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Nasser Abend unter Bäumen: Ajimsa im Reutlinger Pappelgarten

Der erste Auftritt der chilenischen Band Ajimsa auf deutschem Boden verschmolz französisches und lateinamerikanisches Flair mit afrikanischen Rhythmen. Bis das Wetter dazwischenfunkte.

Die französische Sängerin und Bandeonistin Julie Gaye überzeugte mit intensiver Stimme.
Die französische Sängerin und Bandeonistin Julie Gaye überzeugte mit intensiver Stimme. Foto: Jürgen Spiess
Die französische Sängerin und Bandeonistin Julie Gaye überzeugte mit intensiver Stimme.
Foto: Jürgen Spiess

REUTLINGEN. Es hätte so schön sein können. Ein warmer Sommerabend unter lauschigen Pappelbäumen. Dazu ein stimmungsvolles Livekonzert mit einer Band aus Chile und als Soundverstärker ein neuer Subwoofer von Veranstalter Tobias Festl mit einer veritablen Basspower von 3.600 Watt. Doch der so eingängig-sympathische Auftakt der fünfköpfigen Band Ajimsa, die am Freitagabend ihr allererstes Konzert in Deutschland gab, fand nach knapp einer Stunde ein abruptes Ende: Über dem Pappelgarten zog ein heftiges Gewitter mit Starkregen auf und zwang die Band, das gut besuchte Open-Air-Konzert abzubrechen.

Bis dahin ließen die vier chilenischen Musiker mit ihrer französischen Sängerin und Bandoneonistin jedoch hören, wie französisch-chilenische Weltmusik, gewürzt mit rockigen, lateinamerikanischen und afrikanischen Einsprengseln klingt. Dazu die stimmstarke Frontfrau Julie Gaye, eine sympathische Bühnenpräsenz und eine unverwechselbare Handschrift. Kein Zweifel, die Musik der 2016 gegründeten Gruppe macht noch bei miesestem Wetter gute Laune. Sie geht in die Beine, weht dunkle Schatten von der Seele, obwohl die meisten – zumindest, wenn sie des Spanischen nicht mächtig sind – kaum ein Wort von dem verstanden, was Julie Gaye wort- und gestenreich ins Mikro intonierte.

Poetisch und flott

Viele der Songs waren poetisch gestimmt, auch wenn sie meist ziemlich flott daherkamen. Dafür sorgten in erster Linie der chilenische Progrock-Gitarrist Cristian Torres und ein namenloser Saxofonist im Hintergrund, die die im Mittelpunkt stehende Sängerin mit ihren Solo-Einwürfen markant unterstützten. Dabei ist diese Mischung nicht nur formales Bindeglied, sondern Spiegelbild einer musikalischen Haltung, die hartnäckig, immer und immer wieder das Leben befragt. So wie beim französischen Chanson entstand so etwas wie ein Gespräch zwischen Musikern, Instrumenten und Publikum. Das kam natürlich bestens an und brachte die Besucher ein ums andere Mal zum Mitklatschen. Vor diesem Hintergrund bewegte sich als vorherrschende Melodielinie die intensive Stimme von Julie Gaye.

Leider ging diese weltmusikalische Reise dann trotz der Überdachung der Bühne mit einer Plane vorzeitig zu Ende. Das Publikum erlebte bis zum Konzertabbruch dennoch ein frankophil und lateinamerikanisch verziertes Gute-Laune-Crossover, das mehrere Schattierungen zwischen Ethnofusion, Rock, Mambo und Salsa auslotete. (GEA)