Manhattan« inszeniert. FOTO: FERSTERER/LTT
Franziska Angerer hat am LTT bereits »Der Gute Gott von Manhattan« inszeniert. FOTO: FERSTERER/LTT
Franziska Angerer hat am LTT bereits »Der Gute Gott von Manhattan« inszeniert. FOTO: FERSTERER/LTT

TÜBINGEN. Annette – das ist Anne Beaumanoir, geboren 1923 in der Bretagne. Als die Deutschen 1940 Frankreich besetzen, geht sie in die Résistance und rettet zwei jüdischen Jugendlichen das Leben. Sie studiert, wird Ärztin, heiratet, bekommt Kinder. Doch bei Ausbruch des Algerienkriegs geht Annette erneut in den Widerstand, diesmal gegen Frankreich. Sie wird entdeckt, verurteilt, verhaftet, aber ihr gelingt die Flucht.

Die Autorin und Übersetzerin Anne Weber hat mit »Annette, ein Heldinnenepos« das antike Genre überschrieben, das bisher den sagenhaften Männern vorbehalten war. Regisseurin Franziska Angerer verwandelt den epischen Stoff in großes antikes Theater: mit Insa Jebens und Susanne Weckerle als Protagonistinnen und einem mehrstimmigen Chor aus 18 Tübinger Bürgerinnen und Bürgern. Premiere ist am Samstag, 13. April, um 19.30 Uhr in der LTT-Werkstatt-Spielstätte.

Regisseurin Franziska Angerer findet, mit der Form des Heldenepos habe Weber ihrer »Heldin« Anne Beaumanoir ein Denkmal gesetzt und sie in die Galerie der männlichen Helden aufgenommen. Die Autorin hinterfrage die Motivationen hinter den Heldentaten: »So entsteht das Bild einer neuen, ambivalenten Heldin, die oft im Stillen handelt, sich selbst infrage stellt und sich auch von uns infrage stellen lässt«, so Angerer. Darin unterscheide sich Webers Versepos von der Darstellung der männlichen Helden in Tradition und Gegenwart.

Die innere Ambivalenz der Protagonistin wird durch den Chor verstärkt, der sich kommentierend in die Erzählung einmischt und auch mit dem Publikum interagiert. In der Inszenierung gibt es sogar gleich zwei »Heldinnen«. Die eine vermittele den bildhaft-assoziativen, die andere den sprachlich-erzählenden Teil der Geschichte, erläutert Angerer: »Diese Alter Egos machen die Dialektik der Erzählung spürbar. Dann wird aus einem Privatschicksal etwas Größeres, was auch durch die gebundene Sprache unterstützt wird.«

Für das partizipative Projekt wurde im Dezember ein Casting am LTT veranstaltet. Achtzehn Sängerinnen und Sänger aus Tübinger Chören wurden ausgewählt. Wichtig sei für das künstlerische Leitungsteam gewesen, einen in Stimme, Alter und Gender gemischten Chor zusammenzustellen. Außerdem sei auch nach Personen gesucht worden, die Spiellust mitbringen und gern auf der Bühne stehen, da der Chor die gesamte Vorstellungsdauer szenisch eingebunden wird.

Antonia Dering hat ausgewählte Textpassagen aus dem 2020 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Buch vertont und mit dem Chor einstudiert. »Da Anne Weber immer wieder gezielt Parallelen zur heutigen Zeit zieht, hat es sich angeboten, musikalisch auch in eine moderne Richtung zu gehen«, erläutert Dering ihre Herangehensweise.

Bühne und Kostüme: Olivia Rosendorfer, Dramaturgie: Christine Richter-Nilsson. Weitere Vorstellungen: 20. und 25. April, 2. Mai, 7. Juni und 12. Juli (eg)

 

www.landestheater-tuebingen.de