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Aktuell Kunstförderung

Neues vom Meister an der Achalm

Der Freundeskreis HAP Grieshaber blickt auf ein pandemiebedingt schwieriges Jahr zurück.

Grieshaber als Stoffpuppe, gestaltet von Kerstin Rilling, Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Reutlingen. Hinten Grieshabers Holzsc
Grieshaber als Stoffpuppe, gestaltet von Kerstin Rilling, Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Reutlingen. Hinten Grieshabers Holzschnitt »Federwolke«. FOTO: LAWICKI
Grieshaber als Stoffpuppe, gestaltet von Kerstin Rilling, Kunstvermittlerin am Kunstmuseum Reutlingen. Hinten Grieshabers Holzschnitt »Federwolke«. FOTO: LAWICKI

REUTLINGEN. Im zurückliegenden Jahr mussten sich die Mitglieder des Freundeskreises HAP Grieshaber pandemiebedingt mit einem schriftlichen Jahresbericht des Vorsitzenden Dr. Wolfgang Bartelke begnügen. Erst 2021 war wieder ein Mitgliedertreffen in Präsenz möglich, wie üblich im Reutlinger Spendhaus.

Einige Aktivitäten gab es 2020 aber doch. So wurde das Hallenbad in Stuttgart-Feuerbach, in dem Grieshaber anfangs der 1960er-Jahre die Glasfassade illustrierte, generalsaniert und unter Denkmalschutz gestellt. Restauriert wurde auch die aus 36 Linolschnitten bestehende »Josefslegende«, die Grieshaber für die Stadtkirche St. Germanus in Stuttgart-Untertürkheim schuf.

Die Stiftung Kulturerbe Bayern hat das denkmalgeschützte Schloss Erkersreuth in Selb von der Rosenthal GmbH gekauft. Bemerkenswert, weil der Unternehmer Philip Rosenthal Grieshabers Beitrag 1964 zur Documenta in Kassel als Bilderwand aus Druckstöcken und Holzschnitten ins Foyer des Schlosses einbauen ließ.

Anfang 2020 sprach die Jury der Stiftung Kunstfonds den mit 25 000 Euro dotierten HAP-Grieshaber-Preis der VG Bild-Kunst dem in Dresden lebenden Bildhauer Manaf Halbouni zu. Die 17. Stipendiatin der HAP-Grieshaber-Stiftung, Constanze Vogt, konnte ihre Arbeiten, durch dünne Fäden geprägte Skulpturen, bis September 2020 in der Kunstmuseums-Galerie im Untergeschoss der Wandel-Hallen zeigen.

Werke von Grieshaber selbst waren etwa in der Ausstellung »40 aus 800« im Spendhaus zu erleben, die eine Auswahl von Neuerwerbungen der letzten Jahre zeigte. Auch in Stuttgart wurde Grieshabers Kunst gewürdigt: Von Juni bis Oktober 2020 wurde im Willi-Bleicher-Haus die Schau »Ungesehenes aus den Beziehungen von HAP Grieshaber« gezeigt.

Lawicki wird Stellvertreter

Nun also die Mitgliederversammlung im Spendhaus. Der Vorsitzende Dr. Bartelke eröffnete sie mit dem Eingeständnis, dass seit seinem Bericht über 2020 angesichts eines weiteren Coronajahrs »nicht viel Neues dazukam«. Unabhängig davon galt es auch für ihn, sich auf die neue Führungsriege des Reutlinger Kunstmuseums mit Dr. Ina Dinter als Leiterin und ihren Stellvertreter Dr. Rainer Lawicki ‒ einzustimmen. Letzteren schlug Bartelke den anwesenden rund 20 Mitgliedern des Freundeskreises vor, zu seinem Stellvertreter zu wählen – was einstimmig erfolgte. Bartelke selbst, der seit 2007 den Freundeskreis leitet, wurde einstimmig im Amt bestätigt.

Den 40. Todestag Grieshabers am 12. Mai 2021, so Bartelke, habe die Gemeinde Eningen mit einer kleinen Feier an dessen Grab auf dem Eninger Friedhof gewürdigt. Die Galerie Heim in Stuttgart zeigte vom 26. März bis 8. Mai die Holzschnitte »Passion«, »Osterritt« und »Baumblüte«. Vorausschauend war von Rainer Lawicki zu erfahren, dass das Kunstmuseum im Spendhaus für 2022 eine Grieshaber-Ausstellung unter dem Titel »Paare« plane.

Die ständige Präsenz von Grieshaber im Spendhaus hat sich verändert: Aufgelöst wurde seine biografische und arbeitstechnische Darstellung im fünften Obergeschoss. Der vierte Stock wurde zu einer Aufenthalts- und Kunstvermittlungs-Lounge unter dem Titel »Baumhaus« umgestaltet, unter Mitwirkung von Kerstin Rilling, am Museum für Kunstvermittlung zuständig. In dem kostenfreien Treffpunkt sollen im Wechsel Arbeiten Grieshabers zu sehen sein. Nach pandemiebedingten Verzögerungen konnte im Juni in der HAP-Grieshaber-Halle Eningen die Ausstellung »Riccarda Gregor-Grieshaber: Gemälde und Poesie« eröffnet werden; sie ist bis Anfang Januar zu sehen.

Der diesjährige Grieshaber-Preis der VG Bild-Kunst ging an den Bildhauer Martin Schmid für herausragende künstlerische Leistungen. Die Malerin Çi g˘dam Aky, die in in München lebt und arbeitet, ist ab Oktober als 18. Stipendiatin der Grieshaber-Stiftung in Reutlingen.

Was die Sanierung des Grieshaber-Anwesens anbetrifft, hilft ein Bericht am 25. Juni im GEA weiter. Dort ist eine Aussage von Wolfgang Scheidtweiler vermerkt, einem der Investoren des Achalm-Hotels, der im April 2016 die »vereinigten Hüttenwerke« samt Grundstück erwarb: »Das soll keine Nobel-Erinnerungsstätte werden, auch kein Grieshaber-Museum«, sagte er dort. Es solle klar bleiben, wie der durchaus chaotische Künstler hier gelebt habe, der sein Zuhause an der Achalm selbst zusammengeschustert habe. Nach und nach, so der Plan, sollen die einzelnen Hütten saniert werden. (GEA)